„So trocken war es in diesem Jahr noch nie, die nächsten Tage werden kritisch“, sagt Forstamtsleiter Stephan Schütte. Welche Maßnahmen jetzt ergriffen werden.
„Müssen sensibel sein“Wie sich Feuerwehren und Seniorenheime in Rhein-Sieg für die Hitze rüsten
Zum Wochenstart ist die Hitze in die Region zurückgekehrt. Am Montag stiegen die Temperaturen bereits auf deutlich über 30 Grad, am Dienstag (13. August) soll es nochmal wärmer werden. Die Warnapp Nina warnt vor extremer Hitze. Während viele Menschen die Hitze in der letzten Ferienwoche für einen Ausflug ins Freibad oder an den See nutzen, können die hohen Temperaturen und die Trockenheit auch für Gefahr sorgen.
„Ich kriege keine Panik, wir müssen die Wälder jetzt aber genau im Blick halten“, sagt Forstamtsleiter Stephan Schütte. Dem Wald gehe es nach den hohen Niederschlagsmengen der letzten Monate zwar gut, die Oberböden seien an einigen Stellen aber bereits abgetrocknet. Entlang der Wege sei das Gras zum Teil vertrocknet. „So trocken war es in diesem Jahr noch nie, die nächsten Tage werden kritisch“, sagt der Forstamtsleiter.
Forstamtsleiter warnt vor Gefahren durch brennende Felder
Deshalb werde derzeit vermehrt Streife gefahren – bei Verstößen dürften die Bürgerinnen und Bürger nicht mehr auf allzu viel Rücksichtnahme hoffen. Wenn Leute die Rechtslage nicht kennen, arbeite er normalerweise mit Verwarnungen und zeige auch mal die Gelbe Karte. „Wer jetzt im Wald raucht, kriegt aber sofort glatt Rot“, sagt Schütte.
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Im Blick halten müsse man derzeit nicht nur die Wälder – auch die Felder seien trocken und damit anfällig für Flächenbrände. „Es besteht immer die Gefahr, dass solche Brände auf angrenzenden Feldern in den Wald laufen“, warnt der Forstamtsleiter.
Der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes (DWD) stuft den Rhein-Sieg-Kreis derzeit in Stufe Drei von Fünf ein. Man befinde sich aber auf der Schwelle zu Stufe Vier, die für hohe Gefahr stehe, sagt Schütte. Am Mittwoch werde sich die Lage aber aller Voraussicht nach wieder beruhigen.
Auf den Einsatzfahrzeugen liegt spezielle Einsatzkleidung für Waldbrände
Gelassen geht Eitorfs Feuerwehrchef Jürgen Bensberg mit der Warnung des DWD um. Die Freiwillige Feuerwehr in der Sieggemeinde ist gut aufgestellt, sollte in den Wäldern in der Sieggemeinde ein Feuer ausbrechen. Ein speziell ausgerüsteter Ford Ranger steht für den Erstangriff bereit, mit dem unwegsames Geländegut befahren werden kann. Montiert ist eine kleine Pumpenanlage, ein Modell aus dem bei Waldbränden erfahrenen Spanien; auch Siegburg und Sankt Augustin verfügen über ähnliche Anlagen.
Auf den Einsatzfahrzeugen griffbereit liegt spezielle Einsatzkleidung für Waldbrände, leichter als die normale Feuerwehrbekleidung für Inneneinsätze, auch die Helme wiegen weniger. Und sollte tatsächlich ein Feuer gemeldet werden, steht die Drohnengruppe aus Sankt Augustin bereit. Als oberhalb der Asbacher Straße im Juni 2023 8000 Quadratmeter Wald brannten, war noch ein Hubschrauber zum Einsatz gekommen. Doch die Gefahr besteht, dass die Rotorblätter durch den erzeugten Wind das Feuer weiter anfachen.
Gleichwohl reagiert die Feuerwehr auf den erhöhten Waldbrandgefahrenindex: „Wir haben einen Abrollbehälter, der immer mit 12.000 Litern Wasser gefüllt ist“, berichtet Bensberg. „Den satteln wir wegen der Warnung jetzt schon auf unser Wechselladerfahrzeug.“
Bettlägerigen wird immer wieder Abkühlung angeboten
Im St. Franziskus Krankenhaus in Eitorf lassen Qualitätsmanagerin Heidrun Schaffrath und ihr Pflegeteam früh am Morgen schon die Rollos runter, um die Zimmer zu verschatten und so kühl zu halten - vorausgesetzt, die Patienten wünschen das. Dünne Decken würden angeboten, man achte darauf, dass ausreichend getrunken werde, biete Bettlägerigen zwischendurch Abkühlung an: Kaltes Wasser über die Arme rinnen lassen, den Rücken waschen. Bei der Mobilisierung sei nun besondere Vorsicht geboten. Wer erst mit den Zehen wackele, bevor es ans Laufen gehe, könne den Kreislauf stabilisieren.
Auch das Pflegepersonal solle bei der Hitze auf sich achten: „Getränke sind frei, wir schauen, dass Pausen eingelegt werden, der Raum ist abgedunkelt“, schildert Schaffrath.
„Das Wichtigste ist, dass wir jetzt besonders sensibel sind, alle Bewohnerinnen und Bewohner im Blick behalten und flexibel Tagesabläufe ändern, wenn es nötig ist“, sagt Doris Röhlich-Spitzer, Einrichtungsleitung des Altenzentrums Helenenstift, das der Caritasverband Rhein-Sieg in Hennef unterhält.
Dazu gibt es eine ganze Palette von Maßnahmen: Flüssigkeit, gerne in Form von Eistee oder Speiseeis, Kaltschalen, Melone, und für den Mineralienhaushalt auch gerne etwas Salzgebäck. Nachts wird quergelüftet, am Tag verschattet, wo es geht. Bettdecken sollten ganz dünn sein – oder ganz einfach einmal beiseitegelegt werden.
In Niederkasseler Altenheim nimmt Projekt „Klimaanpassung“ Fahrt auf
„Kühle Fußbäder und Kompressen haben sich bewährt“, erzählt die erfahrene Leitung. „Auch Ventilatoren sind sehr nützlich, anders als Klimageräte“, weiß Röhlich-Spitzer. „Was dem einen zu kalt ist, ist dem anderen zu warm“, deshalb kühle man lieber individuell. „Ich wundere mich oft sehr, aber unsere Bewohnerinnen und Bewohner klagen eigentlich kaum über die Temperaturen, sie haben kein so feines Hitzeempfinden.“ Umso wichtiger sei die aufmerksame Beobachtung.
„Aber wir müssen auch die Mitarbeitenden im Blick haben, denn die Arbeit ist bei hohen Raumtemperaturen deutlich belastender“, so die Einrichtungsleitung.
Im zweiten Altenheim des Caritasverbands Rhein-Sieg, dem Haus Elisabeth in Niederkassel, nimmt gerade das vom Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz geförderte Projekt „Klimaanpassung“ Fahrt auf. Das BMUV trägt die Kosten für ein Konzept, damit sich das Haus baulich – etwa mit begrünten Fassaden oder einer Entsiegelung – aber auch konzeptionell gegen die erwarteten Klimaveränderungen wappnen kann.
Sorgfaltspflicht gilt auch für Mitarbeiter in Pflegeheimen
Gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, mit Angehörigen und Mitarbeitenden beschäftigen sich ein Fachingenieur, ein Architekt sowie ein Landschaftsplaner mit der Aufnahme des Ist-Zustands. In einem zweiten Schritt könnte der Caritasverband dann die finanzielle Unterstützung für die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen beantragen.
Und auch die Leitungsteams in den drei Tagespflegen sowie der Ambulanten Pflege arbeiten gerade intensiv an Hitzeschutzplänen nach einer bundeseinheitlichen Empfehlung. „Natürlich geht es hier um die Sorge für die Menschen, die wir begleiten und für die es zum Beispiel eine Risikobewertung geben wird“, so Manuela Danisch, Assistentin des Fachbereichs Ambulante Pflege.
„Wenn Klienten zum Beispiel Entwässerungs-Medikamente verschrieben bekommen, müssen wir besonders darauf achten, dass sie nicht dehydrieren.“ Aber es geht genauso um eine Sorgfaltspflicht für die Teams im Sinne des Arbeitsschutzes: Etwa dann, wenn die Temperatur in den Kleinwagen der Ambulanten Pflege in schwindelnde Höhen anzusteigen droht.