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Kunstaktion in KönigswinterZehn Künstler rufen zu sensiblem Umgang mit Natur auf

Lesezeit 4 Minuten
Ausstellung WWG-Villa Ralf Klodt

Die Sturmbrettchen „memoriam arbor“ von Isabel Oestreich 

Königswinter – Dass es schon etwas zu sehen gibt, bevor die bildenden Künstler und Künstlerinnen eigentlich mit ihrer Arbeit angefangen haben, ist schon außergewöhnlich. Allerdings nicht in dem schönen alten Gebäude in der Hauptstraße 497 in Königswinter, das sich „HOTSPOT KW I residenz“ nennt und nun zehn Kunstschaffenden aus der weiteren Region Ateliers und Ausstellungsräume bietet. Zum Auftakt eines viermonatigen Arbeitsaufenthaltes wurde die Künstlergruppe „Wald und Sturm“ eingeladen und man darf gespannt sein, was dann zur Vernissage am letzten Wochenende im August präsentiert werden wird.

Dramatische Landschaftsfotografien

Das Thema, mit dem sich diese Gruppe „Wald und Sturm“ in dem ehemaligen Gebäude der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WWG) befasst, liegt auf der Hand und zum Auftakt füllten sich die leeren Räume im Haus schon mit Werken der vorigen drei Ausstellungen zu diesem Thema.

Eine der Hauptorganisatorinnen ist die Künstlerin Margret Schopka mit reicher Islanderfahrung auch als Land-Art-Künstlerin, die sich in ihrer Arbeit stets auf den sensiblen Umgang mit der Natur bezieht. In ihren neuen Werken zeigt sie dramatische Landschaftsfotografien, die sie per Hand mit prophetischen Sprüchen aus dem Alten Testament bestickt wie den bei Hesekiel: „Ich lasse einen Sturm ausbrechen in meinem Groll.“ Auch Christine Burlon, die zur Eröffnung auch schnell eine Musikgruppe um sich geschart hatte, hat ihre Land-Art-Arbeit fotografisch dokumentiert.

Dringlichkeitsantrag der Linken

Streetart an drei Häusern

Zu der Kunstaktion „Hotspot KW“ gehört neben der Ausstellung im ehemaligen WWG-Gebäude auch die Idee, drei marode Häuser in der nördlichen Hauptstraße vorübergehend durch Streetart-Künstler gestalten zu lassen. Zwar hat der Ausschuss für Stadtentwicklung mehrheitlich für den Plan grünes Licht gegeben, indem er eine Abweichung von der Gestaltungssatzung billigte, die grelle Farben an Fassaden in der Altstadt eigentlich untersagt. Ratsmitglied Andreas Danne (Die Linke) will allerdings per Dringlichkeitsantrag erreichen, dass der Stadtrat in seiner Sitzung am Montag, 9. Mai, das Thema an sich zieht und den Beschluss revidiert.

Störend für anderen Bauvorhaben

Danne, der schon im Ausschuss gegen das Streetart-Projekt gestimmt hat, fürchtet um das Wohl der Gemeinde. Es gebe für die geplanten Gestaltungsmaßnahmen „keinerlei verbindliche Aussagen“; es sei damit zu rechnen, dass sich das Projekt „störend auf andere Vorhaben in der Altstadt, insbesondere auf die Nachbarimmobilien“, auswirke. Nicht zuletzt werde ein Präzedenzfall geschaffen, so Danne, der auch den Eigentümer der drei Immobilien, die Verianos Real Estate AG, kritisiert, der inzwischen mehrere Gebäude in der Altstadt gehören: Sie wolle zwar die Kunstaktion, investiere aber nicht in die bauliche Substanz. Verianos-Chef Diego Fernández Reumann hatte erklärt, die auf zunächst drei Jahre angelegte Aktion solle die drei maroden Gebäude in der nördlichen Hauptstraße alternativ gestalten, bis über deren Abriss oder Umbau entschieden werde. (csc)

In Land Art ist auch die Künstlerin Veronika Moos erfahren, die primär von der Textilkunst kommt. Hier baut sie allerdings unter dem Titel „gebraucht und getrieben“ eine lockere Wand aus Schwemmhölzern auf, die ihr der Rhein zugetrieben hat.

Vom Frauenmuseum her bekannt ist Eva Wal, die sich auch als Kunstpädagogin und als Literatin einen Namen gemacht hat. Sie ist die einzige, die nicht in Königswinter selbst arbeitet, sondern, da sie nach Kanada reist, von dort ihre zum Thema passenden Fotos transferiert, die dann im September auch zu sehen sein werden.

Kooperationswerk von Maler und Fotograf

Eine Kooperation sind Christian von Grumbkow und Markus Bollen eingegangen, der eine als Maler, der andere als Fotograf. Und damit wird das ohnehin furiose Bild vom berstenden Wald in seiner expressiven Übermalung noch gesteigert. Beatrix Rey wertet Fundstücke auf, indem sie Wurzelstücke unter eine Glasglocke legt, ein Protest und ein Contra gegen die Wegwerfgesellschaft.

Andrea Bryon wird ihre grün wachende Installation aus 20 Paketen Ton sprießen lassen, Isabel Oestreich fertigt Frottagen von Baumrinden an und Katja Wickert zeigt einen Spielball aus Lindenblüten, Wachs und Beton. Mit 108 Platten aus Fichtennadeln und Wachs symbolisiert sie die 108 Begierden des Buddhismus.

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Und man sieht: Auch durch diese Ausstellung zieht schon der neue Hauch eines mehr und mehr aufkommenden „Frugalismus“. Da ist kein Geklotze mehr mit materiellen Ressourcen, sondern jene neue sparsame Einschränkung, verbunden mit der Nähe zur Natur. Und das Gegengeschenk könnte vielleicht auch eine neue Unabhängigkeit sein.

Die Ausstellung ist geöffnet bis zum 11. September, samstags 14 – 16 Uhr und Sonntag 12 – 16 Uhr.