50 Jahre war der Lohmarer Rolf Zimmermann Postbote. Zum Abschied bescherte eine Nachbarschaft dem beliebten Kümmerer eine besondere Überraschung.
Abschied nach 50 JahrenNachbarschaft überrascht Lieblingspostboten aus Lohmar

Abschied an der Kapelle in Pleiserhohn: Rolf Zimmermann, der langjährige Postbote (Mitte links), geht nach 50 Jahren in Pension, aber doch nicht so ganz.
Copyright: Zimmermann
Pakete, Briefe, Lollis und Leckerchen: Rolf Zimmermann hatte auf seiner Tour immer alles dabei. Auch sein Handy mit 90 bis 100 Telefonnummern von Bewohnern seines Bezirks - und ein paar Haustürschlüssel. Der 65-Jährige aus Lohmar-Donrath war 50 Jahre lang Postbote, ja, mehr als das: Ratgeber, Kümmerer, auch Kummerkasten. In „seinem“ Bezirk in den Königswinterer Höhenorten, wo er die vergangenen 25 Jahre Sendungen zustellte, bescherten ihm die Nachbarn eine besondere Überraschung zum Abschied.
Unter einem Vorwand hatte eine der Initiatorinnen die Telefonnummer seiner Ehefrau erfragt. Die lotste ihren Rolf an einem Freitagnachmittag zur Kapelle in Pleiserhohn. Da warteten Snacks, Getränke und ein Reisegutschein auf ihn. Außerdem eine Landschaft aus Moos und Filz: ein gelbes Postauto, das Ortsschild Pleiserhohn und ein uniformierter Bote in klein, dem Schlaks wie aus dem Gesicht geschnitten.
Vor 30 Jahren zog der gebürtige Thomasberger nach Donrath - der Liebe wegen
„Toll“, schwärmte der Mann, der bekannte: „Ich lebe den Beruf.“ Vor allem, seit er nach dem Start in der Kreisstadt Siegburg aufs Land wechseln durfte - in seine alte Heimat. Zimmermann stammt aus Königswinter-Thomasberg, vor 30 Jahren zog er, der Liebe wegen, an die Agger, lebt hier mit Ehefrau Uschi im Eigenheim. Die beiden Jüngsten ihrer drei Kinder zog er mit groß, „mittlerweile bin ich siebenfacher Opa und einmal Uropa“.
Rund 600 Haushalte klapperte er auf seiner 28-Kilometer-Runde ab. Bekam hier einen Kaffee, dort einen Kuchen, auch mal ein Mittagessen. Als kleinen Dank für gute Tipps zum Beispiel: Neu Zugezogenen riet er, doch zum Dorffest zu gehen oder in einen der Ortsvereine, „um sich zu integrieren“. Und er nannte ihnen wichtige Ansprechpartner. Auch als ehrenamtlicher Haus- und Wohnungsvermittler war er gefragt: „Ich wusste oft als erster, welcher Nachbar umziehen wird.“

Wie aus dem Gesicht geschnitten: Rolf Zimmermann, sein Postauto und das Ortsschild Pleiserhohn in Filz.
Copyright: Zimmermann
Trennungen, Scheidungen, Pfändungen, all das bekam der Beamte mit - und wahrte selbstredend nicht nur das Postgeheimnis. Ältere, alleinlebende Damen vertrauten ihm sogar den Schlüssel an, damit er im Fall des Falles ins Haus und Hilfe leisten konnte: „Wir haben Zeichen verabredet.“ Er war erreichbar, auch nach Feierabend. „Ich habe auch sonntags Anrufe entgegen genommen, kein Problem.“
Zum Abschied erhielt er viele Geschenke und gute Wünsche, zunächst viel mehr in Uthweiler als in Pleiserhohn. „Die Zurückhaltung hatte mich schon gewundert.“ Dann feierten so viele mit ihm zum Abschied an der St.-Anna-Kapelle, etliche kamen mit Hund.
Gebissen worden sei er nur in Siegburg, „dreimal“, erzählt der Postbote. In Königswinter dagegen hätten die Vierbeiner, kaum öffnete er die Tür, schon auf dem Beifahrersitz gesessen. Den Leckerlis sei Dank.
Niemals geht man so ganz, das gilt auch für Rolf Zimmermann. Einmal in der Woche fährt er morgens um 6 Uhr auf die A 3 bis ins Gewerbegebiet Oberpleis, belädt dort eigenhändig seinen T 5, einen Diesel, und knattert gegen 9 Uhr los. Auf seine alte Tour. Immer wieder dienstags. Sein Arbeitgeber sei sehr angetan gewesen, den Pensionär als Aushilfe gewinnen zu können.

Dreimal wurde der Postbote gebissen, das war anfangs in Siegburg. In seinem angestammten Bezirk war der Lohmarer gut Freund mit allen Hunden.
Copyright: Zimmermann
Er müsse etwas tun, „und die Muckibude kostet viel Geld“, scherzt der 65-Jährige. Seit 14 Jahren leidet er an der Lungenkrankheit COPD. Es gab Zeiten, da qualmte er 60 Zigaretten am Tag. Dann hörte er auf - „und 14 Tage später mussten wir den Notarzt rufen“. Und seine Frau? Die freue sich nun auf die Einlösung des Reisegutscheins für eine Städtereise nach Celle; und dass der umtriebige Ehemann weiterhin seine Leidenschaft pflegt: Postbote zu sein.