Ballsaal, Hotel und WellnessBauer kauft Bordell in Lohmar – Pächter hat große Pläne
Lohmar – Eines der bekanntesten Gebäude im Lohmarer Örtchen Durbusch zwischen Rösrath und Overath kennen die meisten wohl nur von außen: Noch hängt das Schild „Parksauna Residenz“ an der Schlehecker Straße in Durbusch, der Bordellbetrieb ist aber Vergangenheit. In dem Anwesen wird es bald einen Hochzeitssaal, ein Restaurant, einen Hotelbetrieb, Wellness und Fitness geben, einen Kinosaal, einen Lebensmittelladen – und eine Schwimmschule.
Eigentlich sollte die Centaurus-Residenz, so der neue Name, schon Anfang April eröffnen, sagt Pächter Saleem Azim. Doch schlüsselfertig konnte der Besitzer, ein Landwirt aus dem rund fünf Kilometer entfernten Scheiderhöhe, die aufgehübschte Immobilie noch nicht übergeben.
Centaurus-Residenz bekommt Fitnessstudio und Schwimmschule
Bei unserem Besuch hämmert hier noch ein Handwerker, dort spritzt jemand Silikon in die Fugen. Letzte Renovierungsarbeiten. Die Stühle und Tische, abgedeckt mit weißen Hussen und Tüchern, stehen in den Wintergärten bereit. Das Schwimmbad ist indes schon startklar, so dass die Schwimmschule Nessy in der kommenden Woche loslegen kann.
31 Grad Celsius herrschen am zehn mal sieben Meter großen Pool, Valentin Kaymer und Bünyamin Sarikaya bricht der Schweiß aus. Die jungen Männer aus Hennef, die im ganzen Kreis auf der Suche sind nach Becken und Bahnen, freuen sich sichtlich auf das neue Angebot an der Höhenstraße Lohmars, Overath und Rösrath sind nur einen Katzensprung entfernt.
Einst Botschaft der Elfenbeinküste
Das Anwesen an der Schlehecker Straße 45 in Durbusch wurde 1963 erbaut, laut dem derzeitigen Besitzer Christoph Lüpschen vom prominenten niederländischen Radsportler Peter Post (Sechstagerennen Köln) als Wohnsitz. Von 1969 bis 1976 war es Sitz des Botschafters der Elfenbeinküste, später Hotel-Restaurant, Beauty-Center und Familiensauna. Seit 2007 war es ein Bordell, Name: „Parksauna Residenz“. Das Etablissement schloss im Corona-Lockdown seine Türen. Laut Pressestelle des Rhein-Sieg-Kreises gab es vor der Pandemie sieben Bordelle, nun noch sechs.Der Lohmarer Landwirt Christoph Lüpschen aus Scheiderhöhe kaufte das rund 2000 Quadratmeter große Gebäude mit 10.000 Quadratmeter großem Grundstück für einen Millionenbetrag, über genaue Zahlen wollte er nicht sprechen. Ein anderer Investor habe daraus zunächst eine Seniorenresidenz machen wollen, aber „kalte Füße“ bekommen, berichtet Lüpschen. Junge Leute hätten eine Eventgastronomie geplant, schwierig zu finanzieren in der Corona-Zeit. Auf seine Anzeige hin meldete sich dann Saleem Azim aus Bonn. (coh)
„5000 Kinder haben wir auf der Warteliste“, erzählen die umtriebigen Nessy-Gründer, beide 23 Jahre alt und noch Studenten. Sie bieten Schwimmkurse in Hennef, Troisdorf und Sankt Augustin an, beschäftigen mittlerweile 15 Schwimmlehrerinnen und -lehrer. Ab sofort gibt es nun montags und dienstags Wassergewöhnung, Seepferdchen-Vorbereitung und Fortgeschrittenen-Stunden in Durbusch. Ziel: ein Sieben-Tage-Betrieb.
Wie passt das zu den Wellness-Plänen von Saleem Azim? „Gut“, sagt der 54-Jährige und grinst. Die Nessys hätten die Schwimmhalle von 12 bis 18 Uhr gemietet, seine Saunalandschaft mit Cardio-Geräten wird morgens („Für die Rentner“) und abends bis 23 Uhr geöffnet sein. Es gebe Tagestickets, Monats- und Jahreskarten. Auch die Preisgestaltung ist schon spruchreif: für Jugendliche 29, für Erwachsene 39 Euro, Dauerkarten gibt’s günstiger.
Hochzeiten in Lohmar: Raum für 600 Gäste im Ballsaal
Sein Pachtvertrag laufe über 15 Jahre, das Projekt solle nach und nach wachsen. Hauptgeschäft werde die Vermietung der Räume sein, freitags, samstags und sonntags. Für Hochzeiten, Verlobungen, Taufen, Geburtstagsfeiern, für Schulungen und Abibälle. 250 Sitzplätze gibt’s innen, auf der runden Tanzfläche werde die Tanzstange wieder montiert, eine Pooldance-Trainerin mietet sich einige Stunden in der Woche ein.
Das Außengelände – abgetrennt vom Wellnessangebot – biete Raum für 600 Gäste. Im indisch-pakistanischen Restaurant werde übrigens kein Alkohol ausgeschenkt, sagt der Muslim, „das ist unsere Religion“. Ein Lieferservice soll dazukommen und ein asiatischer Lebensmittelladen. „Sieben Tage die Woche geöffnet, sowas gibt es hier bisher nicht.“
Pächter Saleem Azim und sein schillerndes Leben
Der Parkplatz, auf dem sein schneeweißer Jaguar mit weißen Felgen steht, hat rund 100 Stellplätze, „hier könnte auch ein Trödelmarkt stattfinden“. 40 Hotelzimmer, vom preiswerten für Monteure bis zur Luxussuite („schicker als im Kameha“), will der Pakistaner vermarkten.
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Der Schlaks wedelt mit den Armen und erzählt von seinem schillernden Leben: Er arbeite fast rund um die Uhr, sei Musik- und Filmproduzent („in Pakistan, Dubai und Katar“), Hersteller von Kinoleinwänden (Firma „Magic Luxx“) und medizinisch-kosmetischen Brustprothesen („Lady Bra“), betreibe den Online-Handel „Azim 24“, beschäftige etwa 1100 Leute – „Urlaub brauche ich nicht“. Fürs Foto holt er den Juniorchef: seinen Sohn David, 29, ein ruhigerer Vertreter.
In Bonn aufgewachsen, kannte Saleem Azim zwar Lohmar, aber nicht das Etablissement. „Es war ja mal das Konsulat der Elfenbeinküste, das passt“, merkt er an, er sei Diplomatensohn, sein Vater war einst Staatssekretär in der pakistanischen Botschaft. Auf das Anwesen sei er auf einem Online-Kleinanzeigenportal gestoßen, Ende 2021, im Januar 2022 wurde man handelseinig, „nach nur drei Tagen“.