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„Luhmer Grietche“Keine Chance für Wiederbelebung der Zugstrecke durch das Aggertal

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Die alte Trasse des Luhmer Grietche ist in Siegburg von Wald überwuchert oder als Radweg überbaut.

Lohmar – Das Luhmer Grietche schien wieder auferstanden zu sein, so mancher träumt wohl nach einem Beschluss im Regionalrat Köln davon, dass nach mehr als 70 Jahren wieder Züge durchs Aggertal rattern. Doch alle Vorstellungen, die Strecke wieder reaktivieren zu können, verwiesen die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses ins Reich der Fantasie.

„Die Lohmarer haben das Luhmer Grietche tief in ihrem Herzen“, sagte der Ausschussvorsitzende Guido Koch (CDU) seufzend, „aber dieser Zug ist wohl abgefahren“.

Kein Haltepunkt in Lohmar

Seine CDU-Fraktionskollegen Eberhard Temme, Frank Trimborn und Florian Westerhausen hatten den Antrag gestellt, dass die Stadtverwaltung die Idee mit dem Rhein-Sieg-Kreis, dem Rheinisch-Bergischen Kreis und den anliegenden Kommunen prüfen sollte. Der Nahverkehr Rheinland (NVR) solle parallel eine Wirtschaftlichkeitsberechnung aufstellen. Die Einschätzung der Verwaltung fiel ernüchternd aus: Im Jahr 2002 hatte die Stadt von der Deutschen Bahn die Trasse gekauft, die Strecke wurde vom Eisenbahnbundesamt entwidmet; hier verlaufen Straßen, die unter anderem das Gewerbegebiet Auelsweg-Nord erschließen. Auch ein Teil des Fahrradweges zwischen Siegburg und Lohmar befindet sich auf der alten Bahntrasse. Die aktuellen Überlegungen würden zudem keinen Haltepunkt Lohmar-Ort vorsehen – der Nutzen für die Bürger der Stadt sei somit zweifelhaft.

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Die Lok des Luhmer Grietche auf der heute noch existierenden Überführung über die Bonner Straße nahe Siegburger Bahnhof und Kreishaus.

Da die Zweckbindung aufgehoben sei, müsste zudem ein neues Genehmigungsverfahren unter Berücksichtigung der „aktuellen Umwelt-, Lärm- und städtebaulichen Restriktionen“ angestoßen werden, so die Verwaltung weiter. Fazit: Die Strecke Siegburg-Overath zu reaktivieren sei „nicht machbar“.

Der Verband deutscher Verkehrsunternehmer sieht das offenbar anders und „größte Erfolgsaussichten“, zitierte die CDU aus Veröffentlichungen und folgerte: Die Stadt solle diese Chance nicht ungeprüft verstreichen lassen. Viele Bürger hätten sich damals für das Luhmer Grietche eingesetzt, erinnerte Bruni Albrecht von den Grünen: „Wir haben sogar die Trasse mehrmals gesäubert.“

Letzte Güterfahrt 1962

Die Aggertalbahn, im Volksmund liebevoll „Luhmer Grietche“ oder auch „Lühmere Jrietche“ genannt, fuhr von 1894 bis 1962, zuletzt allerdings nur noch im Güterverkehr; der letzte Personenzug fuhr bereits im Jahr 1956. Wenige Jahre zuvor waren noch Dampfzüge auf der eingleisigen Strecke unterwegs, danach wurden Uerdinger Schienenbusse eingesetzt. 1962 begann der Abriss der Schienen.

Ihr Fraktionskollege Charly Göllner sieht den schwarzen Peter beim Unternehmen: „Die Bahn hat die Grundstücke veräußert.“ Neue Abstandsflächen seien unmöglich einzuhalten, „dann müsste man ganze Landstriche enteignen“.

Benno Reich (UWG) schilderte, dass das Grietche lange nach seinem Ende als Nachbau im Karnevalszug große Begeisterung geweckt habe, aber die heutige Lage müsse man realistisch sehen. Und Guido Koch (CDU) glaubt nicht, dass eine Zugverbindung große Vorteile bringe: „Wir haben doch jetzt ein tolles Buskonzept.“

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Gleichwohl habe der NVR die beteiligten Kommunen für Ende November zu einem Gespräch eingeladen, informierte die Planungsamtsleiterin Kerstin Tillmann den Ausschuss. Ob dann seine Wirtschaftlichkeitsberechnung vorliegt, nach der Eberhard Temme (CDU) fragte, das wisse sie nicht.