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„Wir können vielleicht etwas bewegen“Lohmarer Klimaaktivisten haben Berlin erreicht

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Berlin_Lohmarer_Klimaradler

Die Lohmarer Klimaradler in Berlin: Konstantin Kollwitz, Felix Adloff und Max Adloff (v.l.)

Lohmar – Als sie mit ihren Rädern über die A100 Richtung Berlin-Mitte fuhren, machte sich Euphorie unter den Teilnehmenden breit: „Ohne Kerosin nach Berlin“ lautete das Motto der Tour, bei der mehrere Dutzend Aktivisten zweieinhalb Wochen lang von Köln nach Berlin radelten – als Teil einer deutschlandweiten Protestaktion. Auch drei Lohmarer nahmen an der Aktion teil.

„Man könnte wahrscheinlich über jeden Tag ein Buch schreiben, so viel haben wir erlebt“, sagt Felix Adloff. Der 20-jährige Auszubildende ist wie seine beiden Mitbewohner seit dem vergangenen Jahr bei „Students for Future“ aktiv, das die Aktion mitgestaltete. Das Gemeinschaftsgefühl unter den rund 80 Teilnehmern sei es gewesen, das die Tour zu etwas Besonderem gemacht habe: „Wir haben den Traum einer solidarischen Gesellschaft innerhalb unserer Gruppe gelebt.“

Auch aus fünf anderen Städten Deutschlands machten sich Menschen auf, um am 10. September in Berlin zu demonstrieren. Mit Fahnen und Bannern geschmückt fuhr der bunte Tross gen Hauptstadt, samt Musikanlage und einem selbstgebauten Kohlebagger-Modell. Die Aktivisten zelteten nach Absprache auf Bauernhöfen, in Freibädern oder vor Jugendzentren.

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Die Strecke führte über Landstraßen, aber auch über gesperrte Autobahnen. Die Mehrheit der Autofahrer oder Passanten habe positiv reagiert. „Die haben uns einen Daumen nach oben gegeben oder applaudiert. Einige haben uns ignoriert oder beschimpft, das waren aber nur wenige.“ Einmal habe jemand einer Teilnehmerin aber während der Fahrt gegen das Rad getreten, „das hat uns ziemlich schockiert“, schildert Adloff.

Auf ihrer Tour machten die Aktivisten an mehreren neuralgischen Punkten Halt, etwa vor der Tönnies-Schlachterei oder in der VW-Stadt Wolfsburg. „Bei Tönnies haben wir die ganzen Laster voller Schweine gesehen, von denen wir wussten, was mit ihnen passieren würde. Das hat einige sehr belastet. Aber auch das sind eben Orte, an denen sich die Klimakrise abspielt.“

Brenzlig wurde es, als die Gruppe nach Sachsen-Anhalt kam: „Da war keine Polizei, die uns begleitet hat, obwohl wir eine angemeldete Demonstration waren. Nicht alle Verkehrsteilnehmer haben beim Überholen Rücksicht genommen“, sagt Adloff.

Vor den Toren der Hauptstadt traf die West-Tour auf andere Aktivisten. Vor dem Brandenburger Tor fand schließlich die große Abschlusskundgebung statt. „Da haben wir auch symbolisch den Kohlebagger zerstört, um auf das Ende der Kohleförderung aufmerksam zu machen“, schildert Adloff.

„Mir hat es Spaß gemacht, jeden Tag zu demonstrieren, da ich das Thema auch sehr wichtig finde“, berichtet Adloff. „Man hat sich sehr groß und sehr stark gefühlt und gespürt, dass man vielleicht wirklich etwas bewegen kann.“ Diese Radtour sei nur ein Teil der Klimabewegung, wie die Streiks an jedem Freitag oder die Klimacamps in den Städten. Auch am 24. September, zwei Tage vor der Bundestagswahl, wollen er und seine WG-Mitbewohner wieder demonstrieren: Dann findet eine weltweite Protestaktion für mehr Klimaschutz statt.