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Students for FutureLohmarer Klimaaktivisten radeln nach Berlin

Lesezeit 4 Minuten
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Eine Musikanlage haben (v.r.) Konstantin Kollwitz, Max Adloff und Felix Adloff aus Lohmar auch dabei.

Lohmar – Um vom Rheinland nach Berlin zu kommen, ist das Flugzeug sicherlich das schnellste Fortbewegungsmittel, allerdings nicht gerade das umweltfreundlichste. Die „Students for Future“ wollen zeigen, dass es auch anders geht: Sie radeln bis zum 10. September quer durch Deutschland in die Hauptstadt. Ihr Motto: „Ohne Kerosin nach Berlin.“ Mit dabei sind auch drei junge Lohmarer, die sich seit Jahren für den Klimaschutz einsetzen.

Wenn die bunte Fahrraddemo durch Dörfer und über Autobahnen fährt, staunen andere Verkehrsteilnehmer, die ihretwegen anhalten müssen: Rund 80 junge und alte Aktivistinnen und Aktivisten ziehen an ihnen vorbei, mit grellen Warnwesten und jeder Menge Gepäck. Ihre Räder sind mit Fahnen dekoriert oder ziehen ein Schaufelradbagger-Modell, auf einem Lastenrad haben Konstantin Kollwitz und die Zwillinge Max und Felix Adloff sogar eine Musikanlage untergebracht.

Radtour dauert 18 Tage

18 Tage werden sie damit unterwegs sein, bis die Gruppe in Berlin angekommen ist. Dort träfen sie auf andere Demonstrierende, insgesamt gebe es in diesem Jahr sechs Radtouren durch ganz Deutschland, berichten die drei 20-Jährigen. Dort wollen sie mit 1000 weiteren Teilnehmern vom Brandenburger Tor zum Bundestag fahren und ein Klimacamp errichten.

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Mehr als 400 Teilnehmer insgesamt

Mehr als 400 Menschen von „Students for Future“ fahren zwischen dem 20. August und 10. September auf sechs Routen in Richtung Berlin. Die anderen starten in Karlsruhe, Nürnberg, Flensburg, Oldenburg und Leipzig.

Unterwegs halten die Aktivistinnen und Aktivisten immer wieder Kundgebungen ab und veranstalten Aktionen, etwa an Kohlekraftwerken oder vor dem Tesla-Werk in Brandenburg. Einen genauen Zeitplan gibt es im Internet. (mfu)

Vom Klimacamp im Lützerather Forst bei Erkelenz startete am Donnerstag die Radtour in die Hauptstadt, erster Zwischenstopp war das Ruhrgebiet. In Duisburg schlossen sich weitere Klimaschützer der Demo an und fuhren gemeinsam zum Sterkrader Wald in Oberhausen, wo Aktivisten gegen den Ausbau eines Autobahnkreuzes protestieren.

„Dort verbringen wir auch die erste Nacht, bei einem Jugendzentrum“, sagt Max Adloff. „Wir haben während der Planung Bio-Bauernhöfe und andere Klimacamps angeschrieben, ob wir bei ihnen zelten können. Sogar drei Freibäder sind dabei. So ergab sich auch die Route.“ Rund 40 Personen, so schätzen sie, wollen die gesamte Strecke mitfahren. „Andere sind nur für ein paar Tage dabei.“

Die drei kennen sich aus Lohmarer Schultagen

Kollwitz und die Adloff-Brüder kennen sich aus der Schule, sie haben in Lohmar Abitur gemacht. Seit eineinhalb Jahren leben sie gemeinsam in einer WG in Köln. „Ich wollte mich in einer gemeinnützigen Organisation engagieren, über verschiedene Demos kam ich mit »Students for Future« in Kontakt. Da habe ich mich schnell wohlgefühlt und die Themen als wichtig empfunden“, sagt Felix Adloff.

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Auch über die Autobahn begleitete die Polizei die Klimaaktivisten.

Die „Ohne Kerosin nach Berlin“-Tour planten sie bereits seit Februar. Denn für eine solch große Gruppe zu kochen ist eine logistische Herausforderung: „Darum kümmert sich unser Kochteam. Wir verwenden fast ausschließlich weggeworfene Lebensmittel oder nutzen Foodsharing. Man mag es kaum glauben, aber das funktioniert“, erklärt Max Adloff. „Wir fragen bei Höfen oder Bäckereien, an denen wir vorbeikommen, ob sie etwas übrig haben.“

Auch ein Fahrradreparatur-Team fährt mit: „Die haben einen Platten innerhalb von fünf Minuten geflickt.“ Die Aktivistinnen und Aktivisten wollen unterwegs mit den Menschen ins Gespräch kommen. „Wir haben Bürgermeister gebeten, unsere Flyer zu verteilen, wenn wir kommen und wollen den Leuten das Gefühl heben, dass wir uns für sie interessieren. Wir wollen niemanden für sein individuelles Konsumverhalten kritisieren, es geht um systemische Veränderung. Dabei wollen wir auch unseren eigenen Horizont erweitern“, sagt Konstantin Kollwitz. Bisher hätten sie viel Zuspruch erhalten.

„Es muss endlich mehr für Klimaschutz getan werden“

Während der Fahrt werden die Radlerinnen und Radler die ganze Zeit durch die Polizei begleitet und abgesichert. Innerhalb der Gruppe kommunizieren die Verantwortlichen mit Walkie-Talkies. Die Tour ist eine angemeldete Demonstration – mit klaren Zielen: „Es muss endlich mehr für den Klimaschutz getan werden, wir brauchen ernsthafte Gesetze. Die Politik muss ihre Versprechen ernst nehmen und entsprechend handeln, denn mit dem momentanen Kurs verfehlen wir das 1,5-Grad-Ziel“, sagt Felix Adloff.

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Doch den drei Aktivisten geht es nicht nur um Klimagerechtigkeit: „Wir verfolgen auch antirassistische und feministische Aspekte und richten den Blick auf den globalen Süden“, ergänzt Kollwitz.

Das Ziel Berlin sei nicht zufällig gewählt: Hintergrund sei die Bundestagswahl, die Teilnehmer trügen ihre Forderungen aus verschiedenen Teilen Deutschlands in die Hauptstadt. Dabei wollten sie keine Wahlempfehlung speziell für die Grünen abgeben, sondern die Menschen auffordern, sich die Klimaziele der Parteien anzuschauen und selbst zu entscheiden.

Max Adloff : „Die Leute müssen sich bewusst werden, wo sie ihr Kreuz machen. Denn sie machen es stellvertretend für ihre Kinder und Enkel. Es ist entscheidend, dass diese Wahl eine Klimawahl wird.“