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Naturpark SiebengebirgeIn der Bundesliga der Naturparks

Lesezeit 4 Minuten

Einblick in ein geschütztes Biotop: VDN-Scout Holger Wegner, Eike Rilinger vom Naturpark Siebengebirge, Gerhard Müller, stellvertretender Vorsitzender des VVS, und Revierförster Marc Redemann im ehemaligen Steinbruch am Oelberg.

Königswinter/Bad Honnef/Bonn – Marc Redemann stand an einem Biotop, das für Besucher eigentlich tabu ist, die mächtigen Basaltsäulen des vor rund 100 Jahren stillgelegten Steinbruchs am Oelberg über sich, einen kleinen Teich zu seinen Füßen, und zählte auf: Uhu, Mauer- und Zauneidechse, Schlingnatter und Ringelnatter, Molche und anderes tummelten sich in dem Areal. „Hier ist viel los“, sagte der Revierförster und meinte die Artenvielfalt an dem zweifellos schönen Flecken Erde.

Noch immer ein „Qualitätsnaturpark“?

Unter den Zuhörern der kleine Gruppe, die im Rahmen einer Fachführung ausnahmsweise das Biotop im Naturschutzgebiet Siebengebirge betreten durfte, war Holger Wegner, der im Auftrag des Verbands Deutscher Naturparke (VDN) den Naturpark Siebengebirge unter die Lupe genommen hat. Der Grund: Nachdem das Siebengebirge 2015 erstmals als „Qualitätsnaturpark“ ausgezeichnet worden ist, stand jetzt – fünf Jahre später – die Evaluation auf der Tagesordnung.

Das Siegel

Der Naturpark Siebengebirge ist rund 11 200 Hektar groß und umfasst Flächen in den Städten Königswinter, Bad Honnef, Sankt Augustin und Bonn. Seit 2018 ist der Rhein-Sieg-Kreis Träger des Naturparks. Der Verband Deutscher Naturparke stelle den Naturparken mit der „Qualitätsoffensive“ seit 2006 ein Evaluationsinstrument zur Verfügung, mit der die Qualität ihrer Arbeit bewertbar gemacht werden soll. Laut Naturpark werden fünf Handlungsfelder abgefragt:

■ Management und Organisation

■Naturschutz und Landschaftspflege

■Erholung und Nachhaltiger Tourismus

■Umweltbildung und Kommunikation

■Nachhaltige Regionalentwicklung

Erreicht ein Naturpark eine bestimmte Gesamtpunktzahl, wird er als „Qualitätsnaturpark“ ausgezeichnet. Der Naturpark Siebengebirge nahm 2015 noch unter Trägerschaft des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS) erstmals teil und wurde als „Qualitätsnaturpark“ ausgezeichnet. „Diese Auszeichnung“, heißt es auf der Internetseite , „steht für die gute Arbeit des Naturparks und hebt vor allem die touristischen Stärken hervor. Hiermit setzt man in der Region ein Zeichen und positioniert sich als wichtiger Akteur.“ (csc)

www.naturpark7gebirge.de

Holger Wegner, hauptamtlich stellvertretender Geschäftsführer des Naturparks Südschwarzwald, der mit 394 000 Hektar Fläche im Vergleich zu den 11 200 Hektar des Naturparks Siebengebirge ein Riese ist, war als „Scout“ des VDN für zwei Tage in der Region, um sich über Projekte zu informieren.

Die höchste Liga

Um weiterhin „in der Bundesliga der Naturparke“ mitspielen und um weitere Fördergelder akquirieren zu können, sei das Qualitätssiegel des VDN wichtig, sagte bei der Tour durch das „Wildnisentwicklungsgebiet“ rund um den Oelberg Brigitte Kohlhaas, die Vorsitzende der Naturparkversammlung.

Im Wildnisgebiet: Marc Redemann und Holger Wegner.

Ging es am ersten Tag unter anderem in den Ennert – also den auf Bonner Stadtgebiet liegenden Teil des Naturschutzgebietes Siebengebirge, das mit rund 4700 Hektar Fläche quasi die Keimzelle des größeren Naturparks ist – und auf eine der Kapellenschleifen – das sind die relativ neuen Wanderrouten des Kapellenwanderwegs im Berggebiet –, stand am zweiten Tag das Wildnisgebiet des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS) auf dem Plan.

Laufendes Experiment

Der Verein hat rund 500 Hektar seines Waldbesitzes an das Land NRW verpachtet; auf dieser Fläche wird der Wald seit 2010 nicht mehr bewirtschaftet, sondern weitgehend sich selbst überlassen. „Der Prozess ist offen“, sagte Revierförster Marc Redemann, der als Mitarbeiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft für das VVS-Gebiet zuständig ist, über den Ausgang des Experiments.

Die steinernen Wegweiser im Naturschutzgebiet Siebengebirge werden bald auch im Ennert aufgestellt, also auf Bonner Stadtgebiet.

Er schilderte dem Scout aus Baden-Württemberg unter anderem das unterschiedliche Vorgehen bei vom Borkenkäfern befallenen Kiefern. Im Wildnisgebiet blieben die absterbenden Bäume meist sich selbst überlassen. Im Wirtschaftswald dagegen würden die Fichten komplett herausgeholt, auch um neue Bäume wie Spitzahorn oder Bergahorn zu setzen und so einen neuen, klimastabilen Wald aufzubauen.

(Zu) hungrige Rehe

Die Setzlinge der neuen Baumarten haben indes einen speziellen Feind: „Die Rehe fressen uns den Wald auf“, sagte der Revierförster. „Wenn wir einen klimastabilen Wald schaffen wollen, müssen wir etwas am Wildbestand tun.“

Naturpark-Scout Holger Wegner brachte in diesem Zusammenhang das Stichwort „Wildfleisch-Vermarktung“: Es sei gut, die Menschen dafür zu sensibilisieren, dass sie etwas für die Entwicklung des Waldes tun, wenn sie Wild kaufen. Einzelheiten über seine Einschätzung, ob der Naturpark Siebengebirge, der im Vorfeld einen 100 Punkte umfassenden Fragenkatalog hatte beantworten müssen, wieder das Qualitätssiegel erhält, ließ sich der Scout nicht entlocken. Es sehe aber nicht schlecht aus.

Finanzausstattung könnte besser sein

Gleichwohl hat er der Naturparkverwaltung und den vier Naturparkstädten sowie dem Rhein-Sieg-Kreis schon mal den Hinweis gegeben, dass bei der Finanzausstattung noch Luft nach oben sei. Laut Brigitte Kohlhaas beläuft sich der Jahresetat auf 170 000 Euro.

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Bei zweieinhalb Stellen sind damit keine großen Sprünge mehr möglich. Zumal der Naturpark beispielsweise für sein Projekt, zwei Naturerlebnispfade für Familien und Kinder zu etablieren, mit dem er 2018 bei einem NRW-Wettbewerb auf Platz 3 kam und 142 000 Euro erhielt, noch 60 000 Euro selbst aufbringen müsse.

Der Etat von 170 000 Euro sei vor fünf Jahren festgelegt worden und laut Finanzplan noch bis 2024 ausreichend, sagte Brigitte Kohlhaas dieser Zeitung. Dann aber müsse man sicherlich über eine Aufstockung reden.

Mehr Infos gibt es auf der Website des Parks.