Ein Unternehmen will am Rand von Niederkassel-Uckendorf eine weitere Kiesgrube anlegen. Das stößt bei Anwohnerinnen und Anwohnern auf Widerstand.
Antrag beim Rhein-Sieg-KreisUnternehmen plant weitere Kiesgrube in Niederkassel

Was jetzt noch Ackerland ist, soll nordwestlich der bestehenden Grube zum Abbau von Kies genutzt werden.
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Ein Schreiben aus dem Siegburger Kreishaus, das an Karneval in den Briefkästen ausgewählter Haushalte in Niederkassel-Uckendorf landete, hat Unruhe im Stadtteil hervorgerufen. Auf nicht einmal zwei Seiten teilt ein Mitarbeiter der Kreisverwaltung den Angeschriebenen mit, dass sie demnächst in unmittelbarer Nähe einer Kiesgrube wohnen könnten. Denn im Januar hat die Firma SKB, die in Niederkassel bereits eine Kiesgrube betreibt, beim Rhein-Sieg-Kreis beantragt, auf einer bislang landwirtschaftlich genutzten Fläche am Rande Uckendorfs neun Jahre lang Kies abbauen zu dürfen.
Anwohner in Niederkassel sprechen von „erheblicher Unruhe“
„Wir waren sehr überrascht, als wir dieses Schreiben im Briefkasten fanden“, sagt Frank Luther, der am Mittwochabend mit seinen Nachbarinnen Iris Bayer und Daniela Fleischer als „Orga Kies“ zu einer kurzfristig anberaumten Informationsveranstaltung in die Alte Schule eingeladen hatte.

Rund 100 besorgte Anwohnerinnen und Anwohner kamen zur Informationsveranstaltung zum möglichen Kiesabbau in die Alte Schule in Niederkassel-Uckendorf.
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„Der Rhein-Sieg-Kreis hat eine Reihe von betroffenen Anliegern angeschrieben – unseres Erachtens aber nicht alle – und um Stellungnahme zu dem Vorhaben gebeten“, teilten vorab die Organisatoren der Veranstaltung mit, die von rund 100 Uckendorferinnen und Uckendorfern besucht wurde. „Das hat zu erheblicher Unruhe geführt.“ Man wolle deshalb für einen „einheitlichen Informationsstand“ im Dorf sorgen.
Nebenan läuft die Förderung von Kies spätestens 2028 aus
Jährlich rund 100.000 Kubikmeter Kiessand will SKB künftig auf dem Areal fördern, das sich nordwestlich an die bestehende Kiesgrube anschließt. Dort läuft die aktuelle Kiesförderung spätestens 2028 aus, vermutlich sogar früher. Anders als an der bestehenden Kiesgrube soll der von der Bauindustrie begehrte Rohstoff auf der in den Blickpunkt geratenen Fläche im Trockenabbau gewonnen werden. Das bedeutet, dass die Grundwasser führenden Bodenschichten nicht tangiert werden sollen.
Bis zum Jahr 2035 will SKB Kies und Sand abgraben. Schon im laufenden Betrieb, heißt es im Schreiben des Rhein-Sieg-Kreises, solle die Kiesgrube wieder verfüllt und rekultiviert werden. Abtransportiert werden sollen Sand und Kies über die bestehende Werkszufahrt von SKB an der Spicher Straße, innerhalb des Areals sollen die Baustoffe mit einem Förderband transportiert werden.
Wir brauchen unabhängige Gutachten, keine von SKB in Auftrag gegebenen Untersuchungen.
Für die Mitglieder der „Orga Kies“ stellen sich nach dem Schreiben des Kreises eine Reihe von Fragen. Sie befürchten eine Reihe von Beeinträchtigungen für Anwohner und Unternehmen in Uckendorf. Zu den Betroffenen könnten, wenn der Kreis die Erlaubnis für den Kiesabbau erteilt, auch ein Pferdehof und das Hotel Clostermanns Hof gehören, deren Grundstücke nicht weit entfernt vom beantragten Abbaugebiet liegen.
Sorgen bereiten den Uckendorfer unter anderem der Lkw-Verkehr, aber auch Staub und Lärm, die vom Betrieb der Kiesgrube ausgehen. Auch die unabsehbaren Folgen für Fauna und Flora sowie das lokale Kleinklima gehören zu den Themen, die sie möglichst rasch von der Kreisverwaltung geklärt haben wollen. Aussagen im Schreiben des Kreises, wonach beim Betrieb der Kiesgrube alle Immissionsrichtwerte eingehalten würden, schenkt Frank Luther keinen Glauben. „Wir brauchen unabhängige Gutachten, keine von SKB in Auftrag gegebenen Untersuchungen.“
Uckendorfer wollen beim Kreis Widerspruch einlegen
In einem ersten Schritt wollen viele Anwohnerinnen und Anwohner nun Widerspruch gegen die Pläne von SKB erheben. Von der Niederkasseler Politik können sie dabei offenbar grundsätzlich Unterstützung erwarten, wie Vertreter aller vier Fraktionen des Stadtrates in der Veranstaltung ankündigten. Die Politiker waren bereits im vergangenen Jahr in einer nichtöffentlichen Sitzung des Planungsausschusses über das Vorhaben des Unternehmens informiert worden. „SKB hat aus dieser Sitzung mitgenommen, dass sie vom Stadtrat wenig Unterstützung zu erwarten haben“, sagte CDU-Fraktionschef Dano Himmelrath.
Im Genehmigungsverfahren entscheidet die Stadt Niederkassel allerdings nicht mit. Sie wird lediglich als Beteiligte angehört, so wie die Anwohnerinnen und Anwohner. „Da die zur Diskussion stehende Fläche kleiner als zehn Hektar ist, ist der Rhein-Sieg-Kreis für die Genehmigung zuständig“, informierte Marcus Kitz (CDU) der Vorsitzende des Niederkasseler Planungsausschusses. Wäre die Fläche größer als zehn Hektar, wäre die Bezirksregierung Genehmigungsbehörde.
Kitz erläuterte, dass SKB ursprünglich Kies auf drei kleineren Grundstücken habe abbauen wollen, die unmittelbar an die jetzige Kiesgrube angrenzen. Dazu habe es mit den Eigentümern aber keine Einigung gegeben, weshalb SKB nun das Areal unmittelbar am Rande Uckendorfs nutzen wolle.