- Eine Studie soll den Bau einer Stadtbahn-Verbindung zwischen Bonn, Troisdorf, Niederkassel und Köln untersuchen.
- Die neue Linie soll im Rechtsrheinischen die Stadtbahn-Lücke schließen, die bislang zwischen Köln-Porz-Zündorf und Bonn-Beuel besteht.
Niederkassel/Troisdorf – Die Eisenbahntrasse zwischen Troisdorf und Niederkassel dürfte zu den am wenigsten befahrenen Strecken im Ballungsraum Köln/Bonn gehören.
Maximal zweimal am Tag sind auf der Trasse des sogenannten Rhabarberschlittens Bahnen unterwegs – Güterzüge, die das Lülsdorfer Werksgelände des Chemiekonzerns Evonik mit dem Streckennetz der Deutschen Bahn verbinden.
Geht es nach dem Willen der Verkehrsplaner im Kreishaus und in den Verwaltungen der Städte Niederkassel und Troisdorf, dann könnte die Strecke schon bald aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen.
Sie wollen eine Machbarkeitsstudie für den Bau einer Stadtbahnverbindung zwischen Bonn, Troisdorf, Niederkassel und Köln in Auftrag geben, um diese in den ÖPNV-Bedarfsplan 2017 des Landes Nordrhein-Westfalen aufnehmen zu lassen.
Die neue Linie soll im Rechtsrheinischen die Stadtbahn-Lücke schließen, die bislang zwischen Köln-Porz-Zündorf und Bonn-Beuel besteht. Die Stadt Köln hatte ihrerseits bereits eine Verlängerung von Zündorf bis zur Ranzeler Straße in Zündorf-Süd angemeldet.
Planer fordern Lückenschluss
Für einen Lückenschluss gibt es nach Auffassung der Verkehrsplaner gute Gründe, die sie bei der Anmeldung des Projektes für den ÖPNV-Bedarfsplan aufgelistet haben. So ist Niederkassel, eine Stadt, die mit fast 40 000 Einwohnern als sogenanntes Mittelzentrum gilt, die größte Kommune innerhalb des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg ohne eigenen Bahnanschluss für Personenzüge.
Dabei ist Niederkassel nach Ansicht der Verkehrsplaner für die Anbindung an eine Stadtbahnlinie hervorragend geeignet, nicht zuletzt aufgrund ihrer geografischen Eigenheiten: „95 Prozent der Einwohner und Arbeitsplätze Niederkassels sowie alle wesentlichen öffentlichen Einrichtungen sind wie entlang einer Perlenschnur aufgereiht“, heißt es im Exposé für das Landesverkehrsministerium. Diese Verkehrsachse setze sich im Norden nach Köln und im Süden nach Bonn fort.
Das bedeute, dass sich mit nur einer Linie optimale Verbindung sowohl innerhalb von Niederkassel als auch in Richtung der beiden benachbarten Großstädte herstellen ließen. „Ein nahezu optimales Verhältnis von Betriebsaufwand und Kundennutzen“, so das Fazit im Siegburger Kreishaus.
Das sind die Argumente für die Strecke
Als Argument für den Bau der Strecke führen die Verkehrsplaner auch die vergleichsweise gute Reichweite der neuen Bahnlinie an. Nehme man den Troisdorfer Stadtteil Bergheim und Bonn-Schwarzrheindorf hinzu, lebten entlang der Achse rund 50 000 potenzielle Fahrgäste, mehr als im südlichen Bereich der Linie 66 in Bad Honnef und Königswinter (35 000) und erheblich mehr, als entlang der Trasse der Linie 16 in Bornheim (7000).
Hinzu komme, dass nicht zuletzt wegen des angespannten Wohnungsmarktes in Köln sowohl Niederkassel als auch die südlichen Troisdorfer Stadtteile weiter wachsen würden.
Eine neue Stadtbahnlinie, die zudem vergleichsweise kostengünstig in weiten Teilen über eine bereits existierende Trasse geführt werden kann, wird nach Auffassung der Verkehrsplaner auch zu einer deutlichen Entspannung der Verkehrslage auf den überlasteten und deshalb stauanfälligen Autobahnen sowie Bundes- und Landesstraßen zwischen Niederkassel, Troisdorf und Bonn sowie auch darüber hinaus führen.
Dies gelte umso mehr, als die Einwohner von Niederkassel bislang deutlich seltener mit Bus und Bahn fahren als die anderer Städte im Kreis. Der Anteil der ÖPNV-Nutzer liegt hier bei nur sechs Prozent. In Bornheim beispielweise seien es mit elf Prozent fast doppelt so viele.
Aus Sicht der Verkehrsplaner der Kreisverwaltung hat die Stadtbahn-Strecke deshalb eine „herausgehobene Bedeutung für die Verkehrs- und Strukturentwicklung im Rhein-Sieg-Kreis“. Auch aus diesem Grund habe der Kreis für den ÖPNV-Bedarfsplan bewusst nur eine Strecke auf seinem Territorium angemeldet.