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Zwei Rollen pro Tag statt eine im MonatHändler in Rhein-Sieg beklagen neue Bonpflicht

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Über die Vorschrift ärgern sich Mitarbeiterin Birgit Emmerich und Bäckereichef Thomas Bröhl. Kunde Gerd Hummert (von links) schickt seine Bons gern an den Finanzminister.

Rhein-Sieg-Kreis – Muzen und anderes Kleingebäck stehen in der Filiale der Bäckerei Bröhl am Eschmarer Van-Gogh-Platz auf der gläsernen Theke. Direkt daneben hat seit dem 1. Januar ein kleiner Korb seinen Platz, der sich im Laufe eines Tages mehr als einmal füllt: Hier sammeln Birgit Emmerich und ihre Kolleginnen die Kassenbons, die ihre Kunden nicht mitnehmen wollen.

„Das ist alles verrückt“, kommentiert Firmenchef Thomas Bröhl die Bonpflicht, die zum Jahresbeginn in Kraft trat. Auch wenn nur zwei Brötchen über den Tresen gehen, muss der Kunde einen ausgedruckten Bon zumindest angeboten bekommen. „Maximal fünf am Tag“ wollten den Kassenzettel aber auch tatsächlich mitnehmen, sagt Birgit Emmerich. „Und das ist schon hoch gegriffen.“

Zwei Rollen pro Tag statt eine im Monat

Die Pflicht zum Ausdrucken ließ in der Eschmarer Filiale den Papierverbrauch hochschnellen. „Bislang war das eine Bonrolle im Monat“, berichtet Thomas Bröhl. Nun seien es zwei bis drei Rollen pro Tag.

Sechs Jahre nach seiner Zertifizierung für „Oekoprofit“, wo auch Müllvermeidung eine Rolle spielte, sei das nun „relativ viel Müll“, bedauert der Großbäcker. Zumal das Thermopapier der Drucker als Restmüll entsorgt werden müsse.

„Absolut unnötige Umweltbelastung“

Auch zusätzliche Kosten muss der Filialbetrieb stemmen: Erst vor zwei Jahren hat er neue Kassen anschaffen müssen; nun brauchten alle elf Geräte in den sechs Niederlassungen ein 800 Euro teures Update. Zwei Drucker hält er in Reserve vor, um im Schadensfall rasch reagieren zu können.

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„Eine absolut unnötige Umweltbelastung“ sieht der Siegburger Apotheker Michael Drabkin in der Bonpflicht. „Es geht nicht nur um Papier“, auch Farbe und Plastik der Kartuschen häuften sich nun. Immer schon seien die Buchungsvorgänge für das Finanzamt gespeichert worden, betont der 56-Jährige, seit 2013 Eigentümer der Apotheke im Ärztehaus Siegburg Med.

Post an Finanzminister Olaf Scholz

Bei einer Prüfung vor zwei Jahren habe es keine Beanstandungen gegeben. Und doch müsse er heute für jeden Kunden den Beleg ausdrucken, selbst wenn null Euro darauf stünden, weil das Medikament zuzahlungsfrei oder der Patient von der Zuzahlung befreit sei. Seine eigenen Mehrkosten kann Michael Drabkin nicht beziffern. „Das Jahr steht ja noch am Anfang“, aber „so groß ist das nicht“.

Für Gerd Hummert aus Eschmar ist die Bonpflicht ein „unmögliches Unterfangen“, gegen das er auf seine eigene Art protestiert: Schon zweimal hat er in der Bäckerei gesammelte Belege per Post auf den Weg nach Berlin gebracht. Adressat der Sendung ist Finanzminister Olaf Scholz.