Bonn/Rhein-Sieg-Kreis – Das Wachstum in der Region im Einzelhandel von 2,74 Prozent im Jahr 2019 (siehe Infokasten) führt die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg vor allem auf das Online-Geschäft zurück, das im Gegensatz zum stationären Handel stärker zugenommen hat. So lautet eine Haupterkenntnis des IHK-Einzelhandelsreports, den Geschäftsführer Professor Dr. Stephan Wimmers und Till Bornstedt (Referent Handel) gestern präsentierten.
Im Vergleich zum Vorjahr (+5,06 Prozent Umsatz) stagnierten die Zahlen bei Umsatz und Verkaufsfläche. Das wird sich 2020 ändern, wenn nach der Südüberbauung das Nordfeld mit 10 000 Quadratmetern fertiggestellt ist. Noch hat die IHK die Hoffnung auf das Viktoriakarree nicht aufgegeben.
Allerdings fordert sie ein neues Gutachten zur Planung, das aktuelle stammt aus dem Jahr 2012. Dass der Handel ein Wachstum vermeldet, kann Winfried Bernartz, Geschäftsführer der gleichnamigen GmbH in Bonn und Mitglied der Vollversammlung und des Einzelhandelsausschusses der IHK, nicht ganz nachvollziehen: „Die Zahlen sind zu positiv, kleine Händler haben stärker zu kämpfen als die Großbetriebe, die erhebliche Umsätze generieren konnten.“ Er schätzt, dass die „Kleinen“ eigentlich ein Minus gemacht haben: „Dabei sind gerade sie es, die für Vielfalt beim Einkauf sorgen.“
Wandel im Bestand
Wimmers sieht einen Wandel im Bestand. Handelsketten seien stärker vertreten, die Gastronomie fülle Leerstände und manche Traditionsgeschäfte müssten aufgeben. Mitunter trage eine hohe Belastung durch Baumaßnahmen die Schuld wie beim Umbau der Meckenheimer Innenstadt: „Dasselbe ist an der Stockenstraße in der Bonner City zu erkennen.“
Als erfreulich bezeichnet Wimmers die Entwicklung auf dem Mietsektor. Dort habe ein gemeinsames Denken von Eigentümern und Mietern eingesetzt, die oftmals auch in die Gründung einer Interessengemeinschaft münde, wie es derzeit in Königswinter geschehe. Wichtig sei, neue Anreize für den Einkauf vor Ort zu schaffen wie mit verkaufsoffenen Sonntagen.
Sorgen bereitet dem Geschäftsführer allerdings die Erreichbarkeit der Innenstädte. Die Erweiterung des Cityrings missfällt ihm, die Schleife zur Nassestraße bezeichnet er als „Zumutung“ und „nicht nachvollziehbar“. Um die Attraktivität eines Einkaufs in der Innenstadt zu erhöhen, schwebt Wimmers ein Verkehrsleitsystem vor, das in Echtzeit anzeigt, wie lange es zu bekannten Zielen dauert: „Parkplätze sind ausreichend vorhanden. Es gilt, den motorisierten Individualverkehr nicht aus den Augen zu verlieren.“ Zur Entlastung der innerstädtischen Straßen fordert er, die Park+Ride-Möglichkeiten deutlich auszubauen: „Von Mehlem ist man binnen sieben Minuten in der City.
Das ist mit keinem Ferrari zu schaffen.“ Im Ramersdorf sei das Angebot an P+R-Plätzen wie an vielen Stellen zu gering. Vom Beethovenjahr erhofft sich die IHK einen positiven Effekt in der Tourismusbranche und auch im Einzelhandel. Am 4. Februar präsentieren die Mitgliedsbetriebe unter dem Motto „Best of Beethoven“ ihre Ideen im Volksparkhaus.