Rhein-Sieg-Kreis – Die Fragen
Wie beurteilen Sie die Pläne für die umstrittene Rheinspange? Ist deren Bau nach der Flut vom 14. Juli überhaupt zu verantworten?
Sind tägliche Staus auf den Autobahnen und anderen wichtigen Verbindungsstraßen noch zu verhindern?
Der Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs ist ein Mittel, um angesichts des Klimawandels die Emissionen des Verkehrssektors zu reduzieren. Was sind Ihre Ideen und Vorschläge für einen leistungsfähigen ÖPNV?
Ein Blick in die Zukunft: Sollten Wasserstraßen und Seilbahnen stärker berücksichtigt und gefördert werden? Gibt es noch andere Ideen?
Norbert Röttgen, CDU
1. bis 4. Eine gute Verkehrsinfrastruktur ist ein wichtiger Faktor für die Lebensqualität der Region und die Attraktivität als Wirtschaftsstandort. Neben dem Ausbau des ÖPNV, der Radwege und Straßen brauchen wir vor allem einen Innovationsschub für nachhaltige Antriebssysteme.
Viele Berufspendler wären bereit, vom Auto auf Straßenbahn, Bus oder Fahrrad umzusteigen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden. Daran müssen wir arbeiten. Aber wer in der Höhenlage von Königswinter oder Bad Honnef wohnt und in Köln arbeitet, ist auf das Auto angewiesen.
Wer die Situation auf den Rheinbrücken im Berufsverkehr kennt, kann nur zu dem Ergebnis kommen, dass eine weitere Rheinquerung eine erhebliche Entlastung bedeuten würde. Wichtig ist mir, dass die Wohnqualität in den betroffenen Orten nicht leidet und auch die Auswirkungen auf die Natur als starke Kriterien in die Entscheidung einfließen. Eine Tunnellösung könnte eine gute Lösung sein. Sie darf nicht an den Kosten scheitern.
Katja Stoppenbrink, SPD
1. Aus meiner Sicht sind Autobahn-Neubauten nicht mehr zeitgemäß. Wir streben eine Mobilitätswende an.
2. Hier bei uns im Rhein-Sieg-Kreis werden viele Menschen weiterhin auf ihr Auto angewiesen sein. Anreize zum Umstieg auf E-Mobilität sind daher auch in diesem Bereich dringend erforderlich.
3. Ein leistungsfähiger ÖPNV lebt von drei Aspekten: einer guten Anbindung, einer hohen Taktung und einem akzeptablen Preis. An meinem Wohnort im Bergbereich von Königswinter gibt es bei den Bussen inzwischen einen Zehn-Minuten-Takt. Zusammen mit der guten Stadtbahnanbindung nach Bonn ist der ÖPNV damit eine sehr gute Alternative zur Fahrt mit dem Auto. Die SPD fordert seit langem, mit einem flächendeckenden 365-Euro-Ticket den Nahverkehr attraktiv zu machen.
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4. Beide Ideen – Wasserstraßen und Seilbahnen – können topographisch bedingt ja nur einen geringen Anteil des Angebots ausmachen. Wo diese Bedingungen gegeben sind, stellen sie durchaus eine Lösung dar. Viel wichtiger ist für mich der Ausbau eines leistungsfähigen Radwegenetzes. Wenn wir 50 Prozent der Wege unter fünf Kilometer mit dem Rad bewältigen, haben wir viel erreicht!
Nicole Westig, FDP
1. Selbstverständlich brauchen wir die Rheinspange als tragfähige Lösung der Verkehrsprobleme in unserer Region. Sie ist eines der mit Abstand am besten bewerteten Projekte im Bundesverkehrswegeplan.
2. Unsere Region ist eine Wachstums- und Zuzugsregion, und Mobilität ist ein entscheidender Faktor zur Sicherung unseres Wohlstands. Allerdings ist die Verkehrsinfrastruktur in den vergangenen Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, extrem vernachlässigt worden. Als Freie Demokraten halten wir es nicht für richtig, Verkehrsträger gegeneinander ausspielen zu wollen.
3. Der ÖPNV muss komfortabler und pünktlicher werden, um eine wirkliche Alternative zum Individualverkehr bieten zu können. Die Weiterentwicklung einer Mobilitäts-App, die alle lokalen Mobilitätsangebote bündelt, und die Einführung des E-Tickets sind erste wichtige Schritte.
4. Aus Sicht der Freien Demokraten darf es keine Denkverbote bei innovativen Ideen zur Bewältigung der Verkehrsproblematik in unserer dicht besiedelten Region geben. Dazu gehört eine Seilbahn zum Venusberg ebenso wie Wasserbusse auf dem Rhein, umweltfreundliche, mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzüge (Hydrails) sowie autonomes Fahren.
Richard Ralfs, Grüne
1. bis 4. Eine weitere Autobahnbrücke (Rheinspange) ist weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll oder verantwortlich. In den kommenden Jahrzehnten, also noch bevor derzeit angedachte Großprojekte überhaupt realisiert wären, werden wir nach Aussage aller Verkehrsexperten eine breite und vielschichtige Mobilitätswende erleben, die Investitionen an ganz anderen Stellen verlangen.
Der Bundestags-Wahlkreis 98
Der Bundestags-Wahlkreis 98 (Rhein-Sieg-Kreis II) umfasst die Kommunen Alfter, Bad Honnef, Bornheim, Königswinter, Meckenheim, Rheinbach, Sankt Augustin, Swisttal und Wachtberg.
Auf dieser Seite stellen wir die Direktkandidatinnen und -kandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien vor. Weitere Bewerber sind Marcel Klingenstein, Künstlername Bratwurst (Die Partei), Michael Stehr (Freie Wähler), Nathalie Sandra Sanchez Friedrich (Die Basis), Jörg Drenkelfort (LKR), Philipp Prause (Volt) und Andreas Frick (Volksabstimmung).
Es wird eine enorme Verlagerung auf stark vernetzte Mobilitätslösungen geben, bei der Sammelfahrzeuge, Kleinstfahrzeuge, klassischer ÖPNV, E-Bike, Sonderlösungen (Seilbahn etc.) und vor allem zunehmende Home-Office-Zeiten und verkehrsreduzierte Innenstädte ineinandergreifen. Die Instandhaltung bestehender Straßen, der Ausbau des ÖPNV (mehr Strecken, höhere Taktung, angepasste Fahrzeuge, übergreifendes und günstiges Ticketsystem et cetera), Fahrradschnellwege, Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge aller Art und die Mobilitätsvernetzung sind daher die Themen, um die wir uns politisch wie investiv kümmern müssen.
Und das sind weltweite Trends die entsprechende Auswirkungen auch auf die Wirtschaft und Wertschöpfung rund um Mobilität haben. Wer auf diesen Zukunftsmärkten mitmischen will, der muss in diesen Bereichen voran gehen und Mobilitätsinnovationen Made in Germany ermöglichen und dann auch vom Prototyp zum Skalieren bringen.
Andreas Danne, Die Linke
1. Ich war immer für eine kombinierte Brücke für den Bahn- und den Fahrradverkehr. Für eine neue Autobahnbrücke stehe ich nicht zur Verfügung. Eine Tunnellösung für den Schienenverkehr könnte ich mir hingegen vorstellen.
2. Der individuelle Autoverkehr und auch der Gütertransport über die Straße müssen generell deutlich reduziert und auf alternative Wege – maßgeblich auf die Schiene – umgeleitet werden.
3. Der öffentliche Nahverkehr muss schnellstmöglich flächendeckend und barrierefrei ausgebaut werden. Bis 2030 will Die Linke die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer verdoppeln (im Vergleich zu vor Corona).
4. Ja, auch Wasserstraßen und Seilbahnen sollten bei einer klimafreundlichen Mobilitätswende berücksichtigt werden.
Roger Beckamp, AfD
1. Natürlich müssen die Planungen für diese neue zusätzliche Rheinquerung auch nach der Flutkatastrophe fortgeführt werden.
2. Wenn diese Staus ein absichtliches Mittel der Politik sein sollten, die Autofahrer sozusagen durch Zermürbung zum Umsteigen zu bewegen, wäre das mehr als verwerflich. Zuzutrauen wäre es den alten Parteien in ihrem linksgrünen Einheitsdenken aber allemal!
3. Wer den ÖPNV stärken will, soll sich dafür einsetzen, dass Verbindungen pünktlich und zuverlässig fahren. Zudem müssen Sicherheit und Komfort in Zügen und Bahnen erhöht sowie die Preise stabil gehalten werden. Dann würden die Fahrgastzahlen automatisch steigen.
4. Prinzipiell sollte man allen Ideen aufgeschlossen gegenüber stehen. Die AfD und ich persönlich sind auch in diesem Bereich undogmatisch und ideologiefrei unterwegs. Doch es gibt natürlich gewisse Einschränkungen für bestimmte Verkehrswege, die sich auch mit gutem Willen nicht wegwischen lassen.