Siegburg – „Heute findet eine Anhörung im Bundestag zu einem Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung statt“, begrüßte Georg Rakel, Vertrauensleutesprecher von Verdi, seine Kolleginnen und Kollegen vor dem Helios-Klinikum. So schön sich das anhört, so unbefriedigend erleben es die Beschäftigten in den Krankenhäusern. „Es fehlt allerdings jeglicher Ansatz, wie Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern zukünftig besser und vor allem sicherer gepflegt werden sollen“, führte der Betriebsratsvorsitzende weiter aus. Dabei gäbe es ein Instrument für eine bedarfsgerechte Personalbemessung, die Pflegepersonal-Regelung 2.0.
Nach der Zusage des Ministers warten die Beschäftigten auf Änderungen
Die liegt dem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn seit mehr als einem Jahr, schon vor Ausbruch der Pandemie, vor. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft, der Deutsche Pflegerat und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) haben einen entsprechenden Vorschlag erarbeitet. Spahn aber habe das bislang beharrlich ignoriert, so die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Der Minister habe zwar zugesagt, das Personal zu entlasten, passiert sei aber bislang nichts.
„Herr Spahn, das ist die letzte Chance, ihr Wort und ihr Versprechen zu halten und für eine bedarfsgerechte Pflegepersonalausstattung in den Krankenhäusern zu sorgen“, rief Rakel den rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Hagel- und Schneeschauer zu. Einmal mehr bewiesen sie ihre Standhaftigkeit, stellten sich nicht unter, sondern blieben bis zum Ende der Rede, die sie mit kräftigem Beifall und Bravo-Rufen beklatschten. Seit fast drei Jahrzehnten, erklärte Rakel, arbeite die Pflege in den deutschen Krankenhäusern am Limit.
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„Der Pflegepersonalmangel und die schlechten Arbeitsbedingungen sind derart auf die Spitze getrieben, dass es immer weniger Menschen wagen, diesen eigentlichen tollen Beruf zu erlernen“, zeichnete er eine dramatische Perspektive: Mehrere Ausbildungsgenerationen werde es brauchen, um dem künftigen Bedarf gerecht zu werden. „Viele Pflegekräfte sind laut Umfragen auf dem Absprung, halten vielleicht nur noch aus Pflichtbewusstsein bis zum Ende der Pandemie durch?“, fragte Rakel.
Pflegepersonal auf ein Minimum reduziert
Über die Jahre sei Pflegepersonal auf ein Minimum reduziert worden, wie auch Daniel Engel bestätigte. Der gelernte Krankenpfleger arbeitet seit 2018 für die Digitalisierung der Pflege.
Wenn auf einer Station jemand krank wird, sei es schwierig, für Ersatz zu sorgen, weil es keine Ressourcen mehr gebe. „Die Leute kommen an ihre Grenzen, steigen aus.“ Mit Geld allein lässt sich das nicht mehr regeln, vielen Arbeitnehmern sei Freizeit und individuelle Planungsmöglichkeit wichtig. Er befürwortet die PPR 2.0, weil sie minutengenau den tatsächlichen, individuellen Bedarf des Patienten darstellt.