Cineplex SiegburgKino öffnet wieder nach acht Monaten Corona-Pause
Siegburg – Vor annähernd 1000 Jahren soll der merkwürdige Zauberer Catweazle gelebt haben, als es ihn plötzlich in die Gegenwart verschlug, eine ganz schöne Zeitspanne. Als quälend lang erwiesen sich die acht Monate, nach denen jetzt wieder die meisten Kinos öffneten, so auch das Siegburger Cineplex, das sich der Branchenvereinbarung zum gemeinsamen Start am 1. Juli angeschlossen hatte.
Neben dem Zauberer-Ulk mit Otto Waalkes in der zerfetzten Kutte laufen unter anderem „Peter Hase 2“, „Cats and Dogs 3“ und der Monsterreißer „Godzilla versus Kong“. „Der ist richtig, richtig gut“, befindet Geschäftsführerin Claudia Hebbel. Zudem: „Wir sind einfach nur froh, dass wir wieder eine Chance haben zu arbeiten.“ 300 Buchungen zählte Daniela Naumann, Theaterleiterin in Siegburg, am Nachmittag, „das ist mehr als erwartet“.
Erfahrungsgemäß seien die Donnerstage ruhig, der große Andrang stelle sich am Wochenende ein. Viele Kunden seien glücklich und aufgeregt, viele hätten wie empfohlen online gebucht. So könne man sofort die Daten für die Rückverfolgung im Falle einer Infektion aufnehmen.„Super, endlich wieder Kino“, meinte eine Mutter, die mit ihrem Filius gekommen war, um „Feuerwehrmann Sam“ zu sehen, einen 15-jährigen Schüler trieb die Neugier in „Godzilla versus Kong“: „Ich habe gehört, dass nur einer der Titanen überlebt.“
Besuch nur geimpft, genesen oder getestet
Möglich ist das Kinoerlebnis nach dem Prinzip GGG, also geimpft, genesen oder getestet, auf das im Lichtspielhaus wegen der Corona-Pandemie streng geachtet wird. Die Alternative wären Abstandsregeln gewesen, mit denen aber nur 20 Prozent der Plätze hätten verkauft werden können. „Das ist nicht wirtschaftlich“, sagt die Geschäftsführerin.
Der zusätzlichen Sicherheit halber bleibt zwischen einzelnen Buchungen – also einzelnen Besuchern oder auch Gruppen – ein Sitz frei. „Die Leute sollen das sichere Gefühl haben: Hier kann uns nichts passieren.“
Cineplex-Geschäftsführerin: Die Kinobranche war das Bauernopfer
Sie seien „das Bauernopfer“ gewesen, beschreibt Hebbel das Schicksal ihrer Branche, insgesamt hätten die Kinos in den Lockdowns 14 Monate schließen müssen. Dabei sei der Hygienestandard besonders hoch. Fünf- bis sechsmal werde pro Stunde in den den Sälen die Luft komplett ausgetauscht, „das ist total sicher“. Für kleinere Häuser ohne solide finanzielle Grundlage sei die Pandemie sicherlich existenzgefährdend geworden.
Andere Kinos öffnen im August
„Land in Sicht“ verkündet ein Aufkleber auf einem Fenster des Siegburger Capitol: Das Familienkino kündigt seine Wiedereröffnung für Donnerstag, 5. August, an. Das Studio-Kino in Sankt Augustin möchte am 12. August mit dem Film „Der Rausch“ eröffnen.
Das Kur-Theater in Hennef startet seinen Kinobetrieb am 27. August mit „Tenet“ von Christopher Nolan. Eine Platzreservierung ist jetzt schon möglich, die Sitze wurden in der Corona-Pause nicht nur tiefengereinigt, sondern auch nummeriert. (red)
Das Familienunternehmen, das von Claudia Hebbels Vater Helmut Brunotte gegründet wurde, betreibt insgesamt sieben Häuser, außer in Siegburg auch in Troisdorf, Bergisch Gladbach, Köln, Leverkusen, Euskirchen und Olpe. In der Kreisstadt ist das Cineplex-Gebäude im Eigentum der Gesellschaft.
„In der Pandemie haben wir Dinge gelernt, die man gar nicht lernen will“, sagt sie mit Blick auf die Bürokratie, die Kurzarbeit und staatliche Hilfen verursacht hätten. Die wären auch nötig gewesen, um über die Runden zu kommen, für November und Dezember stehe die Hilfe noch aus. Bei Claudia Hebbel hinterlässt das durchaus gemischte Gefühle: „Man will ja nicht dem Staat auf der Tasche liegen, sondern unternehmerisch arbeiten.“
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Die Geschäftsführerin ist froh, dass dank der Kurzarbeit die rund 50 Festangestellten gehalten werden konnten. Schwieriger steht es um die 200 bis 250 Aushilfen, die für den Betrieb gebraucht werden. „Viele 450 Euro-Kräfte haben wir verloren. Das müssen wir neu aufbauen, da geht es uns wie der Gastronomie.“
Vor zwei Jahren eine Million Euro in den Standort investiert
Der Neustart sei allerdings nicht gefährdet gewesen. Erst vor zwei Jahren hatte das Unternehmen eine Million Euro in den Standort Siegburg investiert, unter anderem in den großen Saal mit 500 Plätzen, in dem die Opern-Liveübertragungen gezeigt werden.
Besonders freut sich Claudia Hebbel auf den 30. September, dann soll endlich nach mehreren Verschiebungen der neue James Bond laufen. „Das ist immer etwas Besonderes .“ Der Titel passt jedenfalls zu der Branche, die solange durchhalten musste: „Keine Zeit zu sterben.“
Geschäftsführerin Hebbel ist um die Zukunft auch nicht bange, denn: „Im Kino kann man Filme nicht nur sehen, sondern erleben.“