Jugendliche wehren sichMountainbike-Parcours in Siegburg soll Gewerbegebiet weichen
Siegburg – Seit mehr als zehn Jahren sind junge Mountainbike-Fahrer fast täglich in einem Waldstück auf dem Seidenberg im Stadtteil Wolsdorf unterwegs. Rund 30 Jugendliche und Kinder fahren dort derzeit auf ihren Rädern „free ride/downhill“, wie sie ihren Sport nennen. Auf einem Gelände, das vor vielen Jahren eine Müllkippe war, haben sie im Lauf der Zeit Sprungschanzen und Abfahrten gebaut, die sie regelmäßig und begeistert nutzen. Sie berichten, dass sie die Strecke in eigener Regie in Ordnung hielten. Mitunter bauten sie neue Sprünge ein und sammelten in dem Waldstück auch Müll ein. Doch die Trainingsstrecke der Mountainbiker ist in Gefahr.
Die Firma Bauer-Holz hat die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans beantragt, um ihr Firmengelände, das von der Zeithstraße in zwei Areale geteilt wird, auf den Seidenberg zu verlagern. Auch die Firma Kohr Fahrzeugtechnik soll auf den Seidenberg ziehen. Es soll dort ein neues Gewerbegebiet für Bürogebäude, Hallen und Lagerflächen entstehen.
Siegburg: Mountainbike-Parcours hat keine offizielle Genehmigung
Der Planungsausschuss hat inzwischen die Stadtverwaltung beauftragt, die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit anzuschieben. Auch der Flächennutzungsplan muss geändert werden. Das alles hätte zur Folge, dass die Jugendlichen ihren Biker-Kurs verlieren.
Eine Ausweichmöglichkeit in ein anderes Gebiet sehen weder sie noch ihre Eltern. Zwar ist ihr Downhill-Parcours nicht offiziell genehmigt, wird aber von der Stadt mehr oder weniger geduldet, wie mehrere Kontrollen vermuten lassen. Ein Ausgleich für die Strecke spiele in den Überlegungen der Stadt keine Rolle, da es sich nicht um eine offizielle Piste handele, sagte Stadt-Pressesprecher Jan Gerull auf Anfrage. „Es liegt von der Stadt keine Genehmigung vor“, stellte er klar. „Die Suche nach Mountainbike-Strecken gab es bereits in der Vergangenheit, jedoch erfolglos, es wurden keine geeigneten Flächen gefunden.“
Die Jugendlichen aber wollen um ihren Mountainbike-Kurs kämpfen. Einige ihrer Eltern werden im Rahmen der öffentlichen Anhörungen zum Bebauungsplan Widerspruch einlegen. Stellungnahmen zu dem Planverfahren können noch bis zum 13. August eingereicht werden.
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Zusammen mit der Jugend haben die Eltern eine Online-Petition gestartet, die noch gut zwei Wochen läuft. Bei der Initiative „Rettet den Seidenberg“ haben inzwischen rund 900 Bürger unterschrieben.
Der Wald am Seidenberg sei der letzte natürliche Abenteuerspielplatz für die Kinder, heißt es darin. Die mehr als sechs Hektar große Fläche sichere eine gute Frischluftqualität und sei Rückzugsgebiet für Vögel, Kleintiere, Fledermäuse, Rehe und Wildschweine. Die 65.000 Quadratmeter abzuholzen, widerspreche einer klimapositiven Politik. Die Petition wollen sie Bürgermeister Stefan Rosemann übergeben.