SiegburgKirchenschatz erhält Würdigung
Siegburg – „Es ist der bedeutendste, staufische Kirchenschatz nördlich der Alpen“, schwärmte Dr. Andrea Korte-Böger, die frühere Stadtarchivarin. Also hat sie ihm in der Nummer 69 der Siegburger Blätter – Geschichte und Geschichten aus Siegburg – eine reich bebilderte Würdigung gewidmet. Sebastian Felske hat die Fotos geschossen, Gesamtansichten der vier Großschreine ebenso wie Einzelheiten von Monstranzen oder Details aus dem Aufbau der Schatzkammer in St. Servatius, in der die sakralen Kunstwerke ihren Platz gefunden haben.
Als großen Schatz bezeichnete Pfarrer Karl-Heinz Wahlen die Autorin selbst. Was für den Schatz gelte, darf auch sie für sich beanspruchen: „Korte-Böger ist bei uns gut aufgehoben.“ Sie sei zu ihm gekommen und hätte erzählt: „Ich habe da wieder was Neues, da müssen wir was machen.“ Bürgermeister Stefan Rosemann freute sich über die neue Ausgabe, die den Titel trägt: „Ein Ort, wo sich Himmel und Erde berühren“.
741 Reliquien
Der Stadtgründer, Erzbischof Anno II. aus Köln, habe den Grundstock gelegt für die reiche Sammlung von immerhin 741 Reliquien. „Es ist eine der unterschätztesten Sehenswürdigkeiten, hier muss man hingehen“, sagte er in der 2016 feierlich eröffneten Ausstellung im Kirchenraum. Es ist kein Museum, sondern Teil des Gotteshauses. Nichts ist beschriftet, es gibt aber einen ausführlichen Begleiter, den jeder Besucher an die Hand bekommt.
Das Schatzkammerteam ermöglicht den Besuch, Ehrenamtler, die die Türe offen halten. Darunter sind Theologen, die auch weitergehende Fragen beantworten können. Noch ein Schatz, wie Korte-Böger befand. In ihrem Artikel beschreibt sie die spannende Geschichte des Abteischatzes, mit dem Anno-Schrein als vielleicht bedeutendstem Stück. Es ist eine herausragende Arbeit aus der Kölner Werkstatt des Nikolaus von Verdun, die auch den Schrein der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom geschaffen hat.
Abteien aufgelöst
Nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 werden unter anderem die Abteien aufgelöst. In Siegburg blieben die Reliquien in der Abteikirche, bis 1812 kümmerte sich niemand darum. Die Birker Kirche in Lohmar bewarb sich darum, in der Bevölkerung gab es deshalb Aufregung. Schließlich kam der Schatz zu St. Servatius, wo er bis heute blieb. Im Südchor fand er Platz. Domkapitular Alexander Schnütgen, Stifter der Sammlungen für das gleichnamige Museum in Köln, und der Provinzialkonservator Professor Paul Clemen bemühten sich im 19. Jahrhundert um Restaurierung und Neuaufstellung, die erste Schatzkammer entstand in der Kapelle an der Südempore.
Während des Zweiten Weltkrieges ausgelagert kehrte der Schatz 1948 zurück, das Dach der Sakristei wurde aufgestockt und erweitert. 1991 gab es einen weiteren Umbau, die Exponate erschienen in einer Heiltumskammer in strenger Ordnung. Bis 2016 entstand schließlich im Rahmen der bislang letzten Kirchensanierung eine großzügige Lösung, in der die Schreine wieder im Kirchenraum ausgestellt werden.
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In der Schatzkammer werden kostbare Monstranzen, Ostensorien, Limoges Altare, Gewänder und Stoffe präsentiert. Herausragend ist sicher der Bischofsstab mit Krümme, der so genannte Annostab aus dem 11. Jahrhundert.