Siegburgs alte StadtmauerWehranlage wurde für viel Geld restauriert
Siegburg – Gut 600 Jahre dürfte die alte Stadtmauer oberhalb des Mühlentor-Parkplatzes schon dort stehen. Nun werden es wohl noch einige mehr. Für rund 600.000 Euro wurde die Wehranlage restauriert. „Damit konnten wir den Kostenrahmen einhalten“, erläutert Planungsamtschef Stephan Marks bei einem Besichtigungstermin.
Das war nicht selbstverständlich, denn die Konstruktion hat es in sich. Relativ hoch ist sie und sie verjüngt sich nach oben. Die Mauer besteht praktisch aus zwei Schalen massiver Steine, zwischen denen sich feineres Material findet.
Für Architekt Karsten Monnerjahn, der auch den Hexenturm und die Stützmauer oberhalb der Seufzerallee hergerichtet hat, wurden die Arbeiten zu einer ständigen Abwägung zwischen den Erfordernissen der Statik und dem Erhalt des historischen Äußeren.
Alter Kalkmörtel in erstaunlich gutem Zustand
„Durch Abwitterung ist die Mauer sogar noch etwas dünner geworden“, schätzt Monnerjahn, der durch ein raffiniertes System für Standfestigkeit sorgte. Die Mauersteine werden jetzt mit 680 Stahlnadeln gehalten, die in der Horizontalen zwischen 50 Zentimetern und einem Meter lang sind, und von denen in der Senkrechten einige von der Krone bis zu vier Meter in den Fuß hinreichen. Halt finden sie in verpresstem Mörtel. Marks hebt die Arbeit des Siegburger Statikers Oliver Mentges bei dem Projekt hervor.
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Positiv überrascht wurde Monnerjahn, als er feststellte, dass vor allem im oberen Teil der alte Kalkmörtel noch in sehr gutem Zustand war. „Der war bombenfest, erstaunlich nach 600 Jahren.“
Nach langer Zeit kann man die Mauer, die in ihrer Geschichte nie einer Belagerung oder Artilleriebeschuss standhalten musste, auf ihrer vollen Länge von 70 Metern sehen.Bewusst sichtbar bleibt, wo der alte Wolsdorfer Brocken durch neues Material, Ettringer Tuff, ersetzt wurde.
Gut erkennbar ist das an den Schießscharten, wo die beauftragte Firma Kloesgen und Proenen aus Kreuzau lange massive Blöcke einsetzte. Allerdings konnte auch noch auf alte Wolsdorfer Brocken zurückgegriffen werden, die sich überall im Hang faden. „Hier liegt so einiges herum“, schildert Marks.
Die Mauer zeigt die Reste eines Wehrgangs auf der Innenstadt-Seite, wie auch einen treppenartigen Verlauf der Krone, den es auch früher gegeben haben dürfte. „Wie das genau aussah, wissen wir nicht“, so Monnerjahn, der sich aber auf den Stich Siegburgs von Matthäus Merian dem Älteren aus der Zeit um 1650 beziehen konnte. „Der Merian-Stich ist extrem genau.“
Stütze aus Stahl festigt alte Hangsicherung
Auffälligste Neuerung ist in der Höhe des Hangs eine Stützkonstruktion aus Stahlprofilen. Diese festigt allerdings nicht die historische Mauer, sondern eine alte Hangsicherung, die Maximilian Jacobi, Leiter der Nervenheilanstalt, auf dem Michaelsberg im 19. Jahrhundert bauen ließ. Monnerjahn: „Zuvor gab es dort eine Holzkonstruktion, und die war ziemlich marode.“
Stephan Marks hat unterdessen schon die nächsten Arbeiten zur Umsetzung des Michaelsberg-Konzepts im Blick. Noch in diesem Jahr folgen der Rosen- und der Felsengarten, im kommenden Jahr sind die Treppenanlagen unterhalb des Johannisgartens an der Reihe. „Ende nächsten Jahres ist der Berg fertig“, schätzt der Chef des Siegburger Planungsamts.