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Blick hinter die KulissenNeue Spielbank soll ins Siegburger Gewerbegebiet kommen

Lesezeit 5 Minuten
Ein Croupier an einem Roulette-Tisch

Abends ist in der Monheimer Spielbank klassisches Glücksspiel im Angebot, Roulette, Poker und Black Jack.

Die Gauselmann Gruppe zeigt in ihrem Monheimer Merkur-Casino, was sie in Siegburg vorhat.

8100 Euro hat das Multi-Roulette am Vorabend ausgespuckt, 10.900 Euro die „Magie-Spielbank“ und immerhin 9000,30 Euro „xTension Link - Mix1“, alles kann an den digitalen Tafeln der Monheimer Spielbank nachgelesen werden. 510 Automaten locken ins Innere des Casinos. Mit einarmigen Banditen, den Walzenautomaten von früher, haben die Geräte nichts zu tun. Aber immer noch können fünf gleiche Früchte in einer Reihe auf dem Monitor den großen Geldsegen bringen.

Wer wissen will, wie es in nicht allzu ferner Zukunft Siegburg aussehen soll, kann sich bei der Spielbank in Monheim ein Bild machen. Auch von der hohen Werbestele in Autobahnnähe, die noch ein paar Meter höher ist als die McDonalds-Reklame. Wir haben dem Merkur-Casino einen Besuch abgestattet.

Das Casino-Unternehmen meldete 2022 einen Umsatz von drei Milliarden Euro

„Fruitinator“, „Eye of Horus“ oder „Zonic“ heißen die Spiele, die auf sogenannten Multi-Gamern laufen, wie der Pressesprecher der Gauselmann Gruppe Mario Hoffmeister erläutert. „Was nicht gefällt, wird ausgetauscht“, bei Merkur kein Problem: Die Automaten stellt das Unternehmen, das weltweit 15.000 Menschen beschäftigt und für 2022 einen Umsatz von drei Milliarden Euro vermeldete, selbst her.

In Gassen, Gruppen oder Nischen sind die Geräte angeordnet. Dass es so viele sind, mehr als in allen anderen Merkur Casinos in NRW, erschließt sich nicht auf einen Blick. Große Schleifen und Scheiben hängen an der Decke, mit gleißend gelben Kosmos-Motiven, die optisch mit dem namensgebenden Planeten Merkur spielen. Nur eine Handvoll Spielerinnen und Spieler sitzt an diesem Vormittag in den bequemen, hohen Spielsesseln. Das klassische Spiel mit Roulette, Poker und Black Jack eröffnet im Obergeschoss erst am Abend.

Blick in eine Spielbank mit vielen Automaten und zwei Rolltreppen

Vor einem Jahr eröffnete die Gauselmann AG auf 4800 Quadratmetern ihre Spielbank in Monheim.

Vor einem Jahr wurde die Spielbank in Monheim eröffnet, allerdings auf 4800 Quadratmetern, während in Siegburg lediglich 3000 Quadratmeter geplant sind und nur die Hälfte der Automaten. Eins zu Eins wird das Ambiente wohl nicht übertragen: Die hauseigene Innenarchitektin lasse sich „immer etwas Neues einfallen“, so der Geschäftsführer der Merkur Spielbanken NRW, David Schnabel.

Im Spielbankgeschäft – nicht zu verwechseln mit Spielhallen – ist das familiengeführte Unternehmen aus dem ostwestfälischen Espelkamp relativ neu, auch wenn es schon 1957 existiert. 2014 gelang es, die Lizenz für Sachsen-Anhalt zu bekommen, mit Casinos in Leuna, Halle und Magdeburg. 2001 folgte Nordrhein-Westfalen mit der Übernahme der Anteile von Westspiel, vor kurzem auch Niedersachsen. „Da sind wir stolz drauf“, so Schnabel.

Siegburg wird die sechste Merkur-Spielbank in NRW

Auch die Lizenz für Niedersachsen ging Ende vergangenen Jahres an Gauselmann. Das Gebäude in Monheim war bereits im Firmenbesitz: Allerdings befand sich dort, wo heute die Spieltische stehen, früher eine Bowlingbahn. Siegburg wird die Nummer sechs in Nordrhein-Westfalen, zusammen mit Duisburg, Aachen, Bad Oeynhausen, Hohensyburg und eben Monheim.

Der Eingangsbereich einer Spielbank mit einer Sonne als Firmenemblem

Für die Merkur-Spielbank Monheim konnte die Gauselmann-Gruppe eine Immobilie im Firmeneigentum umbauen

„Gezahlt wird mit Scheinen“, betont Schnabel, den Leuten solle bewusst werden, wie viel sie einsetzen. Sogar einen Blick hinter die dicke Panzertür des Raums mit dem veloursbespannten Zähltisch ist gestattet. Die Zählautomaten seien die gleichen wie in der Bundesbank, erläutert Schnabel.

Eine Umsatzzahl nennt der Geschäftsführer nicht, ohnehin spreche man in der Branche vom Bruttospielertrag. Der wiederum ist Grundlage für die Berechnung der Spielbankabgabe, mit der die Kreisstadt Siegburg rechnen kann: Zwölf Prozent wandern ins Stadtsäckel, was sich im Jahr auf 4,8 Millionen Euro summieren soll. Im Stadtrat wird bereits offen davon gesprochen, dass das Casino Siegburg vor einem Haushaltssicherungskonzept bewahren könnte, dem Alptraum aller Kommunalpolitiker.

Gauselmann-Gruppe hat die NRW-Lizenz bis 2036

Schnabel ist da indes noch skeptisch. Aus Sicht seiner Firma tickt die Uhr, bis 2036 gilt die Lizenz, umso früher er an der Isaac-Bürger Straße eröffnen kann, umso profitabler wird der neue Standort. Sorge bereite ihm eine Klage des BUND gegen die Bezirksregierung Köln und die Renaturierung der Sieg, die einem Zusammenhang mit dem Grundstück für die Spielbank steht.

Ein Spielautomat mit farbigem Monitor.

Die Spielautomaten stellt die Gauselmann AG selbst her.

Das Casino-Areal im Hochwasserschutzgebiet wird aufgeschüttet, wächst in die Höhe, mit Material von einem Nachbargrundstück, das später mit Aushub aus dem Mündungsgebiet des Mühlengrabens in die Sieg wieder aufgefüllt werden soll. Schnabel fürchtet, dass die juristische Auseinandersetzung zu Verzögerungen führen könnte. „Wir müssen so schnell wie möglich loslegen.“

Der Geschäftsführer rechnet mit knapp zwölf Monaten Bauzeit. Der Technische Beigeordnete der Kreisstadt Stephan Marks betonte jüngst im Planungsausschuss, dass sich die Klage gegen die Renaturierung der Sieg richte, nicht gegen die Bodenarbeiten für die Spielbank.

Eigenes Ausbildungscenter für die Mitarbeiter in Siegburg

Schon während der Bauzeit will Schnabel ein Ausbildungscenter einrichten, denn Gauselmann bildet seine Belegschaft selbst aus. Dazu gehören Kenntnisse der Automaten und des klassischen Geschäfts als Croupier, der Gastronomie und vor allem im Spielerschutz. Um überhaupt die begehrte NRW-Lizenz zu bekommen, musste Gauselmann ein Sozialkonzept vorlegen. Mit Schulungen werden Mitarbeiter auf den Umgang mit Gästen, die bedenkliches Verhalten und schlimmsten Falls eine Spielsucht an den Tag legen.

Eine Sperre könne die Folge sein oder die Vermittlung an eine Beratungsstelle. Zutritt bekommen nur volljährige Spieler, die sich zudem registrieren und einen Personalausweis oder Reisepass vorlegen müssen. Eine Sperre kann anhand der Datenbank OASIS überprüft werden.

Drei Männer vor Spielautomaten

Führung durch die Merkur-Spielbank Monheim mit (von links) Gauselmann-Pressesprecher Mario Hoffmeister, Betriebsleiter Jürgen Lagodny und David Schnabel, Geschäftsführer Merkur Spielbanken NRW

Im Tätigkeitsbericht 2022 der Merkur-Spielbanken zum Spielerschutz findet sich dazu eine Statistik: In dem Jahr gab es 939 Sperren, 932 davon waren von Spielern selbst veranlasst, zwei gingen auf Meldungen dritter zurück und fünf auf das Personal. In 93 der Fälle handelte es sich um Männer. 52 Prozent entfielen auf unter 30-Jährige.

Spielerschutz als Teil des Gesamtkonzepts

David Schnabel nennt bedenkliche Kriterien: etwa, wenn ein Spieler plötzlich sehr viel öfter als sonst komme, nicht mehr auf sein Äußeres achtet, besonders nervös ist oder so ins Spiel versunken, dass er nicht mehr ansprechbar ist. Fingerspitzengefühl sei gefragt, wenn die Mitarbeiter dann das Gespräch suchen. „Was ist das eigentliche Problem?“, auch diese Frage müsse dann geklärt, schildert Hoffmeister. Oft werde durch das Spielen etwas ganz anderes kompensiert. „Der Spielerschutz ist ein wichtiger Teil des Gesamtkonzepts.“