Auch für Flutgebiete angebotenTroisdorfer Firma gewinnt Trinkwasser aus Flusswasser
Troisdorf – Umgeben von Wasser, haben Binnenschiffer ein wachsendes Problem mit der eigenen Trinkwasserversorgung: Früher kostenlos abgegeben, wird es heute an den – immer weniger – Bunkerstationen für fünf bis zehn Euro je Kubikmeter verkauft. Und einen 30 Meter hohen Schlauchturm, um die Versorgungsschläuche nach der Benutzung hygienisch einwandfrei zu trocknen, kann man sich auf einem solchen Schiff schwerlich vorstellen.
Ein Angebot, das Problem zu lösen, unterbreitet seit einigen Monaten das Troisdorfer Unternehmen Exomission. Dort haben Uwe Israel und sein Team eine Filteranlage entwickelt, die aus Flusswasser Trinkwasser macht.
„Das Rheinwasser ist chemisch schon ganz gut“, sagt Israel, Geschäftsführer des Unternehmens. Damit man es bedenkenlos trinken kann, läuft es in den Exoclean-R (R für river, auf deutsch: Fluss) getauften Anlagen durch ein elf Stufen umfassendes Filtersystem: Sand und Aktivkohle holen Schwebstoffe heraus, UV-Licht macht Bakterien unschädlich. Was dann noch im Wasser ist, wird von der Umkehr-Osmose aufgehalten.
Wasser im Tank
Mit der „Kraftstoff-Wasser-Emulsionstechnik“ (KWE) ließ Exomission 2014 aufhorchen: Diesel und Wasser werden vor der Einspritzung in den Motor gemischt; mikroskopisch kleine Wassertropfen dabei von Kraftstoff umhüllt.
Beim Verdampfen reißt das Wasser den Kraftstoff in kleinste Teilchen, die besser – sparsamer – verbrennen und überdies weniger Ruß erzeugen. (dk)
Das Verfahren erinnert an wasserdichte, gleichwohl atmungsaktive Regenjacken: Während deren Membran den Regen abhält, die kleineren Dampfmoleküle aber entweichen lässt, funktioniert der Filter der Umkehr-Osmose aber nur in eine Richtung.
Wasser wird gegen semipermebale Membran gepresst
Mit einem Druck von zehn bar wird das Wasser gegen eine semipermeable Membran gepresst, einen halb durchlässigen Filter. „Ziemlich klein“ seien deren Löcher, erzählt Uwe Israel. Ihr Durchmesser liegt bei 0,1 Nanometer, was dem Millionstel eines Millimeters entspricht. „Ein Bakterium ist dagegen ein Riese“, macht der Geschäftsführer deutlich. „Wie ein Lkw vor einem Mauseloch.“
Wassermoleküle hingegen sind klein genug, um auch diesen Filter zu passieren. Am Ende ist das Wasser so rein, dass es mit Calciumpatronen wieder mineralisiert werden muss. Denn sonst würde es Metalle angreifen, sagt Uwe Israel.
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Zwei Jahre hat das Team am Firmensitz in der Spicher Redcarstraße, wo Exomission insgesamt sieben Beschäftigte hat, an der Innovation getüftelt. Seit dem Frühsommer sind die Anlagen auf dem Markt, drei wurden zum Stückpreis von etwa 20.000 Euro bereits verkauft; drei weitere sind in Planung.
Trotz der Investition lasse sich mit dem System Geld sparen, versichert Uwe Israel: Statt tonnenweise Wasser könne das Schiff mehr Ladung aufnehmen. Die nur schrankgroßen Module brauchten wenig Platz im meist engen Maschinenraum, schließlich müssten die Binnenschiffer, misstrauisch gegenüber Bunkerstationen in Osteuropa, dort kein Wasser mehr aufnehmen.
Einsatz auch im Katastrophenfall, wie im Flutgebiet, möglich
Denkbar sind laut Uwe Israel auch andere Einsatzmöglichkeiten: „Zum Beispiel Veranstaltungen, wo Trinkwasser in Tanks zur Verfügung gestellt wird.“ Den Verantwortlichen in den Flutgebieten hat Exomission „angeboten, bei Bedarf Anlagen zum Selbstkostenpreis zu stellen“, allerdings sei die Lage dort extrem schwierig: Öltanks und Benzin seien ins Wasser gelangt, niemand könne sagen, was noch irgendwie gelagert worden sei. „Die Umkehrosmose filtert auch Heizöl und nahezu alle anderen Stoffe heraus“ – aber „ein Siegel darauf zu geben“ würde Israel ohne Wasseranalysen derzeit nicht wagen.