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Troisdorfer Maler Josef HawleDie Welt als Naive Kunst

Lesezeit 4 Minuten

Werke an allen Wänden: In seinem Atelier ist Josef Hawle umgeben von seinen Werken. Besonders stolz ist er auf die Goldene Schallplatte, die er für das Cover einer Herbert-Grönemeyer-Platte erhielt.

Troisdorf – Breitbeinig steht er in seinem Atelier. Die Wände: über und über von Gemälden bedeckt. Auf dem Tisch: Postkarten, Dosen und Kalender mit seinen Motiven. Josef Hawle, soviel lässt sich im Dachgeschoss seines Hauses auf den ersten Blick erkennen, hat eine enorme Präsenz.

Nicht wenige Motive mit der Signatur „J. Hawle“ sind sogar zu groß, um sie im Haus aufzubewahren. Denn Hawle gestaltet auch Fassaden. Auf einem Bankgebäude in Troisdorf lässt er einen Fluss fließen. Ein Kinderheim in Siegburg hat er in kunterbunte Farben getaucht. Das Troisdorfer Schwimmbad ziert ein Strand. In kleinerem Maßstab malt er gern die Region und ihre Sehenswürdigkeiten: den Drachenfels in Königswinter, das Schloss Augustusburg in Brühl oder die Kneipe „Zur Küz“ in Troisdorf. „Dass jemand die Gegend öfter gemalt hat als ich, kann ich mir kaum vorstellen“, sagt Hawle. Seit 26 Jahren lebt der heute 72-Jährige in dem Haus in Troisdorf, das er selbst gebaut hat.

Geboren ist Hawle in München. Als es seinen Vater beruflich nach Troisdorf zog, war Hawle drei Jahre alt. Schon als Kind malte er gern. Dass er sein Hobby einmal zum Beruf machen würde, war jedoch erst später klar. Denn eine weitere Leidenschaft spielt eine große Rolle in Hawles Leben: die Musik. Als 17-jähriger gründete er die Band Subjects. Die Gruppe nahm sogar eine Schallplatte auf.

Bewerbung bei den Bläck Fööss

„Ich war der Bandleader“, erzählt Hawle. Er sang und spielte Keyboard, manchmal auch Saxofon. Wenn er über seine Lieblingsbands von damals spricht, darunter die Rolling Stones und die Beatles, dann beginnt er noch heute, Luftgitarre zu spielen, und summt die alten Melodien.

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Josef Hawle als Bandleader der Subjects einer Band aus Troisdorf

Beinahe hätte er sich für eine Musiker-Karriere entschieden, bewarb sich als Keyboarder bei den Bläck Fööss („meine Chancen standen nicht schlecht!“). Doch am Ende siegte die Leidenschaft für das Malen. „Ich hatte mir damals drei Tage Zeit genommen, um mich zwischen der Musik und einer Ausbildung zu entscheiden“, berichtet Hawle. Er entschied sich für letzteres, lernte Schriftsetzer und studierte Grafikdesign. In seinem Fach sei er Profi, betont er. Denn er muss sich immer wieder anhören, dass seine Kunst kindlich aussehe. Hawle ärgert das: „Das kann kein Kind malen.“

Sein Stil heißt in der Fachsprache Naive Malerei oder Naive Kunst (siehe „Heile Welt in kräftigen Farben“), eine anerkannte Kunstrichtung. Dabei meint naiv nicht etwa einfach oder schlicht. In der Naiven Malerei bildet der Künstler seine direkte Umwelt unmittelbar ab. Auch Hawle malt reale Orte aus seiner Umgebung wie den Weihnachtsmarkt am Neumarkt in Köln oder Siegburg aus der Vogelperspektive. Hawle sagt: „Jeder soll meine Kunst verstehen können.“

Größter Erfolg in der Musik

Um Fotorealismus geht es ihm nicht, er will Menschen oder Häuser harmonisch und farbenfroh darstellen. Die meisten seiner Werke sind Auftragsarbeiten, bestellt von Unicef über die Kreisverwaltung bis hin zu den Kölner Abfallwirtschaftsbetrieben.

Seit den 70er Jahren arbeitet er freiberuflich. Hawles Signatur steht auf Dutzenden Häusern im Rhein-Sieg-Kreis, seine Bilder finden sich gedruckt auf Tausenden Kaffeedosen; unzählige Postkarten mit seinen Motiven wurden verschickt.

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Josef Hawle Maler gestaltete das Cover der PLatte Ö von Herbert Grönemeyer.

Fragt man Hawle aber nach seinem größten Erfolg, dann spricht er wieder von der Musik. Für das Musiklabel EMI hat er in den 80er Jahren Schallplattencover gestaltet. Über Umwege hat der Ex-Musiker Hawle eine Goldene Schallplatte erhalten: für das Cover von „Ö“, siebtes Studioalbum von Herbert Grönemeyer von 1988. „Darauf bin ich stolz – aber das ist alles vergänglich.“

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Jetzt ruft die nächste Auftragsarbeit. Ein Unternehmen aus der Region hat Bilder der Firmenzentrale bestellt, einmal im Sommer, einmal im Winter. Hawle zeigt auf das unfertige Bild auf dem Schreibtisch: „Hier oben, in der Ecke, sieht man noch klein den Dom, wegen der Nähe zu Köln.“ Die Mitarbeiter sollen stolz auf ihren Arbeitgeber sein, wenn sie das Bild sehen. Für sie malt er das Bild schließlich. Den Menschen solle seine Kunst gefallen, sagt Hawle: den Musik-Fans, Nachbarn in der Region, den Angestellten der Unternehmen, für die er arbeitet. Hauptsache möglichst vielen.