Mobile ErdgasanlageTroisdorfer Unternehmen versorgt Flutopfer im Ahrtal mit Heizung
Troisdorf – Keine Heizung seit Mitte Juli, das war angesichts der bislang milden Temperaturen noch zu verkraften. Doch der Winter naht. Und seit mehr als 100 Tagen nur kalt duschen zu können – das ist mehr als unangenehm: Die Flut an der Ahr hat vielerorts auch Gasleitungen zerstört. Dass sie nun wieder Erdgas bekommen, verdanken bislang rund 1500 Haushalte in Bad Neuenahr einer mobilen Erdgasanlage aus Troisdorf. Alexander Scholz und sein Team von der Firma Gas Com haben sie geliefert und installiert.
„Es war klar, dass wir da zum Einsatz kommen“, berichtet Scholz von seinem Eindruck angesichts der Bilder der Zerstörung. Erfahrung bringt Scholz, wie Vater Norbert Geschäftsführer im Familienunternehmen, reichlich mit. „Im grenznahen Europa“ sind sie regelmäßig tätig, aber auch in Südfrankreich.
Auftrag in Ahrweiler ist eine Ausnahmesituation
Gefragt ist ihre Dienstleistung immer dann, wenn bei – zum Beispiel wegen Reparaturen – geplanten Unterbrechungen oder nach einem Schaden kein Gas durch die Leitungen strömen kann.
Während der „Saison“ von März bis Oktober wickelt der 43-Jährige mit insgesamt 24 Beschäftigten etwa zwei oder drei kurzfristige Ersatzversorgungen wöchentlich ab. „Eine Ausnahmesituation“ ist daher der Auftrag aus Ahrweiler, nicht zuletzt deswegen, weil niemand sagen kann, wann er endet.
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Noch im Juli meldete sich Alexander Scholz im Ahrtal, der Rückruf kam dann von der Energieagentur Rheinland-Pfalz. Die hat es übernommen, den Wiederaufbau der Versorgungsleitungen zu koordinieren.
Verflüssigtes Erdgas kommt aus Belgien
Aus Zeebrügge (Belgien) kommt der Brennstoff: „Kein Flüssiggas“, stellt Alexander Scholz klar, sondern „Liquefied Natural Gas“ (LNG), verflüssigtes Erdgas. Schon in den Förderländern wie Katar, Ägypten oder USA wird das Gas bei minus 160 Grad verflüssigt, was wesentlich größere Ladekapazitäten auf den Spezialtankschiffen möglich mache.
Über spezielle Verladeterminals in Zeebrügge (Belgien), Rotterdam oder Swinemünde (Polen) kommt das flüssige Gas nach Europa. Dort wird es nicht nur zum Heizen eingesetzt. Zunehmend treibt laut Alexander Scholz der Einsatz als Treibstoff für Lkw die Nachfrage.
Hersteller wie MAN, Scania oder Volvo stellten LNG-getriebene Fahrzeuge her. Auch in der Flotte des Troisdorfer Unternehmens rollen bereits zwei Zugmaschinen mit diesem Antrieb. (dk)
„Erst mal checken“, hieß das für die Spicher Spezialisten nach der Auftragserteilung durch die Kreisverwaltung in Ahrweiler. „So was kann man nicht mitten im Ort aufstellen.“ Kurz vor Ahrweiler fand sich das geeignete Areal mit einer Fläche von rund 1000 Quadratmetern und ausreichendem Abstand zur Bebauung.
Bei aller Routine habe der Auftrag „sehr, sehr viel Arbeit“ bedeutet, sagt Scholz. Benötigt wurden „keine Teile, die in der Schublade liegen“: Während nämlich rund 90 Prozent der Versorger inzwischen das energiereichere Erdgas H ins Netz speisen, wird in der Eifel noch L-Gas verfeuert.
Auf diesen Umstand hin mussten Technik und Steuerung angepasst werden. Fünf Sattelschlepper brachten die Anlage nach Ahrweiler, zwei Tankzüge transportierten jeweils rund 20.000 Kubikmeter verflüssigtes Erdgas zum Einsatzort.
Täglich wird Nachschub in die Eifel geliefert, für jeweils einen Tag ruht Gas als Reserve im zweiten Tank. Dabei ist die Anlage derzeit nur zu 15 Prozent ausgelastet. Für den Fall, dass der Bedarf noch steigt, hat Firmenchef Scholz bereits eine verstärkte Lieferkette organisiert: Bis zu vier Tanklaster täglich sind damit möglich.