Vom Landesminister zum AalkönigAndreas Pinkwart folgt Malu Dreyer auf den Thron
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Rhein-Sieg-Kreis – Es war eine Krönungszeremonie der besonderen Art. Und das war nicht nur so, weil die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin und scheidende Monarchin Malu Dreyer als „Königin der Herzen“, wie sie von Aalkönigkomitee-Sprecher Friedhelm Ost bezeichnet wurde, ein schweres Erbe hinterlässt, sondern auch weil die Veranstaltung in diesem Jahr nicht im Kurhaus, das zurzeit saniert wird, stattfinden konnte. Stattdessen ging es für rund 350 Gäste aus dem Aalvolk stromabwärts nach Königswinter und auf dem ungewohnten Landweg schließlich hinauf auf den Petersberg in das Steigenberger Grandhotel.
Hintergrund
Die Aalkönigsidee wurde im Jahr 2001 zum Erhalt des renovierungsbedürftigen Aalschokkers Aranka geboren. Die Bad Honnefer Helmut Kloss, Klaus Wirtgen, Johannes Wahl, Michael Gerdes, Heinz Warneke und Friedhelm Ost wollten zunächst ein einmaliges Fest zugunsten der Restaurierung des Bad Honnefer Wahrzeichens organisieren. Das Komitee ernennt seither jährlich verdiente Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zum Aalkönig.
In 17 Jahren wurden rund 350 soziale Projekte mit Spenden in Höhe von etwa 450 000 Euro unterstützt. In diesem Jahr werden neun Projekte, darunter der Verein Frauen für Frauen mit dem Projekt „Nein heißt nein! Gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt“, mit 30 000 Euro unterstützt. (mdh)
„Hier oben stand die Wiege unserer Republik. Und hier oben steht heute der Thron der Aal-Monarchie“, sagte Friedhelm Ost, Staatssekretär a.D., in seiner Begrüßungsrede.
Gemeinsame Gepflogenheiten
In einem der Herrschaftlichkeit des Kurhauses in wenig nachstehenden Ambiente auf dem Petersberg wurde dem Aalvolk ein wahres Schwergewicht präsentiert: Professor Dr. Andreas Pinkwart (FDP), Minister für Wirtschaft und Innovation des Landes Nordrhein-Westfalen, der in Neunkirchen-Seelscheid geboren und aufgewachsen ist. Andreas I. ist nach Hans-Dietrich Genscher (2008) und Christian Lindner (2015) bereits der dritte „Gelbaal“ in Bad Honnef.
Im Zeichen seines Ministeramtes rückte Pinkwart den Aal bei seiner Antrittsrede ins Licht der Globalisierung. „Der Aal ist ein Freigeist, er durchquert den Ozean und zieht stromaufwärts durch Europa, um schließlich unbeirrt von allen Stürmen und Strömungen erneut den Atlantik zu überqueren und zum Laichen – leider auch zum Sterben – an seinen Geburtsort zurückzukehren.“ Der Aal, der unbeeindruckt von Protektionismus und Zöllen seinen Kurs halte, stehe damit quasi als Diplomat für „verlässliche internationale Beziehungen“ und sei somit auch ein „Globalisierungsoptimist erster Stunde“.
Mit diesen Lebenswegen und Gepflogenheiten des Aales habe auch er einige Gemeinsamkeiten, befand der frisch gekrönte Monarch. So wanderte auch er in den vergangenen Jahrzehnten beständig zwischen zwei Welten, zwischen Wissenschaft und Politik. Der Landesminister hat als Wirtschaftsprofessor an Hochschulen im In- und Ausland gelehrt. Glücklicherweise habe er diese Kreise jedoch, im Gegensatz zum Aal, mehrfach ziehen können. Dem aalköniglichen Leitspruch von Andreas I. – „Klimatisch geschickt schon heute zu lenken heißt Neues zu denken, nicht nur Altes zu beschränken!“ – fügte er hinzu: „Wir müssen mehr Freiheit für neue Ströme und Strömungen schaffen, Zuflüsse bündeln und vernetzen, die Eigenständigkeit und den Innovationsgeist aller Aale in alle Richtungen fördern.“ Zuletzt versprach Pinkwart, dass er ein Prozent seiner öffentlichen Besoldung im kommenden Jahr den Projekten der Aalkönig-Dynastie widmen werde. Die Tatsache, dass er sich schon immer für die Freiheit der Aale eingesetzt habe und sich auch in tiefe Gewässer wage, lobte schließlich die vormalige Aalkönigin Malu Dreyer in ihrer Laudatio. Die Ministerpräsidentin bedankte sich bei Aalvolk und Komitee. Das stieß auf Gegenliebe: Zum Abschied gab es, wie bei der Krönung ihres Nachfolgers, stehende Ovationen.