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Der Entschuldigungs-WahlkampfAuch Laschet hat abgeschrieben

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Kanzlerkandidat Armin Laschet

Berlin – Es gibt eine ganze Menge Stolperfallen in der Politik. Reden zum Beispiel. Auch Gucken kann heikel sein beziehungsweise Lachen. Und erst recht Schreiben. Zuletzt häuften sich jedenfalls die Schrammen bei Politikern durch Interviews, Scherzen im falschen Moment und Bücher.

Gleich in allen drei Kategorien wird nun Unionskanzlerkandidat Armin Laschet gelistet, nachdem er am Freitag ein Versäumnis in seinem Buch „Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance“ von 2009 im Quellennachweis eingeräumt und sich dafür ausdrücklich entschuldigt hat. Zuvor hatte er sich für sein Lachen im Hochwasserkatastrophengebiet entschuldigt. Und davor hatte er mit CSU-Chef Markus Söder Ärger bekommen, weil er im ARD-Interview gesagt hatte, im Wahlprogramm von CDU und CSU stehe keine einzige Steuerentlastung. Dabei stehen dort eine ganze Menge Steuerentlastungen, nur in der Einleitung wird darauf verwiesen, dass das unter Vorbehalt des Wirtschaftswachstums stehe.

Entschuldigungen haben Konjunktur

Entschuldigungen haben in diesem Bundestagswahlkampf Konjunktur. Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock entschuldigte sich für ihren irreführenden Lebenslauf, die Ungereimtheiten in ihrem erst vor wenigen Monaten erschienenen Buch „Jetzt“ und zuletzt für ihre Ausformulierung des N-Worts in einem Interview.

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Es rumpelt gewaltig im Wahlkampf der Grünen und der Union. Mit ihren Inhalten dringen sie oft schlechter durch, was auch daran liegen mag, dass menschliche Verfehlungen eher für Aufmerksamkeit sorgen als die dauerhaft schwere Kost des Klimawandels, der Corona-Pandemie und Steuerpolitik. Entschuldigungsfrei ist bisher SPD-Kanzlerkandidat - und Buchautor („Hoffnungsland“, 2017) - Olaf Scholz durchgekommen. Er sammelt weiter Pluspunkte in Umfragen, wer ins Kanzleramt einziehen soll. Mehrere Erhebungen sehen ihn vor Laschet und Baerbock. Aber seine SPD erscheint wie einbetoniert bei um die 15 Prozent.

Union liegt vorne

Acht Wochen sind es noch bis zur Bundestagswahl. Das bedeutet noch acht Wochen Gefahr des Scheiterns - für alle Politikerinnen und Politiker. Im ZDF-„Politbarometer“ kommt die Union auf 28, die Grünen kommen auf 21 Prozent, die SPD legt leicht auf 16 Prozent zu, die AfD liegt bei elf, die FDP bei zehn Prozent und die Linke bei sieben Prozent.

In Laschets Buch von 2009 - damals war er Integrationsminister in Nordrhein-Westfalen - geht es um eine kleine Passage, die er von einem weder im Fließtext noch im Quellenverzeichnis genannten Autoren übernommen hat. Die Achtung des Urheberrechts sei eine Frage des Respekts, sagte der heutige Ministerpräsident am Freitag der Deutschen Presse-Agentur und kündigte eine unverzügliche Prüfung des Buches an.

Schon nach der Veröffentlichung des Buches vor zwölf Jahren hatte es Berichte gegeben, Ministeriumsmitarbeiter hätten mitgeholfen. Am Freitag wies Laschet darauf hin, dass das aus Literaturverzeichnis und Danksagung hervorgehe. Das Buch habe die Arbeit des ersten Integrationsministeriums Deutschlands darstellen sollen. „Dementsprechend wurde für das Buch auch auf Ausarbeitungen des Ministeriums Rückgriff genommen.“ 4000 Euro Honorar hatte er für den Titel erhalten, die er spendete. 2015 wurde bekannt, dass er diese Spende steuerlich geltend gemacht, den Bucherlös aber nicht als Einnahme angegeben und versteuert hatte.

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Plagiate sind selbst bei kleinsten Passagen so sensibel, weil sie den Eindruck des geistigen Diebstahls und der Selbstüberhöhung hinterlassen. Ganz gefährlich sind Doktortitel. Mehrere Bundesministerinnen und Bundesminister sind über ihre vor vielen Jahren erworbene Doktortitel gestürzt. Zuletzt entzog die Freie Universität Berlin Franziska Giffey wegen „Täuschung über die Eigenständigkeit ihrer wissenschaftlichen Leistung“ den Doktorgrad.

Manche Politiker, die auch Buchautoren sind, dürften jetzt einmal in ihre Werke schauen, wie penibel die Literaturverzeichnisse und Quellennachweise zusammengestellt sind. Was Laschet und Baerbock betrifft, herrscht nun so etwas wie „Entschuldigungss-Gleichstand“. Als Baerbock unter Druck geriet, hielt sich Laschet mit öffentlichen Bemerkungen zurück. Damit dürfte sich Baerbock nun revanchieren. Und Scholz hofft derweil, dass sich seine Chancen auf das Kanzleramt immer besser werden.