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Kommentar zu GrünenHabecks Vizekanzler-Plan wirkt wie eine Strafe für Baerbock

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Grünen-Duo: Annalena Baerbock blickt auf Robert Habeck am Tag nach der Wahl.

Bei den Grünen scheinen die Würfel in einem Punkt gefallen zu sein: Robert Habeck soll im Fall einer Regierungsbeteiligung Vizekanzler werden und nicht die bisherige Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Die Vereinbarung zwischen den beiden, die von grüner Seite nicht dementiert wird, ist mindestens zweischneidig.

Einerseits ist sie Beleg einer neuen Führungskultur. Habeck und Baerbock, die gleichermaßen kooperieren wie konkurrieren, haben es bisher auf bemerkenswerte Weise vermocht, ihr Wettbewerbsverhältnis so zu managen, dass es nach außen harmonisch wirkt und der Partei mehr Nutzen als Schaden bringt. Das ist eine zivilisatorische Leistung.

Baerbock und Habeck haben Vizekanzler-Frage schon geklärt

Aus anderen Parteien sind Fälle von Eskalation bekannt, die einer Schießerei in einem Western-Saloon nicht unähnlich waren. Dass Habeck jetzt in Front geht, macht überdies Sinn: Er ist ausgeruhter, hat Baerbock bei der Kanzlerkandidatur den Vortritt gelassen und bessere Drähte zur FDP.

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Zeigen sich öffentlich als Team: Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock und Co-Bundesvorsitzender Robert Habeck

Andererseits kommt der Zeitpunkt des Bekanntwerdens der Vereinbarung einer Demütigung Baerbocks gleich. Sie wirkt wie die Strafe für ein Wahlergebnis, das hinter den Erwartungen der Partei zurückblieb. Eine solche Demütigung hat die Kanzlerkandidatin, die sich im Wahlkampf sehr gut geschlagen hat und Habeck ebenbürtig ist, nicht verdient. Überhaupt entsteht ein Eindruck, den Grüne stets vermeiden wollten: dass es ihnen zuerst um Posten gehe.

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Im Übrigen ist es ein Paradox, dass ausgerechnet in einer Partei, die einst das Prinzip der „Basisdemokratie“ hochhielt, die Basis bei zentralen Fragen mehr und mehr außen vor gelassen wird, weil die Spitzenleute sie unter sich klären. Dieser unbeabsichtigt autoritäre Zug durch die Hintertür tut den Grünen nicht gut.