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Dürre, Waldbrände, SturmflutenWie stark nehmen Wetterextreme in Deutschland zu?

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Werden Katastrophen wie die Flut in Teilen Nordrhein-Westfalens und Rheinland-Pfalz wie im Juli 2021 durch den Klimawandel häufiger vorkommen?

Viele Folgen des Klimawandels werden unumkehrbar sein. Und wie dieser Sommer noch einmal verdeutlicht hat: Schon jetzt lassen sich die ersten Konsequenzen unmittelbar vor unserer Haustür beobachten. „Der Klimawandel ist längst kein exotisches Phänomen mehr, das uns in Form von Extremwetter abends in den TV-Berichten der Auslandskorrespondenten aus fernen Ländern begegnet“, betont Tobias Fuchs, Vorstandsmitglied und Leiter des Geschäftsbereichs Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes (DWD).In Zusammenarbeit mit dem Extremwetterkongress veröffentlichte der DWD ein Faktenpapier zum Stand der Wissenschaft zu extremen Wetterereignissen im Klimawandel in Deutschland. Was weiß die Forschung bislang? Ein Überblick.

Temperatur und Hitze

Weltweit ist die Temperatur durchschnittlich im Vergleich zum Zeitraum von 1881 bis 1910 um etwa 1,1 Grad gestiegen. Laut Auswertungen des DWD sind es in Deutschland bereits etwa 1,6 Grad. Die Landregionen erwärmen sich schneller als die Meeresregionen, heißt es.

Die Anzahl der heißen Tage könnte weiter steigen. Waren es in den 1950er-Jahren pro Jahr etwa drei heiße Tage (mehr als 30 Grad), sind es heute bereits neun Hitzetage jährlich. Die Zahl hat sich also verdreifacht. Die Zahl der Eistage, mit Temperaturen von unter null Grad, nimmt im selben Zeitraum ab – von vorher 28 auf jetzt 19 Tage. Kalte Winter, kühle Sommer oder Gefahren durch Spätfröste werde es auch weiterhin geben. Sie werden nur stetig unwahrscheinlicher.

Mehr Hitzetage sorgen wiederum für häufigere und längere Hitzeperioden. Die Forschung ist sich hier einig: Vermehrte Hitzewellen sind eine Folge der globalen Erwärmung. Werden weiterhin ungebremst Treibhausgase ausgestoßen, erwarten die Expertinnen und Experten ab 2031 in Norddeutschland weitere fünf bis zehn und in Süddeutschland bis zu 20 weitere Hitzetage. Und wie der Wärmeinseleffekt zeigt: Urbane Gebiete können wärmer werden als ihr Umland. Städte sind also noch stärker von Hitzewellen betroffen.

Trockenphasen

Mehr Hitzeperioden bedeuten auch mehr Trockenzeiten. In den vergangenen Jahren häuften sich sehr trockene und warme Sommer. „Sowohl die Häufigkeit wie auch die Intensität dieser sehr trockenen und warmen Sommermonate lässt sich nur durch den menschengemachten Klimawandel erklären“, heißt es. 2022 verzeichnete Deutschland „den sonnenscheinreichsten, drittwärmsten und fünfttrockensten Sommer in den Aufzeichnungen des DWD“.

Die höheren Temperaturen und gleichzeitig abnehmende Niederschläge im Sommerhalbjahr, also zwischen März und September, führen dazu, dass Pflanzen früher mit der Verdunstung beginnen und zudem mehr verdunsten könnten. Im Frühjahr und Sommer trocknen die Böden dadurch schneller und stärker aus. Problematisch kann das unter anderem für die Trinkwasserversorgung oder für die Landwirtschaft sein, bei der dann zum Beispiel der sommerliche Ackerbau von Mais oder Kartoffeln betroffen ist. „Dieses ist nicht nur ein Problem der Land- und Forstwirtschaft, sondern der gesamten Gesellschaft“, schreiben die Autorinnen und Autoren.

Waldbrandgefahr

Wärmere Sommer und längere Trockenphasen verstärkten auch das Risiko von Waldbränden. Das Risiko steige zusätzlich dadurch, dass durch die dann bereits geschwächten Bäume mehr Streu, also abgestorbenes Pflanzenmaterial wie Laub, auf dem Waldboden landet. Das könne durch die dünnbewachsenen Kronen ebenfalls austrocknen und sich entflammen. Zwischen 1961 und 1990 wurde in Deutschland durchschnittlich an rund fünf Tagen pro Jahr vor einem Waldbrandrisiko gewarnt. Bis 2020 waren es im Mittel jährlich schon etwa zehn Tage. In diesem Jahr lag die Zahl bereits bei 29 Tagen. Das sei seit 1961 der zweithöchste Wert nach dem Sommer 2018 (31 Tage).

Starkregen

Dass es durch den Klimawandel zu häufigeren und intensiveren Starkregen kommt, da sind sich einige Forschende bereits recht sicher. Die Autorinnen und Autoren betonen aber: „Der Zusammenhang Klimawandel – Starkniederschlag ist komplex und Gegenstand intensiver Forschung.“ Ganz eindeutig seien die Zusammenhänge folglich bislang nicht. Denn dem DWD zufolge hätte sich die Anzahl von Tagen mit Starkregen von mehr als 20 Litern pro Quadratmeter seit 1951 „nur unwesentlich verändert.“

Auch für den Rest Mitteleuropas gebe es hierfür noch verhältnismäßig wenige Erkenntnisse, heißt es. Es existierten zwar einige Hinweise darauf, dass sogenannte konvektive Ereignisse, darunter Starkniederschläge, mit den steigenden Temperaturen intensiver werden. „Hier besteht noch Forschungsbedarf“, heißt es. Seit 21 Jahren gebe es neben den Stationsmessungen auch flächendeckende Radardaten. Diese deuteten für einige Regionen an, dass Starkregen häufiger vorkomme – allerdings mit zwei Einschränkungen: Die Zeitreihen seien zum einen zu kurz für klare Schlussfolgerungen. Und zum anderen habe Regen eine hohe natürliche Variabilität. Das heißt, die Messdaten unterscheiden sich ohnehin stark von Jahr zu Jahr.

Blitze und Gewitter

Seit den vergangenen Jahrzehnten können Forschende in Deutschland Blitze genauer erfassen. Doch auch diese Zeitreihen seien für zuverlässige Aussagen zu klimabedingten Trends zu kurz. In den vorhandenen Daten der vergangenen 15 Jahre sei jedoch auch kein eindeutiger Trend erkennbar. Es zeigten sich tatsächlich aber eher weniger als mehr Blitze, schreiben die Forschenden.

Wind und Sturm

Daten weisen darauf hin, dass Wind in Deutschland, zum Beispiel an der Nordsee, durchschnittlich ein wenig langsamer wird. Doch auch diese Messdaten schwanken stark von Jahr zu Jahr. Dennoch: Auch die Anzahl der Tage mit Spitzenböen der Stärken elf und zwölf ist laut Messungen des DWDs während der vier zurückliegenden Jahrzehnte weniger geworden. Eine europaweite Analyse und Auswertungen in der Windenergie kommen für Deutschland ebenfalls zu dem Ergebnis, dass der Wind hierzulande schwächer wird.

Tornados

In Deutschland werden tatsächlich mehr Tornados beobachtet. Zwischen 1986 und 1995 wurden im Durchschnitt neun Tornados im Jahr gemeldet. Zwischen 2001 und 2010 stieg diese Zahl auf rund 56 Tornadobeobachtungen jährlich. Bis 2021 waren es 42 beobachtete Tornados. Dieser erste starke Anstieg könne vor allem aber dadurch erklärt werden, dass durch die Verbreitung von Smartphones Tornados leichter beobachtet, das Material verbreitet und somit eher bestätigt werden können. Dass Tornados also tatsächlich häufiger durch den Klimawandel auftreten, lasse sich bislang nicht eindeutig sagen.

Sturmfluten

Was die Forschung jedoch weiß: Durch den menschengemachten Klimawandel steigt der Meeresspiegel. Die Gletscher und Eisschilde schmelzen und die Meere und Ozeane dehnen sich durch die Erwärmung zusätzlich aus. Dadurch, dass die Wassertemperaturen unterschiedlich stark ansteigen oder sich Landmassen teils noch heben oder absenken – das geschieht unter anderem durch Abpumpen von Grundwasser –, steigt der Wasserspiegel unterschiedlich stark an. Aber er lässt sich bereits weltweit beobachten – auch in Deutschland. In Travemünde zum Beispiel sei der relative Meeresspiegel seit Mitte des 19. Jahrhunderts bereits um etwa 25 Zentimeter gestiegen – in Cuxhaven waren es bereits 40 Zentimeter. Das ist auch ein Problem bei Sturmfluten. Steigt der Meeresspiegel, laufen diese dann höher auf die Küsten auf und können mehr Fläche zerstören.