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Lauterbach, Pechstein, GysiDas sind die prominentesten Wahlkreis-Duelle Deutschlands

Lesezeit 5 Minuten
Lauterbach Güler Plakat

Wahlplakate von Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD und Direktkandidat für Wahlkreis Köln IV

Wahlkreis 101: Lauterbach und Güler

Im Wahlkreis 101 stehen sich ein Kandidat und eine Kandidatin gegenüber, die beide Klartext reden und einem öffentlichen Wortgefecht im Zweifel nicht aus dem Weg gehen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und die CDU-Integrationsstaatsekretärin Serap Güler wollen aus dem nordrhein-westfälischen Wahlkreis Köln-Leverkusen direkt in den Bundestag einziehen. Beide kommen aus Arbeiter-Familien. Beide sind über ihr Bundesland hinaus auch in Berlin gut vernetzt und in dem sozialen Netzwerk Twitter sehr aktiv. Damit enden aber auch die Gemeinsamkeiten.

Lauterbach ist der deutlich bekanntere Politiker. Seit Beginn der Corona-Pandemie wird der Mediziner und Gesundheitsökonom eher als Epidemiologie-Experte mit SPD-Bundestagsmandat wahrgenommen. An dem Politiker mit dem rheinischen Singsang scheiden sich die Geister: Die einen schätzen ihn als einen, der in einfachen Worten auch komplizierte wissenschaftliche Zusammenhänge erklären kann und jede neue Studie zum Coronavirus durchdrungen hat. Während der Pandemie wurde er nicht müde, seinen medialen Einfluss dafür zu nutzen, mit scharfen Worten zu Vorsicht und Umsicht zu mahnen.

Dabei machte er sich so viele Feinde - insbesondere im Lager der Corona-Leugner und Querdenker, dass er im Wahlkampf nun Personenschutz benötigt.

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Lauterbach gilt als Favorit

Von seiner SPD wurde er nur mit Listenplatz 23 ausgestattet - hinter vielen unbekannten Sozialdemokraten. Er ist also darauf angewiesen, seinen Wahlkreis zu holen, um sicher wieder in den Bundestag einziehen zu können. Der 58-Jährige gilt als Favorit und konnte das Direktmandat auch 2017 gewinnen.

Der Kampfgeist von Serap Güler ist aber nicht zu unterschätzen. Von Rapper Eko Fresh bis zu Gesundheitsminister Jens Spahn fährt sie ordentlich in ihrem Wahlkreis auf. Armin Laschet holte die türkischstämmige Kommunikationswissenschaftlerin 2017 als Integrationsstaatssekretärin in seine Regierung. Mit ihrer klaren Positionierung gegen Kopftücher bei jungen Mädchen bekam sie schnell auch bundesweit Aufmerksamkeit.

Die 41-Jährige hat kaum Chancen über die Liste in den Bundestag einzuziehen. Sie steht auf Listenplatz 8. Angesichts der schlechten Umfragewerte für die Union muss sogar Kanzlerkandidat Armin Laschet zittern, weil er keinen eigenen Wahlkreis hat. Es ist fraglich, ob die Liste überhaupt noch zieht, wenn alle Gewinnerinen und Gewinner von Direktmandaten eingerechnet sind.

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In der CDU wird Güler schon eine Weile als Nachwuchshoffnung und Anwärterin auf ein Regierungsamt auch auf Bundesebene gehandelt. So war sie schon 2017 war sie als Integrationsstaatssekretärin im Kanzleramt im Gespräch.

In der CDU hat sie als Mitglied im Bundesvorstand auch Hausmacht. Allerdings kommt sie mit NRW aus einem Landesverband, aus dem außer dem Kanzlerkandidaten jede Menge männliche Prominenz wie Jens Spahn, Ralph Brinkhaus, Friedrich Merz und Paul Ziemiak auf Spitzenpositionen in Berlin drängt. Nicht zu vergessen Bildungsministerin Anja Karliczek. Es ist also gut möglich, dass die toughe CDU-Politikerin noch eine Runde in NRW drehen muss.

Wahlkreis 61: Baerbock und Scholz

Scholz und Baerbock

Annalena Baerbock und Olaf Scholz

Olaf Scholz und Annalena Baerbock wollen nicht nur die Wahl gewinnen, sie wollen beide auch das Direktmandat in Wahlkreis 61. Baerbock, seit gut zehn Jahren Potsdamerin, versucht es für die Grünen zum dritten Mal. Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat Scholz, Neu-Potsdamer seit 2018, tritt zum ersten Mal im Wahlkreis an. Beide stehen auf Platz eins ihrer Landeslisten, ihr Einzug in den Bundestag ist ungefährdet. Der Kampf ums Direktmandat ist dennoch ein Prestigeduell.

Nur, dass es eigentlich kein Duell ist. Denn da gibt es noch eine dritte Kandidatin, die Siegchancen hat. Saskia Ludwig von der CDU unterlag vor vier Jahren hauchdünn der SPD-Kandidatin Manja Schüle. Dieses Mal könnte schon ein Ergebnis von knapp über 20 Prozent zum Sieg reichen.

Ludwig wurde in Potsdam geboren, floh im Sommer 1989 über Ungarn in den Westen, kehrte zurück. Scholz und Baerbock sind die Wessis aus Altona und Pattensen. „Eine von hier“, wie es auf Ludwigs Wahlkampfmobil heißt, gegen „zwei von drüben“. Mit der Ex-FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg tritt eine weitere prominente Politikerin Wahlkreis 61 an.

Wahlkreis 1: Habeck und Seidler

Stefan Seidler

Stefan Seidler

Der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) mit Spitzenkandidat Stefan Seidler macht sich Hoffnungen auf einen Einzug in den Bundestag. Die erste Hürde auf diesem Weg hatte die Partei Anfang Juli genommen: Der Bundeswahlausschuss erkannte den SSW offiziell als Partei an, was die Voraussetzung für die Teilnahme an der Bundestagswahl ist. Die Partei gab das Ziel aus, im September mindestens ein Mandat zu erlangen. 45 000 bis 50 000 Zweitstimmen würden dazu nach ihren Angaben ausreichen. Klappen kann dies nur, weil für den SSW bei der Wahl die Fünf-Prozent-Hürde nicht gilt.

Seidler hält es für sehr wahrscheinlich, dass der SSW genügend Zweitstimmen für ein Mandat erhalten wird. Er selbst tritt in Flensburg gegen einen bundesweit bekannten Kandidaten an: Robert Habeck von den Grünen.

Wahlkreis 84: Gysi und Pechstein

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Claudia Pechstein

Claudia Pechstein hat zwei Ziele. Deutschlands erfolgreichste Wintersportlerin will im Februar 2022, kurz vor ihrem 50. Geburtstag, noch einmal an Olympischen Spielen teilnehmen. Die Eisschnellläuferin kämpft um die Qualifikation für die Winterspiele in Peking. Parallel dazu kämpft sie für die CDU um den Einzug in den Bundestag. Mit Pechstein fand die CDU in Treptow-Köpenick eine Prominente, geboren in Ost-Berlin, seit elf Jahren im Bezirk ansässig.

Doch in der nicht-olympischen Disziplin Wahlkampf liegt in Treptow-Köpenick ein anderer ganz vorne: Linken-Urgestein Gregor Gysi holt den Wahlkreis seit 2005, immer unangefochten mit rund 40 Prozent der Erststimmen und 20 Prozentpunkten Abstand zum nächstplatzierten Kandidaten, der stets von der CDU kam.