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Porträt King Charles III.Der ewige Thronfolger tritt in die größten Fußstapfen

Lesezeit 6 Minuten
Prinz Charles 2019

King Charles III.

  1. Die Bezeichnung „Thronfolger“ begleitete Prinz Charles sein Leben lang.
  2. Als erstgeborenes Kind von Queen Elizabeth II. schien sein Weg vorbestimmt – doch erst jetzt, nach Jahrzehnten, ist die Thronfolge für ihn beendet: Das Vereinigte Königreich hat wieder einen König – Charles III.

London/Windsor – Es war schon damals eine etwas anachronistische Szenerie: Als Charles am 1. Juli 1969 von seiner Mutter Queen Elizabeth II. offiziell zum Prince of Wales ernannt wurde, geschah dies hinter den historischen Mauern von Caernarfon Castle. Der englische König Eduard I. hatte die Burg Ende des 13. Jahrhunderts erbauen lassen, um seinen Anspruch auf Wales zu zementieren. Sein Sohn Eduard wurde hier geboren und wenig später zum ersten Prinzen von Wales ernannt. Wales und England bilden eine Einheit, das sollte damals die Kernaussage sein.

Der junge Charles trat eher wie ein Schüler auf

An diesem Sommertag im Jahr 1969 erbte der älteste Sohn der Königin den traditionellen Titel des britischen Thronfolgers – und doch wirkte er, als fühle er sich dabei alles andere als wohl. Der junge Charles trat eher wie ein Schüler auf als einer, der einmal an der Spitze des Vereinigten Königreichs stehen würde. Eigentlich trug er den Titel des Prince of Wales ohnehin bereits seit 1958. Doch in seinem Alter von damals neun Jahren wollte ihm der Palast keine aufwendige Zeremonie zumuten.

Charles Elizabeth

Queen Elizabeth II. und ihr Sohn Prinz Charles (l.) bei der offiziellen Ernennung zum Prince of Wales.

Nun kniete Charles, der junge Sohn Elizabeths und ihres Ehemannes Prinz Philip, hager und von auffallend großen Ohren gezeichnet, in Uniform vor seiner Mutter in Wales. Für manchen schien es bildhaft, dass die Krone, die ihm seine Mutter aufsetzte, eher zu groß wirkte.

Die ganze Szenerie vermittelt aus heutiger Sicht ein wenig den Eindruck einer der jährlichen Open-Air-Sommertheaterauffühungen in den Gärten der britischen Universitäten - nicht den eines Staatsereignisses. Doch sie schien den Weg aufzuzeigen, mit dem die Öffentlichkeit Charles fortan wahrnehmen sollte. Sein weiteres Leben wurde von nun an sehr genau verfolgt – von den Medien, von den Britinnen und Briten, und auch von royalen Fans in aller Welt.

Denn schon damals schien klar: Die britische Monarchie mag teils altbacken wirken; doch sie entfaltet vielleicht gerade deswegen international ihren Zauber. Immerhin 500 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sahen die Zeremonie damals weltweit an den Fernsehgeräten.

Der Duke of Cornwall

Charles Philip Arthur George wurde am 14. November 1948 in Buckingham Palace in London geboren, fast ein Jahr nach der Hochzeit seiner Eltern. Die junge Elizabeth war damals selbst noch Thronfolgerin. Im Palast regierte ihr Vater König Georg VI. Mit der Thronbesteigung seiner Mutter im Jahr 1952 erhielt Charles seinen ersten bedeutenden Titel: Duke of Cornwall. Er wird hierzulande oft vergessen, doch barg für Charles enormes Potenzial: Der Duke of Cornwall ist der einzige britische Adelstitel, der heute noch mit einem territorialen Grundbesitz verknüpft ist. Dem Sohn der Königin gehören damit seitdem große Teile der südenglischen Grafschaften Cornwall und Devon – insgesamt 541 Quadratkilometer.

Der britische Thronfolger genoss eine Eliteausbildung an den edelsten Privatschulen des Landes. Von 1967 an studierte er, zunächst Archäologie und Anthropologie am Trinity College der University of Cambridge, später Geschichte. Nach dem Bachelorabschluss wechselte Charles zur University of Wales, um die walisische Sprache zu lernen. Er gilt so als erster Prince of Wales, der auch wirklich Walisisch sprechen kann.

Ebenfalls vorgegeben im strengen Ablauf einer royalen britischen Karriere: die Militärlaufbahn. Charles diente zwischen 1971 und 1976 bei der Royal Navy und lernte unter anderem, Hubschrauber und Flugzeuge zu fliegen. Der lange als etwas farblos angesehene Thronfolger wurde plötzlich als Mann wahrgenommen, als jemand, der seinem Land dienen kann.

Die Ehe mit Diana

Eine Wende in seiner Popularität bescherte Charles 1981 seine Hochzeit mit Diana Spencer. Die junge Prinzessin wurde schnell zum Liebling der Britinnen und Briten – und der Medien. Mit ihren Auftritten verzückte sie das Publikum, sie ließ Charles durch ihre bloße Anwesenheit glänzen, und sie machte sich mit der Zeit vor allem durch ihr Engagement für Wohltätigkeitsorganisationen einen Namen. Ihre beiden 1982 (William) und 1984 (Harry) geborenen Söhne vervollständigten in den Augen vieler das Bild einer perfekten Ehe. Doch das bekam nur wenig später erste Risse.

Charles Diana Prinzen

Prinz Charles mit Prinzessin Diana und den Söhnen Harry und William.

Charles soll von 1986 an wieder Kontakt zu seiner früheren Geliebten Camilla aufgenommen haben, Diana wurden Affären, unter anderem mit ihrem Reitlehrer, nachgesagt. Aus der Traumhochzeit von einst entwickelte sich eine Schlammschlacht, die bisweilen das Niveau eines schlechten Hollywoodfilms erreichte: mit Enthüllungsinterviews, Interventionen der Queen und letztlich der Scheidung im Jahr 1996. Damals wusste die Nation noch nicht, dass das tragische Ende erst noch folgen sollte: der Unfalltod Dianas am 31. August 1997 in einer Pariser Unterführung, nachdem ihr Fahrer mit ihr im Wagen vor einer Schar Paparazzi geflüchtet war.

Zurück zu Camilla

Der Thronfolger, auf den viele so stolz waren, hatte lange mit seinem Image zu kämpfen. Hatte er Diana zuerst hintergangen? War er schuld an den Eskapaden der vermeintlichen Traumehe? Indirekt am Tod seiner geschiedenen Ehefrau? Es schien im Rückblick betrachtet jene Zeit, in der Charles erwachsen wurde. Der Kontakt zu Camilla ebbte nicht mehr ab. Zunächst betonten beide, keine Heirat geplant zu haben – das wäre auch nicht nur wegen der Stimmung der Diana nachtrauernden Bevölkerung nicht ganz unproblematisch gewesen, sondern vor allem wegen des strengen royalen Protokolls.

Doch mit der Zeit schien das neue alte Paar Camilla und Charles Gewohnheit zu werden. Beide traten von 2000 an immer öfter gemeinsam in der Öffentlichkeit auf. 2003 zogen sie zusammen. Einer zivilen Ehe stand nichts mehr im Weg: Am 9. April 2005 heirateten beide in Windsor unweit von London.

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Zunächst wusste sein Land, wusste die Welt nicht so recht, wie man damit umgehen sollte. Doch mit den Jahren schien immer deutlicher zu werden: Kaum jemand war so füreinander geschaffen wie Charles und Camilla. Je älter sie wurden, umso perfekter war ihre Außenwahrnehmung. Die Ankündigung Queen Elizabeths II. anlässlich ihres 70-jährigen Thronjubiläums im Februar 2022 versöhnte die Nation endgültig: Camilla, ließ sie veröffentlichen, solle den Titel Queen Consort tragen – „wenn die Zeit dafür gekommen ist“. Aus Camilla darf die neue Königin werden. Bei einer zweiten Ehe schien das lange keine Selbstverständlichkeit im Königshaus zu sein.

Charles, der Umweltschützer

Viel wichtiger als Ehen, Scheidungen und Traditionen sind für viele Britinnen und Briten ganz andere Eigenschaften von Charles: Er ist seit Jahrzehnten selbsternannter Biobauer, Umweltschützer, Anhänger der Homöopathie, er interessiert sich für Architektur und malt Aquarelle. Ein Gutmensch, wie man ihn sich nicht ausdenken könnte. Er wies auf den Klimawandel hin, als dies noch kaum ein anderer tat. Er hat Regenwasserspülungen in die Paläste einbauen lassen, tankte Biosprit, als dies bei den Windsors als Zukunftsprojekt galt, er nutzt Elektrowagen und ist einer der – wenn nicht der – erste Biobauer Großbritanniens gewesen. 1990 erfand er die Marke Duchy Organics, die zunächst Bioprodukte aus seinen Ländereien herstellte und vertrieb.

Zeugt dies von dem Kurs, den er als König künftig einschlagen wird? Royale Expertinnen und Experten vermuten dies schon seit Langem, zumal auch sein Sohn William, der neue Thronfolger, ein starkes Engagement beim Klima- und Umweltschutz zeigt. Charles werde die Monarchie beharrlich weiter modernisieren, wird allenthalben gemutmaßt. Dabei vergessen viele: Er hat die Monarchie bereits in den vergangenen Jahren mitgeprägt. Für die Queen übernahm er seit Jahren immer mehr Auftritte. Er setzte deutliche Zeichen im Alltag der Paläste.

Welchen Namen wird Charles tragen?

Nach dem Tod seiner Mutter ist nun auch entschieden, wie er heißen wird: Charles III. Dabei war lange nicht klar, ob er sich so nennen wird. Seine Namensvorgänger blieben dem Königreich nicht gerade positiv in Erinnerung: Charles I. war nach dem englischen Bürgerkrieg enthauptet worden, während Charles II. während seiner Regierungszeit dem Katholizismus zugeneigt war und zugleich insgesamt 14 uneheliche Kinder zeugte.