Trump zurück im Wahlkampf„Ich werde euch einfach einen dicken, fetten Kuss geben“
- Seine Corona-Infektion will der US-Präsident überstanden haben - und steigt wieder in den Wahlkampfring.
- Er fühle sich so stark und würde am liebsten Küsse verteilen, erklärt Donald Trump in Florida.
- Den Demokraten wäre es lieber, wenn er sich fernhielte.
Washington – Eine Woche nach seiner Entlassung aus der Klinik ist US-Präsident Donald Trump auf die Wahlkampfbühne zurückgekehrt. Bei einem Auftritt in Sanford in Florida bekräftigte er, bei bester Gesundheit zu sein. „Ich fühle mich so stark“, sagte er. Er könnte sogar ein Bad in der Menge nehmen und „die Jungs und wunderschönen Frauen küssen“. „Ich werde euch einfach einen dicken, fetten Kuss geben“, sagte er.
Er sei froh, dass er sich um seine Infektion keine Gedanken mehr machen müsse, weil er nun „immun“ sei, sagte Trump. Seinen Anhängern versprach der Präsident die gleichen experimentellen Mittel, die er selbst bekommen hatte.
Der Präsident gilt als nicht mehr ansteckend
Zur Kundgebung am Orlando Sanford International Airport fanden sich Tausende Fans des Präsidenten ein, viele standen Schulter an Schulter, die meisten trugen keine Masken. Seinen Anhängern versprach der Präsident die gleichen experimentellen Mittel, die er selbst bei seiner Behandlung bekommen hatte.Kurz vor Trumps Abreise nach Florida teilte sein Leibarzt Sean Conley mit, dass der Präsident an aufeinanderfolgenden Tagen negativ auf das Coronavirus getestet worden sei. Erst am Wochenende hatte Conley erklärt, dass Trump die Kriterien der Seuchenschutzbehörde CDC für eine sichere Beendigung der Quarantäne erfülle und nicht länger als ansteckend gelte. Einige Mediziner äußerten Zweifel an der Darstellung, zumal Trump erst am 2. Oktober seine Infektion mit dem Coronavirus öffentlich gemacht hatte. Dass er sich so bald für Corona-frei erkläre, könne nicht sein, argumentieren die Experten.
Scharfe Kritik für rasches Comeback
Der renommierte Immunologe Anthony Fauci sagte am Montag im Nachrichtensender CNN, dass von Covid-19 Genesene zwar für begrenzte Zeit immun sein könnten, es aber Fälle gebe, bei denen es Wochen oder Monate später zu Neuinfektionen komme. Unklar ist in diesem Kontext, ob und wie sich Trumps schnelle Rückkehr ins Rennen ums Weiße Haus auf die Gesundheit des 74 Jahre alten Amtsinhabers auswirkt.Seine Entscheidung für ein rasches Comeback rief bei den Demokraten scharfe Kritik hervor. Der Präsident sei nach Sanford gekommen, um nichts als rücksichtsloses Verhalten, spalterische Rhetorik und Panikmache mitzubringen, erklärte sein Herausforderer Joe Biden. „Aber genauso gefährlich ist, was er nicht mitbringen konnte: einen Plan, dieses Virus, das über 15.000 Floridianer das Leben genommen hat, unter Kontrolle zu bekommen.“
Trumps Verhalten sei unverantwortlich
Shevrin Jones, ein demokratischer Abgeordneter im Parlament von Florida und kürzlich selbst von einer Corona-Infektion genesen, erklärte, dass Trump nicht nach Florida hätte kommen sollen. Dessen Verhalten sei unverantwortlich. Auch Experte Fauci ließ durchblicken, dass er solche Events in Corona-Zeiten für wenig sinnvoll hält. Schließlich steige die Zahl positiver Corona-Tests in der Region. “Wir wissen, dass das nicht gut gehen kann, wenn man das macht”, sagte Fauci.Bis zur Präsidentschaftswahl sind es noch drei Wochen. Die Umfragen sehen Trump teils mit zweistelligem Rückstand hinter Biden, auch in traditionell umkämpften Staaten scheint der Trend aktuell gegen den Amtsinhaber zu laufen. Florida etwa müsste Trump bei der Wahl am 3. November nach Expertenmeinung erneut gewinnen, um seine Chance auf eine zweite Amtszeit zu wahren. Einigen Erhebungen zufolge liefern sich Trump und Biden dort ein Kopf-an-Kopf-Rennen, andere sehen den Demokraten vorne. Diese Woche stehen für Trump noch Wahlkampfstopps in Pennsylvania, Iowa und North Carolina an. (rnd)