Thomas Metzen wurde als Schiedsrichter berühmt, als er „Doppel-Gelb“ zeigte. Nun ist er Bauer im Kommerner Dreigestirn.
Doppel-GelbEx-Schiedsrichter Thomas Metzen wird im Kommerner Karneval zum Kamelle-Django
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Nichts verlernt: Der ehemalige Schiedsrichter Thomas Metzen wurde mit zwei Gelben Karten berühmt. Hier zeigt er sie spaßeshalber seinen Mitstreitern im Dreigestirn: Prinz Günter (Schmitz) und Jungfrau Björn (Schäfer).
Copyright: Cedric Arndt
Ein kleiner, gelber Karton machte Thomas Metzen berühmt – weil er ihn nicht nur gleich in doppelter Ausführung dabei hatte, sondern auch in doppelter Ausführung nutzte. Und das gleichzeitig. Thomas Metzen leitete im November 2008 das Zweitligaspiel zwischen dem 1. FSV Mainz 05 und dem FC St. Pauli.
Nach einer Rangelei zwischen dem Mainzer Miroslav Karhan und dem Paulianer Florian Bruns ging der 27-jährige Metzen zielstrebig dazwischen, greift mit beiden Händen in beide Brusttaschen und hält den Streithähnen jeweils eine Gelbe Karte vor die Nase. Der „Eifel-Django“ war geboren.
17 Jahre später können sich die Jecken in Kommern auf den „Kamelle-Django“ freuen. Metzen hat das Schiedsrichtertrikot gegen ein Bauern-Ornat getauscht und will mit beiden Händen keine Karten mehr zücken, sondern nur noch Kamelle und Strüßjer werfen. „Die Bewegung ist ja recht ähnlich. Das Werfen mit beiden Händen sollte also klappen“, sagt Metzen, der in dieser Session mit Günter Schmitz (Prinz) und Björn Schäfer (Jungfrau) das Kommerner Dreigestirn bildet.
Kommerner Rosenmontagszug umfasst nun 42 Gruppen
Schon jetzt steht fest: Ein Rosenmontagszug dauert mehr als 90 Minuten. Dauert er etwa so lange, bis der Schiedsrichter abpfeift? „Nein“, sagt der 42-Jährige lachend. Im vergangenen Jahr war Metzen selbst Leiter des Rosenmontagszugs in Kommern. In dieser Session gehe das nicht, sagt er. Frank Schmitz übernimmt. Metzen weiß sein Amt bei der KG Greesberger in allerbesten Händen. Sein Für-eine-Session-Nachfolger hat aber allerhand zu tun. Der erfreuliche Grund: Der Zug ist noch einmal um drei Gruppen gewachsen.
Laut Metzen ist der Zuspruch für den Zoch „überwältigend“. 42 Gruppen haben ihre Teilnahme zugesagt. Die KG rechnet mit knapp 1000 Teilnehmenden – ebenfalls deutlich mehr als im Vorjahr. „Ich freue mich natürlich, dass eine Gruppe aus meinem Heimatort Weyer dabei ist“, sagt Metzen. Karneval bestimmt gerade das Leben, früher war es der Fußball.
Ich kann nicht mehr normal ein Spiel gucken. Wenn du einmal in dem Metier warst, bist du auch immer ein bisschen Schiedsrichter.
Doch wie guckt jemand Fußball, der früher mittendrin statt nur dabei war? „Ich kann nicht mehr normal ein Spiel gucken. Wenn du einmal in dem Metier warst, bist du auch immer ein bisschen Schiedsrichter“, sagt Metzen, der durchaus kritisch über seine Zunft spricht. Teilweise habe er „kein Verständnis dafür, was da die Ex-Kollegen auf dem Platz veranstalten“.
Das ständige Einschreiten des Videoassistenten verderbe die Laune am Fußball, so der ehemalige Schiedsrichter. Metzen sagt aber auch: „Ich habe davon einen großen Abstand gewonnen. Ich verfolge die Spieler, aber es gibt keinen Kontakt mehr zu irgendwem. Der Lebensabschnitt ist beendet.“
Metzens Sohn will den Schiedsrichterschein machen
Es sei aber ein Abschnitt gewesen, der ihn als Mensch geprägt habe. Und so ein bisschen von seinem Schiedsrichter-Gen scheint Metzen weitergegeben zu haben. „Mein Sohn, der jetzt acht ist, möchte mit 12 oder 13 auch einen Schiedsrichterschein machen. Die Schiedsrichter-Tätigkeit formt unheimlich den Charakter. Man lernt, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Es ist ein wunderschönes Hobby“, berichtet Metzen, der aber selbst keine Spiele mehr leiten möchte. Es sei denn, es stehe irgendwo mal ein Sportfest an, bei dem händeringend ein Unparteiischer gesucht werde. Aber regelmäßig in der Kreisliga aufzulaufen, sei kein Thema, so der Kommerner.
Es sei übrigens ein Klischee, dass diejenigen, die zuletzt gewählt würden, irgendwann Schiedsrichter werden. Er sei über eine Projektwoche am Turmhof-Gymnasium in Mechernich dazu gekommen. Mathelehrer Karl-Josef Tanas, der von 1992 bis 2007 Präsident des Fußballverbands Mittelrhein war, hatte Metzen und 49 anderen Jugendlichen ermöglicht, den Schiedsrichterschein zu machen.
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Schiedsrichter Thomas Metzen hält zwei gelbe Karten hoch.
Copyright: dpa/Fredrik von Erichsen
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Bei der Sitzung in Weyer hatte Ex-Schiedsrichter Thomas Metzen ein Heimspiel. Das Kommerner Dreigestirn wurde herzlich empfangen.
Copyright: Cedric Arndt
Nach und nach stieg der Eifeler auf und pfiff schließlich im Profi-Bereich Fußballspiele. Zunächst bis zum November 2008, bis der „Eifel-Django“ geboren war: Während die Spieler der Mannschaften und die Medien die Aktion positiv bewerteten, kritisierte der DFB Metzen scharf und setzte ihn erst im März 2009 wieder für ein Spiel der 2. Bundesliga an. Obwohl das gleichzeitige Aussprechen zwei Gelber Karten nicht verboten ist, argumentierte der DFB, dass sich ein Schiedsrichter durch solche Aktionen zu sehr in den Mittelpunkt des Geschehens stellen würde.
„Ich wollte keinem schaden. Der Humor ist da bei den DFB-Funktionären ein bisschen auf der Strecke geblieben“, sagt Metzen, der nach dem Doppel-Gelb noch vier Jahre weiter gepfiffen hat. Anschließend ging er mit seiner Familie ins Ausland – nicht um dort Fußballspiele zu pfeifen, sondern um zu arbeiten.
Thomas Metzen: Tommy-Engel-Hit auf Kommern umgedichtet
Unter anderem lebte Metzen auch in Brasilien. „Für eine Familie ist das Leben im Ausland unheimlich bereichernd“, sagt der Kommerner. Sein Sohn ist in São Paulo geboren. „Das war ein echtes Abenteuer, aber er hat dafür die doppelte Staatsbürgerschaft“, sagt Metzen lachend. Während seiner Zeit in São Paulo erlebte die Familie Metzen auch den brasilianischen Karneval mit.
„Den werde ich definitiv noch mal mitmachen. Die feiern ja wirklich die ganze Nacht durch. Das ist ein ganz anderer Karneval, aber unheimlich sympathisch und ansteckend“, sagt Metzen: „Den Brasilianern sagt man nach, dass sie recht oberflächlich, dafür aber sehr herzlich sind. Das kommt dem Rheinländer schon nahe.“
Die Session sei bisher ein wilder Ritt durch jecke Säle, mit viel Alaaf und Konfetti – und einem besonderen Lied. Das Kommerner Dreigestirn hat den Tommy-Engel-Klassiker „Du bes Kölle“ auf „Du bes Kommere“ umgedichtet. Für die Eifel-Interpretation gab es sogar vom ehemaligen Bläck-Fööss-Frontmann die karnevalistische Absolution. Wenn auch mit der Auflage, dass es nicht kommerziell genutzt werden darf. Aber das hatten Metzen und seine Mitstreiter Günter Schmitz und Björn Schäfer auch gar nicht vor.
Der Song sei viel mehr dafür da, um Stimmung zu verbreiten. Etwas, was das Kommerner Dreigestirn ziemlich gut kann. Und noch etwas konnte es: schweigen. Selbst Metzens drei Kinder wussten nicht, dass er in dieser Session Bauer im Dreigestirn wird. Die seien aber längst infiziert von dem, was Papa und seine Mitstreiter da Woche für Woche abreißen. „Wir bekommen viel Zuspruch. Auch die älteren Kommerner sagen, dass das so unheimlich passt, wie wir den Karneval feiern. Da geht einem das Herz auf“, sagt Metzen.