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FußballDirk Lamb fängt keine Bälle mehr in Frauenberg, sondern nur noch Tanzmariechen

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt Dirk Lamb, der in rot-weißer Uniform einen Fußball in den Händen hält.

Der frühere Torwart des SV Frauenberg und jetzige Torwarttrainer der Frauen des VfL Kommern hat die Torwarthandschuhe gegen die Uniform des Tanzoffiziers der KG Heimat Dürscheven getauscht.

Die Torwarthandschuhe hat Dirk Lamb aus-, dafür die Uniform der KG Heimat Dürscheven angezogen. Dort ist er nun Tanzoffizier.

„Der mit dem Ball tanzte“, heißt eine Dokumentation über den Euskirchener Fußballweltmeister Heinz Flohe. Sollte irgendwann eine Biografie über Dirk Lamb erscheinen, könnte sie „Der ohne Ball tanzte“ lauten. Bis Mitte 2024 stand der 39-Jährige bei seinem Heimatverein SV Frauenberg zwischen den Pfosten und versuchte, die Abschlüsse der Balltänzer abzuwehren.

Seit November ist er nun selbst ein Tänzer, sogar ein Tanzoffizier – und anstatt „Leo“ (so lautete früher das Kommando für die Verteidiger, den Ball für den Torwart durchzulassen) heißt es für Lamb nun „Leonie“. Denn so heißt das Mariechen, mit dem er für die KG Heimat Dürscheven als Tanzpaar auftritt.

32 Jahre hat er Fußball gespielt, bereits als Kind ist er Torwart geworden. Und den Fußballer Dirk Lamb bekommt man auch aus dem Tänzer Dirk Lamb nicht mehr heraus. „Zum Probetraining bei Petra und Frank Rundholz von der KG Heimat bin ich im Fußballoutfit erschienen. Sie sagten mir dann: ,Das hier ist kein Fußballplatz!'“. erzählt der 39-Jährige. Und auch, wenn er die Beine wirft, sei der Kicker noch erkennbar. „Das sieht dann aus, als ob ich einen Abschlag mache“, berichtet er lachend.

Dirk Lamb: Fußball siegte über die Prinzengarde Euskirchen

Es ist Lambs zweiter Anlauf als Tänzer im Karneval. Vor 19 Jahren hatte er schon einmal ein Training bei der Prinzengarde Euskirchen. Am Ende hat doch der Fußball gesiegt. Doch die Fußballschuhe hat er zumindest als Aktiver im Sommer an den Nagel gehängt. Als Torwarttrainer betreut er allerdings noch den Kreisliga-Spitzenreiter der Frauen, den VfL Kommern.

Mit Frau und Tochter lebt er in Linzenich. Die kennt das Mariechen Leonie Pünzeler seit dem Kindergarten und erfuhr so, dass ein neuer Tanzoffizier gesucht wird. Lamb meldete sich zum Vortanzen – und scheint seine Sache gut gemacht zu haben. „Ich musste die Beine werfen, kleine Hebefiguren zeigen, bei der ich Leonie an der Taille packe, und sie hochwerfen.“ Über die Arbeit mit seinem Mariechen sagt er: „Wir ergänzen uns, das ist wie gesucht und gefunden.“

Ich laufe viel auf der Stelle, das Dehnen ist viel intensiver als beim Fußball.
Dirk Lamb, Tanzoffizier

Sein beim Fußball erarbeiteter Fitnesslevel kam ihm beim Probetraining zugute. Aber ansonsten ist doch vieles anders. „Ich laufe viel auf der Stelle, das Dehnen ist viel intensiver als beim Fußball. Und ich muss jetzt die Beinchen hochkriegen und auch Arme, Oberkörper und Schultern trainieren. Selbst das Warmmachen ist anders. Das grenzt beim Tanzen fast schon an Aerobic“, sagt Lamb und gibt zu: „Auch heute habe ich immer noch Muskelkater.“ Durch seine Fußballerfahrung leide er beim Tanzen auch an einer ausgewiesenen „Bein-Arm-Koordinationsschwäche“, wie er lachend beschreibt. „Als Tanzoffizier hebe ich erst die Arme und dann erst die Beine. Als Torwart war das immer genau andersrum.“

Einmal im Monat zum Hebetraining in der Kölner Tanzkultur

Neben dem gemeinsamen Training, montags sogar mit der kompletten Dürschevener Damengarde, fährt das Tanzpaar einmal im Monat zur Kölner Tanzkultur zum Hebetraining. „Das jahrelange Greifen zum Ball kommt mir jetzt zugute“, sagt er. Einmal hat er aber auch schon „danebengegriffen“, als er zu spät war, um den Spagat seiner Tanzpartnerin abzudämpfen.

Das Bild zeigt Dirk Lamb und Leonie Pünzeler während eines Auftritts.

Das Dürschevener Tanzpaar Leonie Pünzeler und Dirk Lamb zeigt seinen neuen Sessionstanz.

Bereits vor einem Jahr, im Februar 2024, hat er als Tanzoffizier angefangen – nur um danach zuerst mal drei Monate auszufallen. Er hatte einen „Skidaumen“, musste operiert werden. Erst im Juni begann das Paar mit dem Training der Hebefiguren.

Und dann stand irgendwann auch der erste Auftritt auf dem Programm. Anfang der Session im Nachbarort Ülpenich war das – und Lamb war ein Nervenbündel. „Ich war zwölfmal vorher auf dem Klo. Und auf der Bühne musste ich Leonie fragen, wie der erste Schritt war. Aber sie hat mich beruhigt und dann lief alles ganz automatisch.“ 20 Auftritte haben die beiden mittlerweile absolviert und Lamb konstatiert: Er wird von Auftritt zu Auftritt sicherer. Hinzu kommt noch das Training zweimal pro Woche.

Und wie beim Fußball auch sind die Heimspiele die Highlights, egal ob Sessionseröffnung, Prunk- oder Kostümsitzung in Dürscheven. Schön seien auch die Besuche im Turm der Blauen Funken Köln und bei den Fidelen Kaufleuten Köln gewesen. „Das war wie die Champions League“, so Lamb, den nun der Ehrgeiz gepackt hat. Für die kommende Session plant das Paar mehr Hebefiguren, darunter auch Kombi-Hebefiguren. Am wichtigsten ist aber: „Ich fühle mich wohl und es macht mir Spaß.“