Nach dem 1:0-Sieg steht Köln zum vierten Mal als Rekord-Herbstmeister in der Zweitliga-Hinrunde da. Dennoch muss weiter hart gekämpft werden.
„Jetzt heißt es volle Fahrt voraus“1. FC Köln ist nach Sieg gegen Kaiserslautern vierfacher Rekordhalter
Nach der Partie tanzten die FC-Profis zum Kölner Zweitliga-Evergreen vor dem Block mit ihren mitgereisten Fans. „Spitzenreiter, Spitzenreiter“, donnerte es ihnen entgegen. Und tatsächlich: Der 1. FC Köln hat zum Ende einer turbulenten Hinrunde durch einen 1:0 (1:0)-Sieg auf dem Betzenberg zu Kaiserslautern die Tabellenführung übernommen, um dort zu überwintern.
Zum vierten Mal steht der FC nach einer Zweitliga-Hinrunde an der Tabellenspitze und ist damit Zweitliga-Rekordherbstmeister, was ebenfalls hervorragend klingt. Doch all das sorgte zwar für Momente des Glücks auf Rasen und Rängen. Doch die Verantwortlichen gaben sich später bescheiden. „Es ist ein Moment, den wir genießen und den ich meinen Jungs gönne. Aber das ist nichts, worauf man sich ausruhen kann“, sagte Gerhard Struber.
Struber zeigt sich zuversichtlich
Im Herbst hatte der Trainer und mit ihm das gesamte sportliche Konzept der Kölner infrage gestanden, von einem „mittleren Erdbeben“ sprach Struber am Sonntagnachmittag, das seine Mannschaft jedoch gut weggesteckt habe: „Der FC ist ein sehr emotionaler Verein, es waren schon emotionale Herausforderungen, den wir uns stellen mussten. Die Mannschaft hat sich davon befreit. Jetzt heißt es volle Fahrt voraus“, sagte der Österreicher.
Auch Sportchef Christian Keller blieb zurückhaltend-zufrieden. „Wenn man mal kurz innehalten kann, freuen wir uns sehr, dass uns heute der Dreier gelungen ist, der uns über die 30-Punkte-Marke bringt. Wir alle wissen, wie der Fußball funktioniert und dass wir im neuen Jahr weitergewinnen müssen. Das Spiel gibt uns ein gutes Gefühl“, sagte der Geschäftsführer am Ende einer komplizierten Hinrunde.
Struber hatte die Frage nach seiner Abwehrformation mit einer Variante beantwortet, die er in der vergangenen Trainingswoche bereits geprobt hatte. Weil Dominique Heintz (Gelbsperre) ausfiel und auch Julian Pauli (Kopfverletzung) nicht zurückkehrte, beorderte der Trainer Leart Pacarada auf die linke Seite der Dreierkette, was wiederum Max Finkgräfe zum ersten Startelf-Einsatz seit dem achten Spieltag verhalf. Der 20-Jährige begann auf dem linken Flügel.
Schon beim Anpfiff war Köln Tabellenführer – jedenfalls in der Blitztabelle. Der eine Punkt, den der 0:0-Zwischenstand bedeutete, hob den FC an die Spitze. Diese Position galt es zu festigen, und in der 13. Minute hätte Köln in Führung gehen müssen. Linton Maina trug einen Ein-Mann-Konter bis in den Lauterer Strafraum und verhedderte sich zwar. Doch Finkgräfe kam an den Ball, schoss aber aus bester Position über die Latte.
Struber lobt Assistenztrainer Hickersberger
Wenig später hatten auch die Gastgeber ihren Moment, als der starke Daisuke Yokota Pacarada ausspielte und Gyamerah per Heber bediente, dessen Lupfer jedoch über das Kölner Tor strich. In der 33. Minute zeigten die Kölner dann eine brandneue Freistoßvariante, die den Gegner auf dem falschen Fuß erwischte. Florian Kainz spielte steil in Linton Mainas Lauf, dessen perfekte Flanke Dejan Ljubicic per Kopf zur Führung versenkte.
Struber gab das Lob für die Aktion später gern weiter an seinen Assistenztrainer Thomas Hickersberger, der beim FC die Standards verantwortet. „Da hat er sich einmal mehr was Cooles einfallen lassen. Er hatte es schon am Samstag sehr emotional trainiert. Das freut sich sehr für ihn und die Mannschaft“, sagte Struber.
Wenig später stand plötzlich Damion Downs frei im Lauterer Sechzehner, schlug jedoch am Ball vorbei. Die Führung war zu diesem Zeitpunkt nicht nur wegen der deutlich besseren Chancen verdient. Köln zeigte eine starke Leistung.
Zur zweiten Halbzeit nahm Struber den Gelb-Rot-gefährdeten Ljubicic vom Platz, und der FC gab die Kontrolle ab. Allerdings fehlte den ersatzgeschwächten Lauterern in vielen Szenen die Qualität, zwingend zu werden. Die 49327 Zuschauer im ausverkauften Stadion raunten und klagten und schienen die Geduld zu verlieren.
Doch Heuers Fernschuss in der 61. Minute, den Schwäbe wegfaustete, erweckte die Ränge zu neuem Leben. Der Betzenberg nahm Fahrt auf, Köln geriet unter Druck. Allein in der zweiten Halbzeit ließ der FC acht Ecken des Gegners zu, hatte nur noch 33 Prozent Ballbesitz.
1. FC Köln hat nun auswärts viermal in Serie 1:0 gewonnen
„Es waren zu viele Pingpong-Momente, in denen wir die Kontrolle nicht gefunden haben“, beschrieb Struber, merkte aber auch an, dass „nichts Hochkarätiges vom Gegner dabei“ gewesen sei. Der FC hat nun auswärts viermal in Serie 1:0 gewonnen. Dass die Mannschaft die Führung über die Zeit brachte, war also keine große Überraschung, wenngleich es in der Schlussphase hier und da gefährlich zu werden schien.
Lauterns Trainer Markus Anfang hadert, in Köln-Longerich geborener Ex-FC-Trainer und seit dieser Saison beim FCK in der Verantwortung, trauerte mindestens einem verlorenen Punkt nach. „Wir haben in der zweiten Halbzeit permanent auf ein Tor gespielt gegen eine Mannschaft, die definitiv die Qualität für den Aufstieg hat“, befand der 50-Jährige: „Wir waren die klar bessere Mannschaft und hätten einen Punkt verdient gehabt.“
Gerhard Struber hatte sich da schon verabschiedet. Für den Trainer geht es nach Salzburg in die Heimat und dann weiter nach Tirol. Die Familie sehen, Weihnachten feiern. Und, die Aussichten sind ja derzeit gut: „Den Pulverschnee genießen.“
Kaiserslautern: Krahl - Elvedi, Sirch, Heuer - Gyamerah (78. Ritter), Aremu (63. Raschl), Tomiak, Wekesser - Yokota, Hanslik - Mause (63. Opoku); Köln: Schwäbe - Hübers, Martel, Pacarada - Thielmann, Ljubicic (46. Waldschmidt), Huseinbasic, Finkgräfe (85. Bakatukanda) - Kainz (89. Uth), Maina - Downs (74. Tigges); Schiedsrichter: Haslberger (St. Wolfgang); Tor: 0:1 Ljubicic (33.); Zuschauer: 49.327 (ausverkauft).