- Die Affäre um den zurückgetretenen Chef des Mitgliederrats, Stefan Müller-Römer, zieht weitere Kreise.
- Die Vereinsgremien lassen sich viel Zeit mit einer Mitteilung, dann kritisieren sie vor allem die Presse und loben Müller-Römer.
- Das FC-Mitglied, das der Veröffentlichung des Mail-Verkehrs mit Müller-Römer zustimmte, zeigt sich „sehr enttäuscht“ von den Gremien.
Köln – Die Kommunikationswege beim 1. FC Köln waren auch am Donnerstagvormittag noch ein wenig diffus. Am Abend zuvor hatte der Mitgliederrat des Vereins getagt und angekündigt, eine Erklärung abzugeben. Dann gab es zwar mit Ende der Sitzung eine Berichterstattung des „Express“, nach der Stefan Müller-Römer, der Vorsitzende des Gremiums, die Vertrauensfrage verloren hatte und daraufhin von seinem Amt zurückgetreten war. Es gab auch Hinweise einzelner Mitgliederräte, dass dem wohl so sei. Allerdings bitte man darum, die offizielle Mitteilung abzuwarten, darin werde alles beantwortet. Doch die Nacht verging, ohne dass diese Mitteilung kam.
Stattdessen meldete sich am Donnerstagvormittag der Vorstand des 1. FC Köln mit einer „Erklärung“. Zu diesem Zeitpunkt war die Sitzung des Gremiums, das den Vorstand ja eigentlich zu beraten und zu kontrollieren hat, seit mehr als zwölf Stunden geschlossen.
Doch der Vorstand versteckte die Nachricht hinter vielen Buchstaben. Im ersten Absatz teilte man mit, „mit dem Vorsitzenden des Mitgliederrates, Stefan Müller-Römer, über die Hintergründe des am 15. September in einer Zeitung in Ausschnitten veröffentlichten Mailverkehrs mit einem FC-Mitglied gesprochen“ zu haben. „Alle“ seien sich darin einig gewesen, dass es sich um einen vertraulichen Mailverkehr gehandelt habe, der nicht hätte veröffentlicht werden „dürfen“.
FC-Mitglied stimmte Veröffentlichung der Mail Müller-Römers zu
Wie man zur Annahme der Vertraulichkeit kam, teilte man ebenso wenig mit wie eine nähere Erläuterung, wer eigentlich definiert, was veröffentlicht werden darf und was nicht. „Ich bin verstört und entsetzt, dass ich jetzt als eine Art Täterin hingestellt werde. Da werden einfach Tatsachen verdreht. Ich hatte mich mit sachlichen, berechtigten Fragen, die sicherlich viele Mitglieder umtreiben, explizit an den Mitgliederrat gewandt und bekam dann vom Vorsitzenden des Gremiums diese Antworten. Falsch ist ferner, dass ich die Mail an die Medien durchgestochen habe. Richtig ist nur, dass ich einer Veröffentlichung zugestimmt habe, als ich hörte, dass der „Kölner Stadt-Anzeiger“ Kenntnis vom Mailverkehr hatte. Ich bin von Vorstand und Mitgliederrat sehr enttäuscht“, sagt das Mitglied dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstag.
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Die 67-Jährige hatte sich an den Mitgliederrat des 1. FC Köln gewandt und das Gremium darum gebeten, sich für eine virtuelle Mitgliederversammlung einzusetzen. Diese Mail einer Privatperson an ein Gremium hatte Müller-Römer für den Mitgliederrat beantwortet. In der Zeitung standen anschließend nur die Einlassungen des Anwalts mit Bezug zu seiner Tätigkeit für den FC. Privat in diesem Mailverkehr war allenfalls der Hinweis des Mitglieds darauf, sich mit 67 Jahren der Risikogruppe zugehörig zu fühlen und daher ein persönliches Interesse an einer virtuellen Mitgliederversammlung zu haben.
Vorstand hält Müller-Römers Verhalten für „nicht akzeptabel“
Im nächsten Absatz der Erklärung teilte der Vorstand dann allerdings mit, dass man Müller-Römers Betragen für „nicht akzeptabel“ halte. Das habe man Müller-Römer auch gesagt, offenbar hat man die Mails also mittlerweile selbst gelesen. Erst danach kommt die eigentliche Neuigkeit: „Für die Entscheidung von Müller-Römer, sein Amt als Vorsitzender des Mitgliederrates zur Verfügung zu stellen, erklärt der Vorstand seinen Respekt.“
Müller-Römer hatte offenbar tatsächlich sein Amt aufgegeben. Das nahm der Vorstand zum Anlass, die „Verdienste“ des 52-Jährigen zu würdigen: „Der FC hat ihm viel zu verdanken.“ Erst danach veröffentlichte der Mitgliederrat eine „Stellungnahme zum Rücktritt Stefan Müller-Römers“, die also immerhin keinen Zweifel daran ließ, dass Müller-Römer tatsächlich nicht mehr der Vorsitzende war. In der Mitteilung selbst erklärte das Gremium, Müller-Römer sei „Opfer übelster Hetze in den sozialen Medien und verunglimpfender Artikel in mehreren Boulevardmedien sowie vermeintlichen Fachmagazinen“ geworden. Müller-Römer habe sich „stets“ entschuldigt, „auch in diesem Fall“. Er habe sich für sein Engagement „regelmäßig aus den bekannten Ecken unsachliche Kritik abholen müssen und ist trotzdem immer standhaft geblieben“, hieß es weiter, und mit jeder Zeile fragte man sich, wie es nur dazu hatte kommen können, dass Müller-Römer die Vertrauensfrage in seinem eigenen Gremium verloren hatte.
Man wolle nun die Gremienarbeit fortsetzen, „damit diejenigen, die das Wohl des Vereins permanent von außen diskreditieren wollen, keine Chance haben“, hieß es weiterhin.
Und am Ende gab es sogar noch einen Fakt: Der Mitgliederrat begrüße es, dass Stefan Müller-Römer dem Rat als ordentliches Mitglied erhalten bleibe.Einen Nachfolger für Müller-Römer wählte der Mitgliederrat noch nicht, das soll auf der turnusmäßigen Sitzung Anfang Oktober geschehen.