- Beim 1. FC Köln ist nach den Unruhen um Stefan Müller-Römer eine wichtige Entscheidung gefallen: Der Chef des Mitgliederrats verliert seinen Posten.
- Müller-Römer hatte sich zuvor abfällig über die Geschäftsführung und Mitglieder geäußert, der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete exklusiv.
- Ist damit das Kapitel abgeschlossen? Die Hintergründe.
Köln – Stefan Müller-Römer ist nicht mehr Vorsitzender des Mitgliederrats des 1. FC Köln. Das ist das Ergebnis einer Sitzung am Mittwochabend, in der der 52-Jährige einsehen musste, dass er keinen Rückhalt mehr im eigenen Gremium hat.
Der Anwalt war nach immer neuen Vorfällen zu einer Last für das Gremium und dessen Mitglieder geworden, am Ende fehlte ihm die Mehrheit, um weiterzumachen – wozu er offenbar bereit war.
Neben dem Vorsitz im Gremium wird Müller-Römer vor allem den Platz im Gemeinsamen Ausschuss verlieren, in dem der Mitgliederrat mit seinem Vorsitzenden sowie dem Stellvertreter vertreten ist und wo Vorstand, der Vorsitzende des Aufsichtsrats und des Beirats vertreten sind und die Geschäfte von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung besprechen. Die aus dem Mitgliederrat entsendeten Mitglieder berichten nur grundsätzlich über die Debatten im Gemeinsamen Ausschuss, und obgleich Müller-Römer nicht vom Informationsfluss abgeschnitten sein wird, muss er doch künftig auf eine seiner entscheidenden Währungen zumindest teilweise verzichten: Internes Wissen.
Rückzug von Müller-Römer: Entscheidung hatte sich abgezeichnet
Es hatte sich abgezeichnet, dass dieser Mittwoch Konsequenzen haben würde. Müller-Römer drohte für den Fall, dass er sich an seinen Posten klammert und doch noch eine Mehrheit zusammenbekommt, der Rücktritt gleich mehrerer Mitstreiter. Die Geschlossenheit des Mitgliederrats wäre dahin gewesen, am Ende wäre allenfalls eine Rumpfbesetzung von sechs, vielleicht sieben Mitgliedern übrig geblieben. Das konnte sich Müller-Römer nicht leisten – und der Mitgliederrat noch weniger.
Für Stefan Müller-Römer war die Luft insbesondere nach seinem jüngsten Eklat immer dünner geworden. Der Jurist hatte in einem im „Kölner Stadt-Anzeiger" veröffentlichten Mailverkehr auf die Frage eines Mitglieds zur Mitgliederversammlung zu einem Rundumschlag gegen die Geschäftsführung und den alten Vorstand („Haben uns aktuell katastrophale finanzielle Lage eingebrockt“) sowie Teile der Mitgliederschaft („AfD-artige Mitglieder“, „Motzkis“, „Verlierer“) ausgeholt.
Ein Vorgang, der weiterhin den Verein erschüttert. In der Geschäftsstelle am Geißbockheim ist der Anwalt mittlerweile praktisch isoliert. Die Geschäftsführer Alexander Wehrle und Horst Heldt Heldt und Wehrle können sich eine Zusammenarbeit mit dem 52-Jährigen nicht mehr vorstellen.
1. FC Köln: Auseinandersetzung bereits im August
Bereits im August hatte sich der Anwalt mit Kölns Altstar Stephan Engels angelegt, der schwere Vorwürfe gegen Müller-Römer nach der Aufstellung des Kandidaten zur Wahl des Vizepräsidenten erhob. „An den Müller-Römer-Methoden geht unser Klub kaputt. Und sein von nur fünf Prozent aller Mitglieder gewähltes Gremium übernimmt den FC, indem jeder, der ihm nicht passt, eingeschüchtert oder rausgeschmissen wird“, polterte Engels und verwies auf Medienchef Tobias Kaufmann, der kürzlich unter großem Echo freigestellt worden war. Aber nicht nur den Kandidaten Engels, auch Jörg Jakobs, Ex-Sportdirektor des Klubs und heutiger Vorstandsberater, soll der Mitgliederratschef für den Posten verhindert haben.
Der 52-Jährige engagiert sich bereits seit 2003 beim 1. FC Köln. 2010 erzwang der Jurist eine Neuauszählung der Entlastungsfrage, die der Anfang vom Ende der Ära Wolfgang Overaths als FC-Präsident werden sollte. Als Gründer der Oppositionsgruppe „FC-reloaded“ hatte er immer wieder Druck auf Overath und Co. ausgeübt. Nach dessen Abgang war Müller-Römer allerdings auch maßgeblich an der Gestaltung der neuen Satzung beteiligt.
Im Herbst 2013 war Müller-Römer nach der Mitgliederversammlung selbst im Zentrum der Macht angekommen. Der Anwalt wurde nicht nur von den Mitgliedern in das neu gegründete Gremium gewählt, sondern von dessen Vertretern auch an die Spitze des Mitgliederrats.
Müller-Römer brachte Ex-Sportchef Veh zur Weißglut
Müller-Römer nahm seine Aufgabe als Kontrolleur des Vorstands ernst, hinterfragte vieles, machte es den handelnden Personen nie leicht. Doch irgendwann überspannte er den Bogen. Er eckte nicht nur an, sondern brachte während seiner sechsmonatigen Amtszeit als Interims-Vorstand nach dem Rücktritt von Werner Spinner mit seiner schroffen Art viele Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle am Geißbockheim gegen sich auf.
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Mit den damaligen Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach war eine Zusammenarbeit im Vorstand nicht mehr möglich. Müller-Römer brachte Ex-Sportchef Armin Veh zur Weißglut, so dass dieser den Anwalt öffentlich als „Vollamateur“ titulierte. Er torpedierte mit seiner öffentlichen Kritik das – zugegebenermaßen umstrittene – China-Engagement des FC, so dass dem Klub am Ende Millionen entgingen, da unter anderem ein chinesischer Wettanbieter seine Zusage für ein Sponsoring zurückzog.
Er brüskierte damit auch offen den neuen Vorstand um Präsident Werner Wolf. Und der FC stand fortan in China auf der Schwarzen Liste. Der letzte Rundumschlag war am Ende zu viel.