- Auch die Neuzugänge Dimitris Limnios und Tolu Arokodarem nahmen beim 1. FC Köln das Training auf.
- Ihre Wechsel ans Geißbockheim verliefen sicherlich ungewöhnlich.
- Erstmals hat Trainer Markus Gisdol alle Neuverpflichtungen beisammen und endlich wieder mehr Optionen für die Offensive.
Köln – Der Mann fällt auf. Auf den ersten Blick. Vor allem wegen seiner körperlichen Präsenz. Toluwalase Emmanuel Arokodarem wirkt reifer und älter als es seine erst 19 Jahre vermuten lassen. Imposante 1,97 Meter ist der Neuzugang des 1. FC Köln groß, dazu athletisch, ein Bart ziert sein Gesicht. Kurz vor Ende des Trainings am Dienstag sorgt der Stürmer endgültig für Aufsehen, als er ein Anspiel volley im Tor von Ron-Robert Zieler versenkt. „Tolu“, wie er genannt wird, lacht nach der Aktion, überhaupt wirkt er an diesem Vormittag fröhlich. Es ist seine erste Einheit bei seinem neuen Klub, auch Dimitrios Limnios (22), der bis dato letzte Neuzugang des Bundesligisten, steigt an diesem Tag ins Training ein.
Er habe ein paar Videos von Kingsley Ehizibue gesehen, seinem neuen Teamkollegen in Köln, sagt Tolu. „Ich habe gehört, dass er lustig drauf ist. So sind wir in Nigeria, in Afrika. Wir bringen die Energie und den Spaß rein. So ein Mensch bin ich auch. Ich bringe Spaß“, sagt der Angreifer, den der FC vom lettischen Erstligisten Valmiera bis Saisonende ausgeliehen hat.Als „schnell, kopfballstark, athletisch“ beschreibt Sportchef Horst Heldt den Spieler, dazu sei dieser „voll motiviert und im Spielrhythmus“, da der Nigerianer bereits seit Juni in Lettland um Punkte gespielt hat. Und dies erfolgreich, auch wenn die lettische Virslīga und die Bundesliga Lichtjahre trennen. Doch 15 Treffer in 16 Spielen muss man auch im Baltikum erst einmal erzielen.
Für die Verantwortlichen des FC ist Tolus Verpflichtung eher wie eine Aktie. Aber eine ohne großes finanzielles Risiko. Sie kann ihren Wert steigern, muss es aber nicht. Immerhin: Am Dienstag sieht das beim Neuzugang durchaus vielversprechend aus.
Tolu Arokodarem: Ein bisschen was von Adebayor
Mit seiner Statur und Spielweise weckt Tolu Erinnerungen an einen populären Spieler Westafrikas: Er ähnelt dem jungen Emmanuel Adebayor, dem mittlerweile 36 Jahre alten togoischen Stürmer, der seine beste Zeit vor zehn bis 15 Jahren insbesondere bei Arsenal hatte und danach das Trikot von Manchester City, Real Madrid und Tottenham trug.
In dessen große Fußstapfen zu treten, darum geht es für Tolu nicht. Für ihn ist es erst einmal das große Los, das Trikot eines Erstliga-Klubs aus einer der großen europäischen Ligen zu tragen. „Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Ich wollte immer schon in der Bundesliga spielen. Für den FC möchte ich viele Tore schießen und mich persönlich weiterentwickeln. Darauf freue ich mich riesig“, ließ sich „Tolu“ direkt nach der Verkündung seines Wechsels zitieren.
Ob er das auch über den RSC Anderlecht gesagt hätte? Denn noch vor einem Monat hatte der Nigerianer in Lettland für Schlagzeilen gesorgt, als sich angeblich auf Anraten seines französischen Beraters zum belgischen Klub streiken wollte und deshalb das Training verweigerte.
Anthony Modeste trainiert mit Team
Wie dem auch sei: Tolu ist nun am Geißbockheim und soll im Sturm zu einer Alternative für Neuzugang Sebastian Andersson und Anthony Modeste werden, der nach wie vor an rätselhaften Kniebeschwerden leidet, der an diesem Dienstag allerdings immerhin eine Stunde lang mit seinen Teamkollegen auf dem Trainingsplatz steht.
Da auch Limnios nach seiner Corona-Odyssee am Geißbockheim mitmischt, hat Trainer Markus Gisdol vor dem ersten Auswärtsspiel am Samstag bei Aufsteiger Arminia Bielefeld erstmals alle fünf Neuzugänge beisammen. Und vor allem hat der Coach dringend benötigte neue Optionen für die Offensive.
Der 22-jährige Grieche, für den der FC rund 3,3 Millionen Euro Ablöse an Paok Saloniki überweis, ist fast genau der gegenteilige Spielertyp zu Tolu. Er ist rund 20 Zentimeter kleiner, ein dynamisches Kraftpaket, ein Wühler, aber ebenfalls sehr schnell. „Mit Dimitris bekommen wir einen technisch starken Mann für den Flügel dazu, der von außen mit hohem Tempo und guten Vorlagen für Gefahr sorgt“, beschreibt Heldt den Rechtsaußen.
Kuriose Geschichte rund um Limnios' Wechsel
Über Limnios ist eine kuriose Geschichte im Umlauf, über die der „geissblog“ berichtete. Nach dieser soll der Spieler erst von seinem neuen Verein erfahren haben, als der Deal zwischen dem FC und Paok bereits perfekt war. Limnios’ Berater hatte den Spieler offenbar erst nach Abschluss mit dem FC über die Destination Köln unterrichtet. Limnios selbst soll zuvor lediglich erklärt haben, er wolle in eine der Top-Ligen Europas wechseln und überlasse alles Weitere seinem Berater. Seine ganze Konzentration galt wohl erst dem Länderspiel der Griechen im Kosovo, das sein Team mit 2:1 gewann. Limnios steuerte einen Treffer bei. Aber der Spieler wusste bis dato offenbar nur, dass er in eine europäische Liga nördlich von Griechenland wechseln würde, was bei der geografischen Lage seines Heimatlandes eigentlich nur Zypern ausschließt.
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In Köln hat Limnios durchaus Chancen, dass er schnell zum Einsatz kommt. Elvis Rexhbecaj konnte auf der rechten Seite bei der unglücklichen 2:3-Auftaktniederlage gegen Hoffenheim nicht überzeugen, Talent Jan Thielmann dagegen sehr wohl – aber als Linksaußen. Und der in der jüngeren Vergangenheit von Verletzungen heimgesuchte Christian Clemens tritt nach seinem 80-minütigen Einsatz bei der U21 kürzer, am Dienstag fehlt er im Mannschaftstraining und absolviert ein individuelles Programm.
Duda lobt Zusammenspiel mit Andersson
Zwischen den Flügeln scheint Ondrej Duda seinen Platz vorerst sicher zu haben. Der rund sieben Millionen Euro teure Neuzugang überzeugte bei seinem Debüt mit Technik, Übersicht, Spielverlagerungen und Torgefahr. „Es war am Ende ein unglückliches Spiel für uns, aber die Leistung macht Mut“, sagt der Zehner.
Vor allem das Zusammenspiel mit Andersson klappte gegen Hoffenheim nach nur zwei gemeinsamen Trainingseinheiten erstaunlich gut. „Ich kenne Sebastian, er hat ein sehr gutes Jahr bei Union hinter sich. Wir haben gut zusammen kombiniert“, ergänzt der 25-Jährige, der bei Hertha BSC und zuletzt als Leihgabe bei Norwich City „keine einfache Zeit“ mit wenig Spielpraxis hinter sich hat. Aber die sei abgehakt. „Jetzt habe ich für vier Jahre beim FC unterschrieben. Ich freue mich sehr, hier zu sein. Es ist eine spannende Herausforderung . Ich werde alles für den FC geben.“ Das wird nicht nur Markus Gisdol freuen.