Zwar war der FC zwar in fast allen Statistiken vorn, aber nur eben in den entscheidenden Situationen nicht. Denn TSG Hoffenheim siegte in Köln 3:1. Der FC-Fehlstart ist damit perfekt.
Analyse zur 1:3-Niederlage gegen TSG HoffenheimVerbessert, aber nicht gut genug: Der 1. FC Köln hadert mit der Fußball-Welt
Der 1. FC Köln und seine Anhänger feierten am Samstag den 100. Geburtstag des Müngersdorfer Stadions, doch jubeln durften am Ende nur die Gäste: Der FC verlor gegen die TSG Hoffenheim 1:3.
Das Wichtigste zuerst
Die Kölner kassierten an diesem spätsommerlichen Samstag außergewöhnliche Tore, die so und in der Vielzahl ganz sicher nur äußerst selten fallen. Sie haderten bisweilen auch mit dem Schiedsrichter, hätten in einer oder sogar zwei Situationen gerne einen Elfmeter gehabt. Doch sie leisteten sich erneut auch wieder folgenreiche Fehler in der Defensive.
Der 1. FC Köln war nach dem Abpfiff in fast allen Statistiken vorn (54 Prozent Ballbesitz, 55 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 13:4-Ecken, 30:8-Flanken), nur in der entscheidenden nicht, denn Hoffenheim erzielte zwei Treffer mehr.
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Das lag auch daran, dass vorne mit Ausnahme des aufopferungsvoll kämpfenden Davie Selke die Durchschlagskraft fehlte. Am Ende stand der 1. FC Köln gegen seinen Angstgegner, gegen den er fünf der letzten sechs Heimspiele verlor (bei einem Remis), wieder mit leeren Händen da. Die Folge: Mit nur einem Punkt aus vier Spielen stecken die Kölner erst einmal als Drittletzter im Tabellenkeller fest.
Die Tore
Die Partie war gerade erst angepfiffen, da gerieten die Hausherren bereits in Rückstand: Eine Flanke von Pavel Kaderabek rutschte durch an den zweiten Pfosten zu Andrej Kramaric, der den Ball nach nur 49 Spielsekunden im linken Toreck versenkte.
Das 0:2 wird sicherlich für das „Tor des Monats“ nominiert: Nach einem ungenauen Pass von Denis Huseinbasic enteilte der pfeilschnelle Maximilian Beier FC-Verteidiger Timo Hübers. Kölns Torhüter Marvin Schwäbe kam sehr weit aus seinem Tor heraus, klärte aber genau vor die Füße von Florian Grillitsch. Der Österreicher zog aus über 50 Metern einfach mal ab. Die Flugkurve des Balles war dann sagenhaft: Die Bogenlampe drehte sich perfekt in Richtung, titschte noch einmal auf und landet schließlich im Tor (28.).
Auch das 0:3 war ein Traumtor: Die Gäste befreiten sich zu leicht mit Stand-Fußball. Doch dann schickte Grischa Prömel Flitzer Beier auf die Reise. Der U21-Nationalspieler zog nach innen und aus 18 Metern mit rechts ab. Der Ball schlug knapp unter der Latte ein (52.).
In der 61. Minute verkürzte der 1. FC Köln und ließ zwischenzeitlich wieder Hoffnung aufkommen: Huseinbasic machte den Ball am gegnerischen Strafraum fest, legte für Selke ab. Dessen Schuss aus spitzem Winkel flutschte TSG-Keeper Oliver Baumann durch die Hosenträger.
Das war gut
Zum 100. Geburtstag des Müngersdorfer Stadions zeigten die Kölner Fans vor dem Anpfiff auf der Südtribüne eine spektakuläre Choreografie mit den Legenden des Klubs, die für Gänsehaut sorgte.
Das war schlecht
Über 30 Flanken schlugen die Kölner zwar, doch gefühlt landeten sie immer wieder beim 1,95 Meter großen Hoffenheimer Innenverteidiger John Anthony Brooks, der keine Probleme hatte, die Bälle aus der Gefahrenzone zu köpfen. Die Versuche waren einfach zu durchsichtig.
Zudem musste Neuzugang Rasmus Carstensen, der nach der Herausnahme von Benno Schmitz einen passablen Rechtsverteidiger gegeben hatte, nach einem taktischen Foul an Beier in der Nachspielzeit mit Gelb-Rot vom Platz und wird deshalb beim kommenden Auswärtsspiel am Samstag in Bremen gesperrt fehlen.
Moment des Spiels
Das Tor aus über 50 Metern von Florian Grillitsch dürfte bereits seinen Platz in einem Saison-Rückblick sicher haben. Grillitsch war nach einer unbefriedigenden Saison bei Ajax Amsterdam Anfang Juni auch beim 1. FC Köln als Neuzugang im Gespräch – aber leider wohl nur bei etlichen Fans, die über den Namen diskutierten.
Moment zum Vergessen
In der 49. Minute warf sich Hoffenheims Wout Weghorst im Strafraum in einen Schuss von Florian Kainz, ging dabei zu Boden und berührte den Ball mit dem Arm. Die Kölner forderten Handelfmeter. Die Szene wurde überprüft, doch die VAR-Seite wertete dies nicht als klare Fehlentscheidung. Eine fragwürdige Entscheidung.
Das sagen die Trainer
Steffen Baumgart (1. FC Köln)
„Wir haben ein scheiß Ergebnis, aber vieles andere passt. Die Jungs sollen so weiterspielen. Sie sollen weiter umsetzen, was wir für richtig halten. Wir dürfen uns nicht nur von den Ergebnissen leiten lassen. Man erkennt, dass die Jungs alles raushauen und alles geben. Das ist der Weg, den wir weitergehen müssen.“
Pellegrino Matarazzo (TSG Hoffenheim)
„Wir sind gut reingekommen, haben nach dem ersten Einwurf gleich getroffen. Danach haben wir weniger gemacht, waren nicht aktiv und haben Köln ins Spiel kommen lassen. Wir haben uns gegen das hohe Pressing der Kölner schwergetan. Dann kam das 2:0 zu einem guten Zeitpunkt, um unser Spiel zu stabilisieren. Nach der Pause hat der FC wieder Druck gemacht. Unter dem Strich haben wir im Spiel gegen den Ball noch viel Luft nach oben. Aber nicht jede Mannschaft schießt in Köln drei Tore und gewinnt. Solch ein dreckiges Spiel zu gewinnen, ist auch ein Stück weit Qualität.“
Das sagen wir
Steffen Baumgart hatte vor der Partie alles versucht. Der Coach hatte seine Mannschaft wachgerüttelt und den Spieler seine Meinung gegeigt. Die hatten zuvor nach Meinung von Baumgart nicht die gewohnten Tugenden abgerufen. Es ist schon paradox: In Frankfurt (1:1) hatte der 1. FC Köln seinen bisher einzigen Punkt in dieser Saison geholt, aber insgesamt enttäuscht.
Gegen Hoffenheim zeigte sich das Baumgart-Team dann deutlich verbessert, steht aber mit leeren Händen da. Aufwand, Moral und Intensität stimmten auch gegen die Kraichgauer, doch der Ertrag ist erneut dürftig. Was wohl am Ende auch eine Frage der Qualität ist.
Hoffenheim hatte die Saison 2022/23 als Zwölfter einen Platz hinter dem FC abgeschlossen, sich aber in der Sommerpause ganz anders verstärkt als die Kölner. Die TSG war in der Lage, Nationalspieler wie Mergim Berisha oder Anton Stach einzuwechseln, brachte zudem den technisch versierten Finn Ole Becker oder Mentalitätsspieler Marius Bülter.
Der 1. FC Köln hatte diese Trümpfe auf der Bank nicht. In Bremen, einem Gegner auf Augenhöhe, sind die Kölner nun schon unter Zugzwang – auch wenn sie das selbst nicht so sehen und nach der Partie praktisch alle sehr ähnliche Worte wählten. Das hatte aber eher etwas von Schönrednerei. Und die Frage muss erlaubt sein: Was ist eigentlich, wenn der 1. FC Köln mal schlecht spielt?
Mitte der kommenden Woche blicken die Kölner aber erst einmal nach Lausanne. Vor dem Internationalen Gerichtshof (CAS) steigt die mündliche Verhandlung im Transferstreit mit Olimpija Ljubljana um Sturm-Talent Jaka Cuber Potocnik. Ein wichtiger Termin für die Zukunft des 1. FC Köln, dem eine Transfer-Sperre droht. Zumindest im Winter.