Köln – Ergebnisse sind im Fußball weit weniger planbar als die Leistung, insofern war Steffen Baumgarts Plan am Samstag durchaus aufgegangen. Denn obgleich das Resultat nicht ganz wunschgemäß ausgefallen war, hatte seine Mannschaft doch eine bemerkenswerte Leistung geboten beim 1:1 (1:0) in Freiburg. „Es war das Spiel, das ich mir erhofft und gewünscht hatte“, sagte der Trainer des 1. FC Köln nach dem Schlusspfiff. Seine Mannschaft hatte nach Modestes Kopfballtreffer aus der 34. Minute zwar bis kurz vor Schluss in Führung gelegen. Spätestens nach der Gelb-Roten Karte gegen Florian Kainz (74.) jedoch den Zugriff verloren und war derart unter Druck geraten, dass sich das Remis fair anfühlte – selbst wenn es durch ein unglückliches Eigentor des Kölner Abwehrchefs Rafael Czichos (89.) besiegelt worden war. „Es tut ein bisschen weh, aber mit dem Punkt können wir leben“, resümierte Kapitän Jonas Hector. Baumgart legte sich fest: „Das war ein sehr gerechtes Ergebnis.“
Streich und Baumgart zufrieden
Die Freiburger kamen immer stärker auf und hatten in Überzahl dann zwar keine Großchancen in Serie. Doch derart viel vom Spiel, dass ein Ausgleich unausweichlich schien. In der Nachspielzeit sah es beinahe aus, als müssten die dezimierten Kölner mit leeren Händen nach Hause fahren. Doch blieb es beim Unentschieden, mit dem auch Christian Streich gut leben konnte: „So richtig verdient hätten wir es nicht gehabt, wenn wir gewonnen hätten.“
Modestes Präzisionstor
Nach starkem Beginn hatte Anthony Modeste den FC mit einem perfekt platzierten Kopfball in Führung gebracht – wieder hatte Köln nach einer Flanke getroffen, wieder war es Benno Schmitz, der die Vorlage gegeben hatte. Der Rechtsverteidiger ist umstritten beim FC, er ist zwar ein hervorragend ausgebildeter Fußballer. Doch fehlt ihm die letzte Dynamik, sodass er je nach Gegner und Spielverlauf manchmal in Schwierigkeiten gerät. Steffen Baumgart hat offenbar ein gutes Gespür dafür, in welche Situationen Schmitz passt.
Es war Modestes drittes Tor im vierten Saisonspiel, die Wiederkehr des Franzosen ist eines der vielen Phänomene dieses Kölner Saisonstarts. Auf das Wirken seines Trainers angesprochen, sagte Modeste am Samstag schlicht: „Ich liebe ihn.“
Skhiri meldet sich ab und wieder an
Baumgart hatte kurzfristig umdisponieren müssen. Ellyes Skhiri hatte in der Nacht zum Samstag schlecht geschlafen und Erkältungssymptome gezeigt. Die Kölner ließen den Tunesier auf dem Hotelzimmer ausschlafen, planten nicht mehr mit ihm. „Doch dann kam er zum Mittagessen und sagte: Hier bin ich. Und damit war er dabei“, berichtete Baumgart.
Dejan Ljubicic begann für Skhiri vor der Abwehr, Salih Özcan spielte rechts davor und leitete von dort mit einem Pass auf Schmitz die Führung ein. Nach einer Stunde wechselte Özcan ins Zentrum – eine spontane Entscheidung seines Trainers, der ihn eigentlich hatte auswechseln wollen.
Folgenschwere Atempause: Uth über Wechsel nicht glücklich
Stattdessen nahm Baumgart Uth vom Platz, der Offensivmann war darüber nicht unbedingt glücklich. Doch Uth hatte Hinweise auf fallende Energielevel gegeben, Baumgart hat ein Auge dafür: „Ich habe ihm angezeigt, in welchem Raum er sein sollte. Das war aber in einer Phase, in der er gerade Luft holen wollte“, erklärte Baumgart. Wer pausiert, ist raus, da kennt Kölns Antreiber keine Kompromisse. Grundsätzlich war der Trainer aber zufrieden mit Uth, „jetzt muss er noch dahinkommen, dass er das leere Tor trifft. Aber da arbeiten wir dran“, sagte Baumgart und nahm damit Bezug auf die Szene in der ersten Halbzeit, als Uth nach einer Flanke den Pfosten getroffen hatte – da war das 2:0 für den 1. FC Köln sehr nah.
Es ist nicht zu befürchten, dass zwischen Baumgart und Uth nun ein tieferer Konflikt entstehen wird, die Stimmung war insgesamt friedlich trotz des so aufreibenden Spiels. Sogar mit der Gelb-Roten Karte gegen Florian Kainz konnten die Kölner leben. Der Österreicher hatte sich, bereits verwarnt, auf ein Scharmützel eingelassen und war vom Platz geschickt worden. In einem Spielsystem, indem ausgewechselt wird, wer zum Luftholen stehenbleibt, ist es nicht vorgesehen, in Unterzahl zu spielen. Zwar kämpften die Kölner bis zum letzten Augenblick. Doch der Gegner war zu stark: „Es ist für die zehn auf dem Platz sehr kräftezehrend. Die Wege werden weiter, der Gegner hat mehr Platz zum Spielen. Das hat man hinten raus gemerkt“, sagte Jonas Hector.
Hector wurde dann Opfer des Debütanten Noah Weißhaupt (19), der Augenblicke nach seiner Einwechslung mit einem herausragenden Dribbling am müden Kölner vorbeizog und scharf in die Mitte flankte, wo Rafael Czichos der Ball über den Fuß in den eigenen Torwinkel abrutschte. Kein Anlass für Baumgart, die zwei verlorenen Punkte bei Czichos zu suchen. „Ich war zufrieden mit Rafa. An so einer Aktion mache ich nichts fest.“