Der Punktgewinn beim formstarken VfB hilft dem 1. FC Köln bei seinem jetzigen Saisonziel: Zwei andere Mannschaften hinter sich lassen.
Analyse zum Remis in StuttgartDer Aufwand beim 1. FC Köln stimmt – doch es fehlt an Offensivklasse
Der 1. FC Köln hat einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf der Bundesliga erzielt: Die Mannschaft von Trainer Timo Schultz kam beim Tabellendritten VfB Stuttgart zu einem 1:1.
1. FC Köln beim VfB Stuttgart: Das Wichtigste zuerst
Die Kölner haben das Überraschungsteam, den Champions-League-Aspiranten aus Stuttgart gestoppt, dem zuletzt vier Siege in Serie gelungen waren. Der Punkt war dank der kämpferischen Leistung der Gäste nicht unverdient und sicherlich auch aller Ehren wert. Da Mainz am Freitagabend trotz einer starken Leistung bei Spitzenreiter Leverkusen verlor, hat der FC nun zwei Punkte Vorsprung auf den ersten direkten Abstiegsplatz und weiterhin vier auf Schlusslicht Darmstadt, das nach zwei aberkannten Abseitstoren äußerst unglücklich mit dem 1:1 in Bremen sein dürfte.
Der VfB hatte zwar deutlich mehr Feldvorteile und Ballbesitz (75 zu 25 Prozent), dennoch waren es die laufstarken Kölner, die fast sogar noch die drei Punkte aus dem Schwabenland entführt hätten. Doch der eingewechselte Faride Alidou vergab in der 85. Minute die große Chance zum Auswärtssieg.
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1. FC Köln beim VfB Stuttgart: Die Tore
Stuttgart ging in der 53. Minute in Führung. Und zwar mit dem Kombinationsfußball, mit dem der VfB zuletzt für Furore gesorgt hatte. Der frühere Kölner Chris Führich dribbelte über links an, spielte dann einen tollen Doppelpass mit Hiroki Ito und so Kölns Rasmus Carstensen locker aus. Führich drang dann in den Strafraum ein und bediente perfekt den mitgelaufenen Enzo Millot, der aus kurzer Distanz zur Führung einschob.
Doch die Führung der Hausherren währte nur neun Minuten, dann kam der FC zum Ausgleich. Nach einer Kölner Ecke blieb zwar Jan Thielmanns Schuss hängen, doch der Ball landete beim soeben eingewechselten Linton Maina. Dessen Flanke aus dem Halbfeld landete bei Eric Martel am langen Pfosten, den VfB-Verteidiger Josha Vagnoman aus den Augen verloren hatte. Im Stile eines Torjägers nahm der defensive Mittelfeldspieler den Ball noch kurz an und traf aus kurzer Distanz zum Ausgleich (62.).
1. FC Köln beim VfB Stuttgart: Das war gut
Die Defensiv-Achse der Kölner konnte absolut überzeugen. Torhüter Marvin Schwäbe, der beim 0:1 gegen Bremen noch gepatzt hatte, erwies sich in Stuttgart wieder als zuverlässiger, sicherer Rückhalt. Im Abwehrzentrum ließen Jeff Chabot und Luca Kilian fast nichts anbrennen. Mit Ausnahme eines gefährlichen Kopfballs in der 17. Minute hatte die FC-Defensive den bisher so überragenden Torjäger und Ex-Kölner Serhou Guirassy sehr gut im Griff. Und vor der Abwehr gefiel mit einigen Abstrichen Eric Martel als Abräumer – und ungewohnt als Torschütze.
1. FC Köln beim VfB Stuttgart: Das war schlecht
Wenn Stuttgart gefährlich wurde, dann meist über Außen. Vor allem Kölns Rechtsverteidiger Rasmus Carstensen hatte gewaltige Probleme, das große FC-Talent Max Finkgräfe hatte zuletzt auch schon bessere Tage erwischt – das sollte man einem 19-Jährigen aber zugestehen. Der Kölner Offensive dagegen gelang reichlich wenig. Kapitän Florian Kainz sucht nun schon seit Wochen nach seiner Form, gleiches gilt auch für Dejan Ljubicic, der sich kaum mal durchsetzen konnte. Denis Huseinbasic enttäuschte zudem. Startelf-Debütant Justin Diehl traute sich zwar einiges zu, muss aber noch weiter körperlich an sich arbeiten und zahlte Lehrgeld. Und bei allem Einsatz ist Jan Thielmann als Sturmspitze verschenkt. Der FC hat weiterhin Probleme, im Strafraum gefährlich zu werden.
1. FC Köln beim VfB Stuttgart: Mann des Spiels
Jeff Chabot. Gutes Stellungsspiel, stark in der Luft und am Boden, dazu noch eine Passquote von jenseits der 80 Prozent: Der Kölner Innenverteidiger war der beste Mann auf dem Platz. Es wäre bitter, sollte der FC den 26-Jährigen, der eine Ausstiegsklausel im Vertrag hat, über den Sommer hinaus nicht halten können. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik.
1. FC Köln beim VfB Stuttgart: Das sagen die Trainer
Timo Schultz (1. FC Köln): „Für uns ist es definitiv ein gewonnener Punkt. Wir haben gewusst, dass uns ein sehr spielstarker Gegner erwartet. Stuttgart hat das dann auch über die vollen 95 Minuten bewiesen. Wir haben sehr viel Arbeit in unsere Defensive investiert. Gerade in der zweiten Halbzeit haben wir aus unseren Balleroberungen dann auch deutlich mehr Gefahr erzeugen können und folgerichtig den Ausgleich erzielt. Mit ein bisschen Glück können wir den Platz sogar als Sieger verlassen, da wir hinten raus noch zwei Riesen-Chancen hatten. Aber ein Punkt in Stuttgart ist aller Ehren wert, den nehmen wir gerne mit nach Köln.“
Sebastian Hoeneß (VfB Stuttgart): „Wir sind natürlich enttäuscht über das Ergebnis, denn wir hatten uns mehr ausgerechnet. Ab der achten, neunten Minute haben wir bis zur 25. Minute eine richtige Druckphase entwickelt mit drei, vier aussichtsreichen Situationen in der Kölner Box. Ein 0:0 hätte in der Halbzeit nicht das Ergebnis sein müssen. Uns hat heute ein bisschen die Gier gefehlt. Das 1:0 in der zweiten Halbzeit hätte uns eigentlich befreien und beflügeln sollen – das hat es nicht. Mir haben etwas die Klarheit und die Schärfe gefehlt, um das Spiel gänzlich auf unsere Seite zu ziehen. Der Eckball zum 1:1 entstand durch einen unnötigen Ballverlust. Nach dem Ausgleich waren die Kölner wieder voll da und wir konnten keine richtige Druckphase mehr entwickeln. Die Kölner haben hier ein echt gutes Spiel gemacht, insbesondere in der Defensive.“
1. FC Köln beim VfB Stuttgart: Das sagen wir
FC-Trainer Timo Schultz bot in Stuttgart eine der jüngsten Kölner Mannschaften der letzten Jahre auf. 23,6 Jahre betrug das Durchschnittsalter der Spieler in der Startelf, in der mit Max Finkgräfe und Justin Diehl zwei 19-Jährige standen. Schultz hat es geschafft, dass die Kölner in der Defensive stabiler stehen, das hatten bereits die vergangenen Partien gezeigt. Laufstark präsentiert sich das FC-Team ohnehin wie eh und je.
Der Aufwand stimmt, doch es fehlt letztlich weiter an der Klasse in der Offensive. Nach vorne bleibt vieles Stückwerk und Zufall. Es bleibt ein riesiges Problem, dass die Kölner weiter keinen Stoßstürmer aufbieten können. Vielleicht kann da Davie Selke in Kürze Abhilfe schaffen, der Stürmer steht nach seiner Verletzungspause vor seinem Comeback. Wenn die Trainingswoche gut läuft, dann im Nachbarschaftsduell am kommenden Sonntag gegen den Liga-Primus Bayer 04 Leverkusen.
Die Tabelle in der Bundesliga sortiert sich immer mehr. Der Rückstand auf Platz 15 beträgt bereits sechs Punkte. Diesen belegt der FC Augsburg, der am Sonntag noch Freiburg empfängt. Es ist keine allzu gewagte Prognose: Für den FC wird es (zumindest bis zur Länderspielpause) einzig darum gehen, zwei Mannschaften hinter sich zu lassen und den Relegationsplatz zu verteidigen. Und das wird schon nicht einfach. Denn der Vorletzte Mainz scheint unter dem neuen Trainer Bo Henriksen im Aufwind zu sein.