Nach neun Spieltagen ist für den FC noch nichts verloren. Doch will er ein Wörtchen im Aufstiegsrennen mitsprechen, muss sich einiges verändern.
„Desolat, bodenlos, enttäuschend“Der FC geht mit 1:5 in Darmstadt unter – und muss sich hinterfragen
Die älteren FC-Fans werden sich vielleicht erinnern: Es war im Februar 2007, als der haushohe Favorit aus Köln bei Rot-Weiss Essen mit 0:5 verlor. Das konnte man damals vielleicht noch teilweise mit den Folgen des Karnevals begründen, das Zweitligaspiel wurde schließlich einen Tag vor Rosenmontag ausgetragen. Der Auftritt des 1. FC Köln am Freitag beim SV Darmstadt 98 ähnelte der Blamage von vor 17 Jahren: Die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber erlebte ein Debakel und verlor beim bisherigen Zweitliga-Drittletzten mit 1:5, der nach 383 Tagen wieder einen Heimsieg feiern konnte und selbst manchmal nicht wusste, wie ihm geschah.
FC-Trainer Gerhard Struber: „Waren über die gesamte Spieldauer überfordert“
„Wir waren über die gesamte Spieldauer überfordert. Es war am Ende auch ein in der Höhe verdienter Sieg für Darmstadt. Wir waren in allen Phasen des Spiels enttäuschend. Wir sind unserem Anspruch zu keiner Zeit gerecht geworden. Das können wir uns nicht leisten“, zeigte sich Trainer Gerhard Struber enttäuscht. „Das war desolat, bodenlos, fürchterlich, enttäuschend“, befand Sport-Geschäftsführer Christian Keller knackig.
Man kann jetzt natürlich bei jedem Gegentor in die Einzel-Analyse gehen, zusammenfassend muss man aber konstatieren: Wohl selten hat der FC in der 2. Bundesliga derart naiv agiert wie in Darmstadt. Am Böllenfalltor wurden die Kölner von eiskalten Darmstädtern quasi geköpft. Eine Mannschaft, die im Spielaufbau Defizite offenbarte, wurde von den Gästen, die stets viel zu weit aufgerückt waren, zu ihren Treffern eingeladen. In der Offensive hatten die „Lilien“ mit den Torschützen Fraser Hornby (11., 40.), Torjäger Isac Lidberg (54.) und Philip Förster (65.) die Qualität, um die Kölner Schwächen zu nutzen.
Rasmus Carstensen beginnt überraschend hinten rechts
Nach neun Spieltagen ist für den FC natürlich noch nichts verloren. Doch will er ein gewaltiges Wörtchen im Aufstiegsrennen mitsprechen, sollte er seinen Spielstil überdenken. Denn die Balance zwischen Defensive und Offensive stimmt überhaupt nicht. Bereits 18 Gegentore nach neun Spieltagen zeugen davon. Der Absteiger rannte nahezu auf identische Art immer wieder ins Verderben. Nicht nur die Spieler, auch Coach Struber muss da seine Herangehensweise hinterfragen und etwas ändern.
Der Kölner Trainer hatte zu Beginn der Partie auf personelle Experimente verzichtet – mit einer Ausnahme. Rasmus Carstensen, der es beim jüngsten 2:0-Sieg gegen Ulm nicht einmal in den Kader geschafft hatte, fand sich überraschend gleich in der Startelf wieder. Und zwar auf der Kölner Problemzone hinten rechts.
Zu Beginn presste der FC früh. Aber er leistete sich wieder individuelle Aussetzer. Diesmal in Person von Denis Huseinbasic, nach dessen kapitalen Fehlpass zog Philipp Förster ab, traf den Ball zwar nicht richtig, doch dieser kullerte dem freistehenden Fraser Hornby vor die Füße. Der Schotte drehte sich und schoss den Ball platziert zur frühen Führung ins linke Toreck (11.).
1. FC Köln: Pappnasen-Fußball schon vor Karnevalsauftakt
Danach zogen sich die Hausherren weit zurück und leisteten sich Fehler im Spielaufbau. Der dominierende FC konnte das allerdings auch nicht ausnutzen, da er oft viel zu umständlich agierte. Es entwickelte sich zwar ein munteres, aber sehr chaotisches Spiel. Nach 38 Minuten kamen die Kölner ins Spiel zurück. Luca Waldschmidt spielte einen öffnenden Pass auf Linton Maina, der schaltete auf links den Turbo an und bediente flach den mitgelaufenen Tim Lemperle, der zum Ausgleich traf (38.). Das hätte der Struber-Elf Sicherheit geben sollen, doch erneut war das Gegenteil der Fall. Fast postwendend ging Darmstadt wieder in Führung durch Hornby, der ins leere Tor einschob (40.). Und beinahe wäre es noch schlimmer für die Kölner gekommen, FC-Torwart Jonas Urbig verhinderte gegen Corredor das 1:3.
Nach dem Wechsel folgte das gleiche Kölner-Trauerspiel: Erneut war der FC nach einer eigenen Ecke viel zu weit aufgerückt. Lidberg knallte das Leder unten links in die Maschen (54.). Es wurde aus Kölner Sicht noch richtig übel: In der 65. Minute gingen die „Lilien“ erneut nach einem Konter durch Förster mit 4:1 in Führung. Vukotic traf in der Nachspielzeit zum Endstand. Nach dem Abpfiff reagierte die mitgereisten 1800 FC-Fans erstmals in dieser Saison mit Pfiffen. Zumindest ist der Karneval in Sicht, am 11.11. wird die Session eröffnet. Pappnasen-Fußball hatte der FC aber schon vorher geboten.