Köln – Nach einer quälend langen Versammlung wurde Carsten Wettich um 1.24 Uhr Uhr von den Mitgliedern des 1. FC Köln zum Vizepräsidenten gewählt. Wettich erhielt 2065 Ja- Stimmen und damit 70 Prozent; 906 Mitglieder votierten gegen den 41-Jährigen, der das Amt nach dem Rücktritt von Vize Jürgen Sieger kommissarisch übernommen hatte. Einen Gegenkandidaten hatte Wettich nicht. Der Anwalt wird zunächst bis Herbst 2022 amtieren, dann stehen die nächsten Vorstandswahlen an. Zu Beginn der Veranstaltung waren mehr als 5000 Mitglieder zugeschaltet, an der Abstimmung siebeneinhalb Stunden später nahmen nur noch knapp unter 3000 Mitglieder teil.
Keine Geschlossenheit
Die Versammlung, die rein virtuell abgehalten wurde, dokumentierte erneut die Zerrissenheit und Spaltung im FC, der nach einer chaotischen Saison auf den letzten Drücker den Klassenerhalt in der Bundesliga über die Relegation erreicht hatte. Die Veranstaltung uferte durch das Prozedere und unzählige Wortmeldungen aus. Am Ende wurde mit der Wahl Wettichs aber größeres Chaos vermieden.
In seiner Rede unmittelbar vor seiner Wahl hatte Wettich erneut versucht darzulegen, wofür er stehen möchte: „Ich stehe für einen selbstbestimmten FC. Ich will zeigen, dass mit dem FC mehr möglich ist. Reden können andere besser als ich, aber ich kann machen. Und darum geht es jetzt.“
Wettich möchte einen FC, der „laut und mutig“ ist. Der Anwalt will aber auch den zerstrittenen Verein vereinen. Die Spaltung und Polarisierung im Klub sei größer geworden, das gelte es zu ändern. „Ich will den FC voranbringen. Ich kann Dinge besser machen, nicht alleine, sondern im Team.“
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Wettich sagte selbst, dass er kein großer Redner ist, sondern sich lieber als Macher und Arbeiter im Hintergrund sieht. Ein Versprecher war allerdings amüsant. „Zum Glück haben wir sportlich grade noch den Abstieg geschafft“, sagte Wettich und hatte doch eigentlich den Klassenerhalt gemeint. Und diesen wollen die Kölner in der Bundesliga auch in der kommenden Saison schaffen – allerdings nicht wieder mit dem großen Zittern bis zum Ende. „Damit wollen wir nichts mehr zu tun haben.“
Vorstand mit Zwei-Drittel-Mehrheit entlastet
Dass der Vorstand einiges an Kredit verloren hat, wurde auch bei dem eigentlich banalen Tagesordnungspunkt der Entlastung deutlich. Der Vorstand wurde mit 2434 Ja-Stimmen (oder 66 Prozent) entlastet, 1250 Mitglieder (34 Prozent) stimmten für die Nicht-Entlastung. Ein zwar eindeutiges, dennoch durchschnittliches bis mäßiges Ergebnis. Es ging übrigens nicht nur um Präsident Wolf und seine Stellvertreter Eckhard Sauren und Wettich, sondern insgesamt um alle sieben Mitglieder des Vorstands in dem betreffenden Zeitraum: Zu dem Trio also auch noch Toni Schumacher, Markus Ritterbach, Stefan Müller-Römer und Wettich-Vorgänger Jürgen Sieger.
Über die teils weitreichenden Satzungsänderungen wurde nicht mehr abgestimmt: Gegen halb zwei am Freitagmorgen einigten sich die Mitglieder darauf, die Entscheidungen über die Satzungsänderungen auf die nächste Mitgliederversammlung im Herbst zu vertagen. Die restlichen Punkte der Tagesordnung waren dann rasch abgearbeitet.