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1. FC KölnSo wird die Jahreshauptversammlung heute ablaufen

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Fahnen 1. FC Köln Symbolbild

Fahnen des 1. FC Köln am Geißbockheim

Köln – Am Mittwoch verschickte der 1. FC Köln eine Nachrichtenwelle, in der den Mitgliedern, die sich für die virtuelle Versammlung am Donnerstag (18 Uhr/Liveticker auf ksta.de) angemeldet haben, ihre Passwörter mitgeteilt wurden. Den zugehörigen Benutzernamen hatte der Verein bereits in einer separaten Mail verschickt, wer es also zu Benutzername und Passwort gebracht und Zugriff auf ein internetfähiges Gerät hat, ist bereit für die erste rein digitale Zusammenkunft der Vereinsgeschichte. Bis Mittwochabend hatten sich mehr als 8600 Mitglieder registriert.

Der Abend dürfte weniger emotional ausfallen als üblich. Das gemeinschaftliche Singen der Hymne, in der Regel mit der Mannschaft auf der Bühne, muss ausfallen. Die beliebten Wortmeldungen im Rahmen des Tagesordnungspunktes „Allgemeine Aussprache“ mit den dazugehörigen Zwischenrufen und Maßregelungen sind durch schriftlich einzureichende und auf 1000 Zeichen beschränkte Beiträge ersetzt. Der Unterhaltungswert könnte also bescheiden ausfallen. Dafür wird es einfacher sein, den Ansprachen und Berichten der FC-Verantwortlichen aufmerksam zu folgen.

Vorstand, Beirat und Mitgliederrat bekräftigen Empfehlung für Wettich

Tagesordnungspunkt 10 sieht die „Wahl eines Vizepräsidenten“ vor. Dabei geht es darum, Carsten Wettich, der im Jahr 2019 für den zurückgetretenen Jürgen Sieger aus dem Mitgliederrat in den Vorstand aufstieg, für die restliche Amtszeit des Vorstands zu bestätigen. Im Herbst 2022 stehen die nächsten Präsidiumswahlen an, mindestens bis dahin könnte Wettich amtieren, in einer Nachricht an die Mitglieder warben Vorstand, Beirat und Mitgliederrat am Mittwochnachmittag noch einmal für Wettichs Wahl. Der 41-Jährige benötigt eine einfache Mehrheit, allerdings sollte er deutlich mehr als 50 Prozent und eine Stimme bekommen, damit der Vorstand in schwierigen Zeiten gestärkt aus der Versammlung hervorgeht. Vor der Wahl wird der Vorstand seinen Jahresbericht vortragen und die neue Strategie vortragen. Die Vision dahinter: Der 1. FC Köln soll sich unter den besten zehn Mannschaften der Bundesliga etablieren und sich durch führende Nachwuchsarbeit auszeichnen.

Üblicherweise berichten anschließend die Geschäftsführer über die wirtschaftliche und sportliche Entwicklung im Verein. Da der 1. FC Köln nach Horst Heldts Entlassung allerdings derzeit keinen Geschäftsführer Sport beschäftigt, wird Alexander Wehrle die alleinige Ehre zuteilwerden, sich zur Lage der Profiabteilung zu äußern. Jörg Jakobs fungiert zwar als interimistischer Sportchef, bis ein Nachfolger für Heldt gefunden ist. Allerdings ist Jakobs kein Geschäftsführer.

Denkzettel bei der Entlastung des Vorstanda möglich

Unter Punkt 6 der Tagesordnung steht die Entlastung des Vorstands an. Dabei geht es nicht um eine Abfrage der allgemeinen Zufriedenheit mit dem Präsidium, sondern um die Entlastung der Vorstände von etwaigen Ansprüchen, die sich aus Rechtsverstößen ergeben könnten. Im Jahr 2010 etwa verweigerten die FC-Mitglieder Präsident Wolfgang Overath und seinem Team die Entlastung, 1317 Mitglieder stimmten damals mit Nein, die Zahl ist längst Teil der Kölner Klubgeschichte.

Neben dem Denkzettel, den eine Nicht-Entlastung bedeutete, gäbe es eine weitere Folge: Auf der Mitgliederversammlung im kommenden Herbst könnte der Vorstand mit einfacher Mehrheit abgewählt werden, diese Abwahl müsste allerdings zuvor von drei Prozent der Mitglieder beantragt werden.

Diskussionen über Mitsprache bei Anteilsverkauf geplant

Das Präsidium des 1. FC Köln hatte ursprünglich geplant, die Mitspracherechte der Mitglieder hinsichtlich eines möglichen Anteilsverkaufs per Satzungsänderung zu erweitern. Auf der Versammlung am Donnerstag sollte darüber abgestimmt werden, ob ein Vereinsvorstand bereits ab dem Verkauf des ersten Anteils an der in eine Kapitalgesellschaft ausgegliederten Profiabteilung die Mitglieder um Zustimmung bitten muss.

Das Thema sei jedoch zu grundsätzlich und komplex, um es auf einer virtuellen Versammlung zur Abstimmung zu stellen. Das Präsidium plant stattdessen zunächst Informations- und Diskussionsveranstaltungen, eine erste soll am 5. September stattfinden. Daher wurde der Antrag auf Satzungsänderung von der Tagesordnung genommen. (ksta)

Nach der Wahl des Vizepräsidenten steht die Wahl der Wahlkommission an; drei Kandidatinnen für das dreiköpfige Gremium haben Vorstand und Mitgliederrat vorgeschlagen, zudem hat sich ein Kandidat selbst aufgestellt, indem er die erforderlichen 100 Unterstützungserklärungen gesammelt hat. Es stehen zahlreiche Anträge zur Abstimmung, die Satzung zu ändern. Eine hybride Mitgliederversammlung soll auch nach dem Ende der Corona-Pandemie zur Regel werden, um denjenigen der 110.000 Mitglieder, die weiter entfernt leben, die Möglichkeit zu geben, an der Versammlung teilzunehmen und ihre Stimmen abzugeben. Bislang beteiligen sich nur bis etwa fünf Prozent der Mitglieder an den Versammlungen.

Sechs Mitglieder stellen zudem den Antrag, dem Mitgliederrat das Vorschlagsrecht für den Vorstand zu nehmen und die Zahl der Unterstützer, die ein Team braucht, wenn es sich aufstellen will, von derzeit drei Prozent der Mitglieder (derzeit etwa 3300 Stimmen) auf 1000 zu senken. Vorstand und Mitgliederrat empfahlen den Mitgliedern am Mittwoch in einer gemeinsam Erklärung, diesen Antrag abzulehnen.

Beiträge per Textnachricht

Schwierig abzusehen ist, wie lange die Veranstaltung dauern wird. Die Mitglieder hatten bis zum vergangenen Sonntag die Möglichkeit, Fragen per Mail einzureichen. Während der Veranstaltung können die Mitglieder zudem Fragen oder Redebeiträge in einer Nachrichtenfunktion der Plattform einreichen, auf der auch die Übertragung der Versammlung in Bild und Ton zu verfolgen ist und die Abstimmungen erfolgen. Der virtuelle Stammtisch des FC-Präsidiums erlebte in der vergangenen Woche mit mehr als 1200 Anmeldungen und zahlreichen Wortbeiträgen regen Zuspruch.

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Am Donnerstagabend dürfte der Redebedarf der Mitglieder ähnlich groß sein. Eine Mitgliederversammlung von sechs bis sieben Stunden Länge ist nicht unüblich, Abstimmungen nach Mitternacht sind möglich bis wahrscheinlich. Ob es gelingen wird, die Tagesordnung im virtuellen Verfahren schneller zu bewältigen, ist offen. Die schnellste Versammlung der vergangenen Jahre erlebten die Mitglieder im Jahr 2016, als der Vorstand um Werner Spinner wiedergewählt wurde: Damals war nach weniger als drei Stunden Schluss.