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1. FC Köln und die InvestorenVorstand will Erfolg ohne Anteilsverkauf

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Carsten Wettich (l.) und Werner Wolf bei einem Spiel der Kölner U21 im Franz-Kremer-Stadion

Köln – Das Bundeskartellamt hat mit seiner Einschätzung zur 50+1-Regel für Aufsehen gesorgt. Nach Auffassung der Behörde ist die Regel wegen der damit verfolgten sportpolitischen Ziele grundsätzlich unbedenklich. Die Kritik mancher Vereine, die Regel bedeute für die deutschen Klubs im internationalen Vergleich Nachteile, floss zwar in die Beurteilung ein, die Behörde bejahte die Wettbewerbsbeschränkung. Das grundsätzliche Ziel, den Vereinscharakter der Bundesligisten zu erhalten und einen ausgeglichenen sportlichen Wettbewerb zu sichern, sei jedoch höher zu bewerten.

FC ein Verfechter von 50+1

Der 1. FC Köln steht fest zu 50+1, der Klub hat in seiner Satzung verankert, dass ein Anteilsverkauf grundsätzliche Hürden zu nehmen hätte. Sollte der Vereinsvorstand einen Interessenten finden, der mehr als 25 Prozent der Anteile an der Profi-Abteilung übernehmen wollte, benötigte er die Zustimmung der Mitgliederversammlung: Eine einfache Mehrheit würde genügen, um bis zu 25 Prozent der Anteile abzugeben; für bis zu 50 Prozent der Stimmrechte wäre die Zustimmung von drei Vierteln vonnöten.

Der FC-Vorstand lehnt es allerdings grundsätzlich ab, überhaupt Anteile zu verkaufen. „Unsere zentrale Mission ist eine Strategie, mit der der FC auch in Zukunft ein eigenständiger, mitgliedergeführter Verein sein soll“, schrieb der Vorstand im März an seine Mitglieder.

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Präsident Werner Wolf sieht in der Debatte um 50+1 eine „fundamentale politische Frage: Der Fußball in Deutschland basiert nicht darauf, was am Wochenende in den Stadien der Profiligen stattfindet. Das Rückgrat des deutschen Fußballs ist der Amateursport“, sagt er im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Vizepräsident Carsten Wettich stimmt dem zu: „Es gibt nur noch wenige Gemeinsamkeiten zwischen Amateuren und Profis. Doch der Vereinscharakter, wie er beim 1. FC Köln nach wie vor gelebt wird und Kerngedanke der 50+1-Regelung ist – der ist eine Klammer.“ Dass die Vereine der DFL im Jahr 1999 festlegten, dass der Mutterverein mehr als die Hälfte der Stimmrechte einer ausgegliederten Profiabteilung behalten muss, sollte den Vereinscharakter der deutschen Fußballklubs bewahren, den Vereinen jedoch gleichzeitig Finanzierungsmöglichkeiten geben, ohne die Kontrolle an Investoren abzugeben. Doch die Kölner sehen ihre Möglichkeiten begrenzt: Der Unternehmenswert des 1. FC Köln liege derzeit zwischen 250 und 300 Millionen Euro – das ist in etwa die Summe, die Hertha BSC über den Investor Tennor erlöst und ohne merkbare Erfolge eingesetzt hat. Die Kölner könnten allenfalls einen Bruchteil davon einnehmen – und im Profifußball der Gegenwart kommt man mit zweistelligen Millionenbeträgen nicht weit.

Denkbar wäre, in Strukturen zu investieren, doch wollen die Kölner auf der Mitgliederversammlung am Donnerstag einen Plan vorstellen, der es ihnen ermöglicht, die Einnahmenseite nachhaltig zu erhöhen und sich damit insgesamt auf ein höheres Niveau zu hieven. Anteile, so die Meinung im Verein, könne man nur einmal verkaufen – geht das Investment dann schief, ist das Geld unwiederbringlich verloren, während die Kosten etwa für teuer eingekaufte Spieler weiter liefen.

Premier League als Warnung

Die Verhältnisse in der englischen Premier League gelten den Kölnern als warnendes Beispiel. „Die Investoren sitzen dort ja nicht auf der Tribüne, weil sie sich für Fußball interessieren. Die interessieren sich für Geld“, sagt Werner Wolf. Dass die Premier League der Bundesliga enteilt sei, liege nicht am Wirken der Investoren. Der entscheidende Faktor sei das Fernsehgeld, das in England deutlich üppiger fließt als hierzulande.

In vielen englischen Klubs haben Investoren dafür gesorgt, die Einnahmen zu steigern und zum Beispiel die Eintrittspreise derart erhöht, dass sich mancherorts nur noch Touristen den Stadionbesuch leisten. Der stets ausverkaufte 1. FC Köln könnte spielend die Kartenpreise in neue Dimensionen treiben. Allerdings ginge das auf Kosten der Vielfalt im Stadion: Beim FC ist man stolz darauf, eine bunte Mischung auf der Tribüne zu haben. Überhaupt ist der Verein, der mit mehr als 110 000 Mitgliedern zu den größten der Welt zählt, ein besonderer Fall. „Der deutsche Fußball steht für eine hohe Identifikation, die schiere Größe ist ein riesiger Vorteil des 1. FC Köln“, sagt Werner Wolf.

Vorstand plant Diskussionsrunden

Es gelte, die Mitglieder über die Möglichkeiten der Finanzierung zu informieren. Der Vorstand plant, mit dem Ende der Kontaktbeschränkungen Diskussionsrunden einzuberufen, um Aufklärung zu leisten und mit den Mitgliedern ins Gespräch zu kommen. Wettich warnt vor „Luftschlössern: Wir müssen aufklären, informieren“, sagt der 41-Jährige, und Werner Wolf ergänzt: „Wenn man einen Traditionsverein wie den 1. FC Köln nachhaltig erfolgreich machen will, braucht es Zeit. Und ein dickes Fell.“