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Emotionales DuellDas sagt Max Finkgräfe über sein Comeback, das Rhein-Derby und den „großen 1. FC Köln“

Lesezeit 4 Minuten
Linksverteidiger Max Finkgräfe ist ins Mannschaftstraining des 1. FC Köln zurückgekehrt.

Wieder zurück und fokussiert: Max Finkgräfe am Mittwoch im Mannschaftstraining des 1. FC Köln

Der junge FC-Linksverteidiger ist nach seiner Verletzung zurück im Mannschaftstraining und hofft auf einen Kader-Platz in Düsseldorf.

Im Training zuvor hatte er endlich wieder Vollgas geben können, da war es nur verständlich, dass die Laune von Max Finkgräfe am Mittwochmittag wieder bestens war. „Mega“ fühle er sich, sagte der Linksverteidiger des 1. FC Köln nach der Einheit bei spätsommerlichen Temperaturen, „ich bin jetzt wieder komplett im Training drin und mache alles mit, was geht.“

Rund zwei Monate nach seinem Innenbandanriss, den sich der Abwehrspieler im Testspiel gegen St. Truiden zugezogen hatte, ist der 20-Jährige wieder zurück im Mannschaftstraining. Mit der Geduld ist das zwar auch beim Abwehr-Talent, der in der vergangenen Abstiegssaison der Kölner einer der ganz wenigen Lichtblicke war, so eine Sache („Man drängt den Rehatrainer immer mehr zu machen, als gut und erlaubt ist“), aber sein Comeback ist nun immerhin deutlich absehbar.

Am liebsten hätte es Finkgräfe, wenn er bereits am kommenden Wochenende wieder zum Kader von Cheftrainer Gerhard Struber zählte. Denn das Duell am Samstag (13 Uhr, Sky) bei Fortuna Düsseldorf hat für ihn eine besondere Bedeutung. „Ich selbst habe mir den Zeitplan gesteckt, gegen Düsseldorf wieder im Kader zu stehen, da das für mich auch persönlich ein emotionales Spiel ist. Ob es am Ende reicht, werden wir sehen. Das habe nicht ich, sondern der Trainer zu entscheiden“, sagt Finkgräfe.

Traum vom Comeback beim Ex-Klub

Viele FC-Fans wissen sicherlich, dass Finkgräfe in Mönchengladbach geboren wurde, in Willich aufwuchs und von 2018 bis 2020 für den Kölner Erzrivalen Borussia spielte, bevor er über den Umweg SG Unterrath schließlich seit Sommer 2021 für den FC aufläuft. Weniger bekannt sein dürfte einigen, dass der Gegner vom kommenden Wochenende, die Fortuna, Finkgräfes Jugendverein ist. Denn die Düsseldorfer hatte dieser vor über acht Jahren verlassen, da war er gerade einmal zwölf Jahre alt. Dennoch: „Ich habe viele Freunde, die im Stadion sein werden – aber die wohl leider die falsche Mannschaft unterstützen. Ich erwarte ein sehr hitziges Spiel. Es ist eine alte Rivalität“, meint der FC-Profi.

Fortuna ist ein Aufstiegskandidat, aber immer schlagbar. Ich glaube, dass der große 1. FC Köln in der Zweiten Liga immer als Favorit ins Spiel geht
Max Finkgräfe

So mutig der Kölner Senkrechtstarter in der vergangenen Saison bisweilen aufspielte, so selbstbewusst und forsch sind auch jetzt seine Worte in Richtung des Zweitliga-Rivalens. Finkgräfe ist bereits merklich in Derby-Stimmung, sagt: „Fortuna ist immer ein Kandidat, der vorne mitspielen kann und ein Aufstiegskandidat ist. Aber sie ist immer schlagbar. Ich glaube, dass der große 1. FC Köln in der Zweiten Bundesliga immer als Favorit ins Spiel geht.“

Der „große 1. FC Köln“ hat allerdings nach fünf Spieltagen sechs Punkte weniger auf dem Konto als die Fortuna, die sich nach dem Relegations-Drama gegen Bochum und dem Verlust der drei Topspieler Christos Tzolis, Ao Tanaka und Yannik Engelhardt bereits erstaunlich stabil und stark präsentiert und die Tabelle der 2. Bundesliga anführt. Sollte Düsseldorf den FC bezwingen, hätte er diesen bereits auf neun Punkte distanziert. Doch das wollen Finkgräfe und Co. natürlich verhindern.

Im Reha-Prozess war für den Abwehrspieler nach eigener Aussage zuletzt alles nach Plan verlaufen. Der Zeitpunkt der Verletzung mitten in der Vorbereitung sei zwar ein besonders schlechter gewesen, da er die ersten Wochen unter dem neuen Cheftrainer Gerhard Struber nicht bei er Mannschaft sein konnte. „Aber ich hatte danach wenig bis keine Rückschläge. Da hat sich nichts verzögert. Ich habe von der Zeit mehr mitgenommen, als ich gedacht hätte“, schildert Finkgräfe, der bis dato sechs Pflichtspiele verpasst hat.

Jetzt hofft der 20-Jährige auf möglichst viel Spielzeit. Ob sein Trainer diese seinem Schützling allerdings bereits im Derby geben wird, das erscheint doch zumindest fraglich. Denn Struber ist auf Finkgräfes Position derzeit auch nicht zum Handeln gezwungen. Leart Pacarada, der in seiner ersten Saison beim FC in der Bundesliga noch kein Faktor war und die Erwartungen nicht erfüllen konnte, hat sich während der Zwangspause seines jungen Konkurrenten in den Vordergrund gespielt und überwiegend gute Leistungen geboten.

Pacarada hat Chance genutzt

Pacarada werde von Spiel zu Spiel besser, finde immer besser rein, sagt auch Finkgräfe anerkennend. Das hält den 20-Jährigen aber nicht davon ab, natürlich in den Konkurrenzkampf mit dem neun Jahre älteren Nationalspieler des Kosovo zu gehen. Der sei schließlich normal im Profifußball, versucht es Finkgräfe pragmatisch zu sehen, „und ich werde den Konkurrenzkampf annehmen.“ Gespräche über eine andere Position hat es mit Struber allerdings noch nicht gegeben, denn Finkgräfe spielte im Nachwuchs auch schon auf offensiveren Positionen.

Unnötig unter großen Druck setzen will sich der Senkrechtstarter vorerst aber ohnehin nicht: „Ich komme gerade aus einer Verletzung und bin noch relativ jung.“ Erstmal will sich Finkgräfe nur auf sich selbst und sein Comeback fokussieren. Und sollte es zu diesem bereits am Samstag kommen, wenn auch nur für ein paar Minuten, der Ex-Düsseldorfer hätte freilich nichts dagegen. „Ich gebe jedenfalls alles auf dem Platz und versuche, mich zu zeigen. Ich fühle mich auf jeden Fall gut“, sagt Finkgräfe.