Der 22-jährige Mittelfeldspieler spricht über seine rasante Marktwertsteigerung, sein Verbesserungspotenzial und Saison-Highlight gegen Nizza.
FC-Senkrechtstarter Huseinbasic im Interview„Ich will eine noch bessere Saison spielen als die vorherige“
Herr Huseinbasic, bevor wir über den 1. FC Köln sprechen: Sie nahmen mit der deutschen U21-Nationalmannschaft an der U21-EM teil und schieden bereits in der Vorrunde aus. Was waren die Gründe dafür?
Denis Huseinbasic: Wir hatten zum einen Pech, zum anderen haben wir unsere Leistungen nicht so abgerufen. Im ersten Spiel haben wir gleich zwei Elfmeter verschossen, dann wird es auch gegen Israel schwer. Das erste Spiel war sicher der Schlüssel zum Weiterkommen, wir hätten es gewinnen müssen, haben uns aber im Prinzip selbst geschlagen.
Wie haben Sie das Aus verarbeitet?
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Das Gute ist, dass ich solche Dinge relativ schnell und gut verarbeiten kann. Ich denke nicht lange über eine verpasste Chance nach. Klar, ich war ein, zwei Tage richtig sauer, aber dann habe ich wieder nach vorne geschaut. Das war eine Erfahrung, auch wenn sie bitter war, die mir als jungem Spieler langfristig sicher weiterhelfen wird.
2022 gelang Ihnen der gewaltige Sprung von der Vierten Liga in die Bundesliga. Wie haben Sie Ihre erste Saison als FC-Profi im Oberhaus empfunden?
Die Saison war okay, teilweise gut, aber es geht noch besser.
Sie haben immerhin 24 Bundesliga-Einsätze bestritten. Sind Sie damit nicht richtig zufrieden?
Doch. Aber ich bin ein sehr selbstkritischer Typ, der sich dafür nicht auf die Schulter klopft. Es war nicht alles toll und perfekt, ich sehe vielmehr überall Dinge, bei denen ich mich verbessern kann. Mit meinen Einsatzzeiten und meinen Scorer-Punkten (vier Tore, eine Torvorlage, d. Red.) bin ich insgesamt schon zufrieden. Aber ich muss an meinen Schwächen arbeiten und will eine noch bessere Saison spielen als die vorherige.
Was war Ihr Saison-Höhepunkt?
Das Heimspiel in der Conference League gegen Nizza. Die Stimmung war unglaublich, die Choreo der Fans beeindruckend. Das war insgesamt das Geilste, was ich als Fußballer bisher erleben durfte. Ein Beispiel: In der achten Minute hatte ich am eigenen Strafraum eine Grätsche ausgepackt – und die Fans jubelten, als ob ich ein Tor erzielt hätte. So etwas vergisst du nicht, das spornt dich noch mehr an. Auch mein Bundesliga-Debüt gegen Wolfsburg wird natürlich immer in Erinnerung bleiben. Von solchen Erlebnissen willst du in Zukunft noch mehr haben. Man hält dann auch mal kurz inne und denkt sich: „Das hast du dir jetzt erarbeitet.“ Aber dann muss auch schnell der Blick wieder nach vorne gehen. Mein nächstes Ziel: Noch mehr Einsätze in der Bundesliga.
Vor nicht allzu langer Zeit haben Sie teilweise noch vor ein paar Hundert oder Tausend Zuschauern in der Regionalliga gespielt, kurz darauf waren es dann 50.000 Fans. Sehen Sie das wirklich so cool?
Natürlich nicht, ich weiß auch, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Direkt nach meinem Wechsel habe ich die Vorbereitung erst einmal als große Chance für mich gesehen, nicht mehr, nicht weniger. Es stand ja im Raum, dass ich möglicherweise auch erst einmal ausgeliehen werde. Auch bei den ersten Trainingseinheiten war ich ein bisschen nervös. Aber ich habe von Anfang an Gas gegeben und war mutig. Oft wird vergessen, dass ich zu Beginn der Saison erst einmal in der U21 für den FC gespielt habe. Aber ich bin ruhig geblieben, habe mich nicht unnötig unter Druck gesetzt und auf meine Chance gewartet. Die habe ich dann glücklicherweise auch bekommen. Ich denke, dass ich mit meinen läuferischen Qualitäten gut in unser Spielsystem passe, das ja ebenfalls laufintensiv ist.
Gegen Ende der Spielzeit kamen Sie zwar regelmäßig zum Einsatz, allerdings waren die Einsätze kürzer als zuvor. Ihre Erklärung?
Natürlich hätte ich lieber länger gespielt. Der Trainer hat mir das aber erklärt, wir haben da einen offenen, direkten Austausch. Zu dem Zeitpunkt kamen auch ein paar zuvor verletzte Spieler zurück ins Team, vielleicht hat mir gegen Ende auch etwas die Kraft gefehlt.
Was können oder müssen Sie noch verbessern?
Vor allem im körperlichen Bereich muss ich noch zulegen. Das habe ich klar im Fokus, das ist erst einmal das Wichtigste.
Sie waren vor einem Jahr für den 1. FC Köln mit der Ablöse von 50.000 Euro ein Schnäppchen, jetzt wird laut transfermarkt.de ihr Transferwert auf fünf Millionen Euro taxiert – also das Hundertfache. Haben Sie das manchmal im Kopf?
Ganz ehrlich: Das interessiert mich null. Das ist nichts Besonderes, das ist erst einmal nur ein Marktwert. Natürlich freue ich mich über meine Entwicklung, aber diese Summe ist für mich nicht wichtig.
Was sind mittelfristig Ihre persönlichen Ziele?
Mein Ziel ist ganz klar, Stammspieler in der Bundesliga zu werden – und das natürlich am liebsten beim FC. Ich habe hier einen Vertrag bis 2025 und fühle mich sehr wohl. An alles andere denke ich noch nicht, das liegt zu sehr in der Zukunft.
Ihr Kumpel beim FC ist Jan Thielmann, der mit Ihnen auch in der U21-Nationalmannschaft spielt. Er hatte in der vergangenen Saison enormes Verletzungspech, aktuell wieder. Zeigt einem das, wie nah doch Pech und Freud oft beieinander liegen können?
Das ist unser Berufsrisiko, zum Glück ich bin zuletzt von größeren Verletzungen verschont geblieben. Doch so, wie ich Jan kenne, wird er noch stärker zurückkommen. Die Verletzung wird ihn nicht aus der Bahn werfen, dafür ist er auch mental zu stark.