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FC nach BVB-SiegMehr Vertrauen und Optionen

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Sebastian Andersson mischte am Mittwoch wieder im Mannschaftstraining des 1. FC Köln mit.

Köln – Um 11 Uhr und damit eine Stunde später als gewohnt bat Kölns Trainer Markus Gisdol am Mittwoch zum Training am Geißbockheim. Die Temperaturen fallen mittlerweile nachts unter null Grad, der Rasen soll erst einmal auftauen.

Viel wichtiger als der Trainingsbeginn wird dem FC-Coach aber die Tatsache gewesen sein, dass er alle seine waschechten Stürmer auf dem Platz begrüßen konnte. Eine Seltenheit in dieser Saison.

Anthony Modeste war bereits ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Doch jetzt mischte neben dem Franzosen und dem 20-jährigen Ergänzungsspieler Tolu Arokodare auch Sebastian Andersson wieder mit. Der Schwede konnte ein Großteil der Einheit absolvieren, dabei wurde auf die Belastungssteuerung geachtet. Beim FC ist man zuversichtlich gestimmt, dass Andersson am Samstag (15.30 Uhr) im Heimspiel gegen den Tabellenfünften VfL Wolfsburg wieder einsatzfähig ist. Denn beim äußerst erstaunlichen 2:1-Sieg bei Borussia Dortmund, dem ersten Erfolg nach zuvor 18 sieglosen Bundesliga-Spielen, hatte der 29-Jährige passen müssen.

Andersson hatte sich in der Länderspielpause einem minimalinvasiven Eingriff am Knie unterzogen und nach nur zwei Trainingseinheiten gegen Union Berlin (1:2) direkt in der Startelf gestanden. Schon im Spiel war es nicht rund gelaufen, danach stellten sich beim Angreifer Belastungsschmerzen ein, die ein Mitwirken in Dortmund nicht zuließen.

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Während Andersson wieder dabei war, fehlte am Mittwoch neben den verletzten Rafael Czichos, Florian Kainz, Jorge Meré (trainierte individuell) und Kapitän Jonas Hector, der noch immer an einem Schleudertrauma im Halswirbelbereich laboriert, auch erneut Timo Horn. Beim Torhüter soll es sich um eine Vorsichtsmaßnahme handeln, doch vor dem Wolfsburg-Spiel stehen lediglich noch zwei Einheiten an. Horn hatte sich vor der Länderspielpause an der Hüfte verletzt und wurde beim 1:1 in Bremen in der zweiten Halbzeit souverän von Ron-Robert Zieler vertreten.

Jakobs: „Sieg war für Kopf, Tabelle, für alles wichtig"

Wie gut allen Kölnern nach der langen Durststrecke der überraschende Erfolg in Dortmund getan hat, davon konnte Ismail Jakobs berichten. „Der Sieg war enorm wichtig. Für den Kopf, für die Tabelle, einfach für alles“, sagte der Linksaußen, der aber mahnte, dass man nach nur einem Erfolgserlebnis natürlich jetzt „nicht zu euphorisch werden“ dürfe.

Dass zuvor der Druck auf Trainer Markus Gisdol deutlich zugenommen hatte, war auch dem 21-Jährigen nicht entgangen. „Intern wurde darüber nicht gesprochen. Aber wir haben das von außen mitbekommen. Deshalb war uns natürlich allen klar, dass es langsam kritisch wird für den Trainer.“

Gisdol hatte in Dortmund mit seiner Taktik in einer 3:4:3-Grundordnung richtig gelegen. Diese defensivere Spielweise wird der FC wohl in einigen Spielen beibehalten, damit rechnet auch Jakobs: „In Dortmund haben wir dem Gegner den Ball gegeben und mussten nur kontern. Vielleicht liegt uns das einfach mehr. Gegen die Bayern haben wir ja ähnlich gut gespielt.“

Auch gegen Wolfsburg wird der FC wohl kaum darauf aus sein, sein Heil in der Offensive zu suchen. Der noch ungeschlagene VfL kann am Samstag nach vier Siegen und fünf Unentschieden einen eigenen Start-Rekord aufstellen.

Doch Wolfsburger Manager Jörg Schmadtke sieht die Favoritenrollen überhaupt nicht klar verteilt, ein böses Erwachen könne auch seinem Team blühen: „Man muss immer vorsichtig sein, das hat das Wochenende gezeigt. Alle Experten haben gesagt: Dortmund gegen Köln – das ist eine klare Geschichte. Und dann war es keine klare Geschichte. Man sollte vorsichtig sein mit Dingen, die man schon im Vorhinein zu wissen glaubt“, sagte der ehemalige FC-Geschäftsführer Sport, der von Juli 2013 bis Oktober 2017 beim FC tätig war.

Wolfsburgs Schmadtke fordert Endspiel-Mentalität

Bereits bei Schmadtkes Köln-Rückkehr im Januar waren die Niedersachsen favorisiert, doch diese vergaben in der Anfangsphase zwei Großchancen und wurden vom 1.FC Köln mit 3:1 besiegt. Doch die Wolfsburger um ihren Torjäger Wout Weghorst kommen diesmal mit einer breiteren Brust nach Köln.

Und Schmadtke gab die Marschroute vor, dass man sich nicht am Geleisteten berauschen lassen dürfe, sondern: „Wir müssen das Spiel so angehen, als ob es ein Endspiel wäre – Feierabend!“ Seine Mannschaft werde auch mal wieder ein Spiel verlieren, doch man solle sich auch nicht einreden lassen, dass dieses jetzt vor der Tür stehe. „Wir sollten nicht auf die Niederlage warten, sondern sollten alles machen, um Spiele zu gewinnen“, sagte der 56-Jährige, der aber nicht glaubt, dass der VfL groß nachlassen wird: „Ich hoffe es zumindest nicht – und erwarte es auch nicht.“

Eine andere Erwartungshaltung an ihre Mannschaft haben die Kölner Verantwortlichen nach dem Coup von Dortmund allerdings auch nicht. Denn dieser soll und darf im Abstiegskampf keine Eintagsfliege bleiben.