Fünf Keeper sind zu vielUrbig fehlt dem FC auf unbestimmte Zeit – Zwei Torhüter unzufrieden

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Peter Greiber (r.) trainiert beim 1. FC Köln Torhüter Jonas Urbig.

Die neuer Nummer eins im Kölner Tor mit dem neuen, alten Torwarttrainer des FC: Jonas Urbig (l.), Peter Greiber

Der 1. FC Köln hat fünf Profi-Torhüter unter Vertrag, von denen zwei unzufrieden sind. 

Am Donnerstagvormittag standen beim 1. FC Köln drei Torhüter auf dem Trainingsplatz. Das sind vergleichsweise wenig, hat der Bundesliga-Absteiger doch mit Jonas Urbig (20), Marvin Schwäbe (29), Philipp Pentke (39), Matthias Köbbing (27) und Jonas Nickisch (20) gleich fünf Profi-Keeper unter Vertrag. Doch Urbig fehlte den zweiten Tag in Folge aus „privaten Gründen“, auch Nickisch nahm erneut nicht an der Einheit teil. Aus Gründen. Doch dazu gleich mehr.

Dass fünf Torhüter im Kader eindeutig zu viel sind, dessen sind sich die Verantwortlichen des 1. FC Köln bewusst. Eine zielgerichtete Arbeit ist so kaum möglich. Doch der FC stellt sich auf der Torwartposition ohnehin neu auf – und schuf bereits einige Fakten. So holte der Klub Torwarttrainer Peter Greiber nach fast zwei Jahrzehnten beim VfL Bochum, bei dem seine Arbeit immer geschätzt wurde, ans Geißbockheim zurück.

Doch zählt man Übergangslösung Eberhard Trautner hinzu, ist der 55-Jährige nach dem im Januar freigestellten Uwe Gospodarek und Kersten Kuhl bereits der vierte Torhüter-Coach in diesem Jahr. Greiber hatte schon damals den heutigen FC-Lizenzspielerleiter Thomas Kessler trainiert, dass beide den gleichen Berater haben, war bei dem Wechsel sicherlich nicht von Nachteil. 

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1. FC Köln: Bundesliga-Absteiger hat sich im Tor neu aufgestellt

Greiber soll kurz-, mittel- und auch langfristig vor allem Jonas Urbig weiter formen, der nach seiner erfolgreichen Leihe beim Zweitligisten Fürth zum FC zurückgekehrt ist. Dem U-21-Nationaltorhüter, der als hochveranlagter gilt, wird nicht nur intern eine tolle Zukunft prophezeit. Es gilt als ausgemacht, dass der einstige Kronprinz sofort den Thron besteigen und die neue Nummer eins beim Bundesliga-Absteiger wird. Ein Konkurrenzkampf mit dem bisherigen Stammtorwart Schwäbe ist nicht mehr vorgesehen.

Beim FC geht man davon aus, dass sich der 29-Jährige, der seit der Wachablösung im Tor Ende 2021, als er den Ur-Kölner Timo Horn zwischen den Pfosten verdrängt hatte und seitdem 102 Pflichtspiele für die Profis bestritt, trotz eines Vertrags bis 2027 einen neuen Verein sucht. Die Nummer zwei wäre dann Pentke, im April gab der Klub für viele überraschend die Vertragsverlängerung mit dem 39-Jährigen bis 2025 bekannt. Mit Köbbing, der zuvor als Trainingstorwart galt und jetzt die Nummer drei ist, war bereits zuvor der Kontrakt ebenfalls bis 2025 ausgeweitet worden.

Keine Perspektive: Torwart-Talent Jonas Nickisch will FC verlassen

Für den jungen Nickisch scheint in der Konstellation kein Platz mehr zu sein. Der 20-Jährige nimmt nicht mehr am Profitraining teil, soll ab sofort nur noch mit der Regionalligaelf trainieren und dort zum Einsatz kommen. Und sieht das – was kaum verwundern dürfte – als Degradierung an. Der Keeper sieht in Köln keine Zukunft mehr für sich.

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ möchte Nickisch den Klub noch in diesem Sommer trotz Vertrags bis 2025 verlassen und drängt offenbar wegen fehlender Perspektive auf eine vorzeitige Auflösung des Kontrakts. Konkrete Anfragen für den jungen Torhüter soll es bereits geben. Der FC indes möchte den gebürtigen Dresdner nicht gehen lassen, frühestens im Winter käme ein Wechsel in Betracht, heißt es.

Nickisch war im Sommer 2023 sicherlich mit anderen Vorstellungen von Top-Klub RB Leipzig nach Köln gewechselt. Wahrscheinlich wurden ihm von Kölner Seite auch andere Versprechungen gemacht. Schließlich hatte das Torwart-Talent bereits einiges vorzuweisen, in der Saison 2022/23 gehörte er mehrfach in der Bundesliga, im DFB-Pokal und sogar in der Champions League zum Profikader der Sachsen, die im Gegensatz zum FC keine U21 haben.

Im Mai 2023 feierte Nickisch zudem sein Debüt in der U-19-Nationalmannschaft. Kessler sprach bei der Verkündung des Transfers auch von einem „klaren Plan“ für die Entwicklung des Spielers, der „vollwertiges Mitglied des Torwart-Teams“ der Profis sei. In der Tat nahm Nickisch auch am Profi-Training teil und sammelte Spielpraxis in der Regionalliga-Mannschaft der Kölner, er stand dort bei allen 34 Ligaspielen im Tor. Doch jetzt ist der „Plan“ überhaupt nicht mehr im Sinne des Torhüters, der deshalb den Abgang plant.

Fünf Torhüter, von denen zwei trotz laufender Verträge unzufrieden sind: Das ist eine Entwicklung, die nicht einfach zu moderieren ist. Während die bei Nickisch neu ist, befindet sich die Personalie Schwäbe – passend zum Nachnamen – weiterhin in einem Schwebezustand. Auch wenn es keiner offen ausspricht: Für den 29-Jährigen ist nach der Zukunfts-Entscheidung pro Urbig beim FC kein Platz mehr.

Am Montag, während der Vorstellung des neuen Cheftrainers Gerhard Struber, hatte Sportgeschäftsführer Christian Keller den bisherigen Stammkeeper zwar auffallend gelobt: „Marvin hat hier über zweieinhalb Jahre als Nummer eins einen sehr guten Job gemacht, teils mit herausragenden Leistungen, und war nicht umsonst im Fokus der Nationalmannschaft.“ Dann schob Keller hinterher: „Da muss man komplettes Verständnis haben, dass er sagt: ,Wenn für mich die Tür zur Bundesliga aufgeht, möchte ich das nutzen'. Wir sind offen dafür, ihm die Bühne Bundesliga zu ermöglichen.“

Doch bekommt Schwäbe auch diese Bühne? Offenbar hat er noch kein konkretes Angebot aus der Bundesliga vorliegen, seine Ausstiegsklausel für diesen Sommer ist jedenfalls schon abgelaufen. Der Markt für Torhüter gilt ohnehin als schwieriger. Und will oder wollte Schwäbe den FC nach dem Abstieg wirklich auf Biegen und Brechen verlassen? Schwäbe hatte immer davon gesprochen, sich im Klub wohlzufühlen. Er ist mit seiner kleinen Familie bei Köln sesshaft geworden. Und hat zudem einen laufenden Kontrakt bis 2027. Doch der Torhüter und sein Management sind auch nicht blauäugig. Die FC-Verantwortlichen setzen in Zukunft auf Urbig. Und so ist davon auszugehen, dass auch Schwäbe noch den Abflug macht. Zeit dafür gibt es noch reichlich.

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