Der Abwehrchef entschied sich trotz alternativer Angebote für den 1. FC Köln – und sieht nun einen Kader, der besser ist, als erwartet.
FC-Abwehrchef optimistischDer erste Eindruck stimmt, Hübers spricht von „superschlagkräftiger Truppe“
Sportchef Christian Keller kam gerade rechtzeitig zum Trainingsplatz, um Gerhard Strubers Freude bei der Arbeit zu erleben. „Super geil!“, rief der Österreicher nach einer Passübung und lobte Mathias Olesen für dessen Laufweg in die Tiefe. Der solle sich „einbrennen“, rief Struber und schlug sich dabei auf die Brust. Denn diesen Laufweg, „den Liebe ich!“
Österreichische Töne am Geißbockheim sind spätestens seit Toni Polster nichts Außergewöhnliches mehr, dennoch bedeutet es für manchen Spieler eine Neuerung. Als er die dänischen FC-Profis gefragt habe, ob sie in der neuen Saison ihren Deutsch-Unterricht fortsetzen wollten, antworteten die, ob man ihnen nicht zunächst einen Lehrer für Österreichisch besorgen könne, berichtete Keller. Und auch der Niedersachse Timo Hübers erzählte nach dem Training, für ihn sei die Umstellung vom Mecklenburger Baumgart über den Ostfriesen Schultz hin zum Salzburger Struber „wohl leichter als für den einen oder anderen, der im letzten Jahr viel Deutsch gelernt hat. Die Dänen gucken sich manchmal etwas verwundert an. Es ist Gewöhnungssache“, beschrieb der Verteidiger.
Man konnte also festhalten, dass Rasmus Carstensen und Jacob Christensen zwar noch Schwierigkeiten haben, die Sprache des neuen Cheftrainers zu decodieren. Allerdings wird auch so klar, was Struber von seinen Leuten verlangt. „Anspruch“ war ein Stichwort, das am Mittwoch mehrfach fiel. Der Rest ist die intensive Jagd auf den Ball.
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Der dritte Tag der Vorbereitung fand trotz großer Hitze unter heftiger Intensität statt. Zwar sind die Zeiten vorbei, in denen ein Cheftrainer die Profis in den ersten Vorbereitungswochen dem Athletiktrainer überlässt, um Gewaltläufe zu veranstalten. Doch auch am Ball kann man im Training verlässlich an seine Grenzen kommen. Timo Hübers nannte die „positive Ansprache“ des Trainers, als er nach seiner Einschätzung gefragt wurde. „Nach den ersten Einheiten greift er viel ein, korrigiert viel, damit wir seine Idee vom Fußball verstehen. Die fordert er ein. Der erste Eindruck passt.“
Hübers hörte sich alternative Angebote an, entschied sich dann aber für den 1. FC Köln
Nach dem Abstieg hat sich Hübers Zeit genommen, um seine Zukunft zu planen. Er hätte den 1. FC Köln verlassen können und war zunächst zumindest offen dafür, sich Gedanken zu machen. „Es war superenttäuschend, da war ich froh, ein paar Tage freizuhaben und einen neutraleren Blick auf die Situation zu bekommen“, beschrieb er. Er habe sich „auch andere Sachen angehört, am Ende aber ganz egoistisch entschieden, was für mich das coolste Gesamtpaket ist. Und das war der 1. FC Köln.“
Für ein „Bonbon“, sagte Christian Keller zuletzt, habe sich der 1. FC Köln die weiteren Dienste des gebürtigen Hildesheimers gesichert, der im Sommer 2021 von Hannover 96 zum FC kam und nun ausreichend Gründe gefunden hat, Köln treu zu bleiben. „Das fängt an mit dem Verein und den Menschen, die hier arbeiten. Das geht weiter mit dem Stadion und den Leuten, die uns dort unterstützen. Es gibt trotz Zweiter Liga eine Menge Sachen, die den Verein attraktiv machen. Hinzu kommt, dass dann doch nicht der vor zwei Monaten prognostizierte Weltuntergang gekommen ist, was Abgänge betrifft. Wir haben eine superschlagkräftige Truppe beisammen. Die Summe der Argumente hat dann zu der Entscheidung geführt.“
Um ein Saisonziel zu formulieren, sei es am dritten Tag der Vorbereitung noch zu früh. Dennoch wirkte Hübers, als empfinde er die Kölner nicht als Außenseiter. „Die Truppe ist besser, als viele von uns und von euch gedacht haben“, sagte er am Mittwoch am Trainingsplatz. Dennoch: Neue Liga, neuer Trainerstab: „Wir müssen uns noch finden.“
Mit seinem Bekenntnis zum FC hat Hübers auch gezeigt, dass er sich langfristig einbringen will. In der vergangenen Saison litt die Kölner Mannschaft auch unter ihrer Führungsschwäche. Hübers gilt als Kandidat auf das Kapitänsamt, doch auch für derlei Überlegungen sei es noch zu früh, findet er. „Verantwortung muss nicht mit einer Rolle einhergehen. Auch wenn es sich seltsam anfühlt, bin ich mit 27 Jahren einer der ältesten Spieler. Wir haben viele junge Spieler, die noch viel Coaching brauchen. Ich will versuchen, die Jungs von meinem Erfahrungsschatz profitieren zu lassen. Ich habe recht oft auch eine andere Sicht auf die Dinge, die ich versuche, einfließen zu lassen. Wie das dann am Ende aussieht – keine Ahnung.“