Der neue Coach Gerhard Struber peilt mit dem 1. FC Köln schnellstmöglich die Bundesliga-Rückkehr an.
Erstes Training in KölnSo will der neue FC-Trainer Struber Kontrolle ins „Chaos“ bringen
Am Montagnachmittag durfte Gerhard Struber dann erstmals das machen, worauf er sicherlich in den kommenden Wochen die größte Lust verspürt: ein Training des 1. FC Köln leiten. Mehrere Hundert Fans waren zur ersten Einheit des neuen Chefcoachs zum Geißbockheim gekommen, auch die Geschäftsführer Christian Keller und Philipp Türoff sowie Lizenzspieler-Leiter Thomas Kessler und der neu installierte Talente-Manager Sascha Bigalke verfolgten den Start in die Vorbereitung. Der fiel mit knapp zwei Stunden dann auch recht üppig aus.
Was man auch von der offiziellen Vorstellung des 47-Jährigen zuvor behaupten konnte. Dass der aus der Bundesliga abgestiegene FC kein normaler Zweitligist ist, wusste Struber bestimmt schon vorher. Und wenn nicht, dann wurde es ab 10 Uhr schnell deutlich. Auch in Zeiten einer in Deutschland mit viel Enthusiasmus ausgetragenen Fußball-EM war das Interesse an der Vorstellung des Österreichers enorm. Zahlreiche Medienvertreter waren im hinteren Teil des „Großen Saals“ am Geißbockheim zugegen, ein Euphemismus, denn der geriet für die Menge dann doch eher klein. Doch die Resonanz war groß – und die Fragen zahlreich.
Struber hätte selbst nicht erwartet, dass er fast eine Dreiviertelstunde lang auf dem Podium Rede und Antwort stehen sollte. „Tatsächlich ist es meine erste Pressekonferenz, die so lange dauert. Das Interesse und die Freude für den FC ist einfach da“, sagte Struber mit einem Schmunzeln und im Salzburger Idiom, der sympathisch rüberkam. „Den Schmäh beherrscht er auch“, verriet Manfred Schmid, der Ex-FC-Trainer, der Weggefährte und Freund von Struber ist, den er „Strubsi“ nennt. Und der präsentierte sich bei seinem ersten offiziellen Auftritt durchaus eloquent, gut vorbereitet, souverän. „Der Reiz ist sehr groß, mit diesem großen Klub dahin zu kommen, wo er hingehört. Ich habe Respekt vor der Aufgabe. Aber ich freue mich sehr darauf, sie in Angriff zu nehmen“, gab sich Struber voller Tatendrang.
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Wohin der Weg des Traditionsklubs führen soll, machte der Coach auch schnell klar: „Ich sage den Fans: Wir wollen so schnell wie möglich zurück in die Bundesliga.“ Die Stadt verdiene das. Doch auf die kommende Anfang August beginnende Zweitliga-Saison bezog er diese Aussage nicht explizit: „Dazu müssen viele Räder ineinandergreifen.“ Es sei nicht der Moment, „große Dinge herauszuposaunen.“
1. FC Köln: Struber gibt einen Einblick in seine Spielidee
Struber, der bis April bei RB Salzburg tätig war, will lieber Taten sprechen. Und gab einen Einblick in seine Spielidee: „Wir wollen sehr proaktiv agieren. Da gehört natürlich eine hohe Intensität dazu — mit und gegen den Ball. Das sind Abläufe, die wir uns erarbeiten werden. Auch von der Mentalität müssen sich die Spieler einbringen, das ist mir ganz wichtig. Wir wollen versuchen, dem Gegner wenig Hoffnung zu geben. In der Defensive brauchen wir eine gewisse Stabilität. Im Umschalten wollen wir das Chaos nutzen, das hat viel mit Vertikalität zu tun. Es ist ganz wichtig, Ökonomie und Kontrolle in unser Spiel zu bringen. Wir wollen das Team in allen Phasen des Spiels schlagkräftig machen.“
FC-Sportchef Keller: „Sind zurecht aus der Bundesliga abgestiegen“
Sport-Geschäftsführer Christian Keller zeigte sich überzeugt davon, mit Struber die richtige Wahl getroffen zu haben. Wobei: Alles andere wäre auch reichlich merkwürdig gewesen. Keller lobte Struber: „Seine Fähigkeit, junge Spieler zu entwickeln und gerne mit ihnen zu arbeiten und ab jetzt den Blick nur noch nach vorne zu richten und die Chance zu sehen, den FC wieder in die Spur zu bringen, das sind die Gründe, die uns Gerhard vermitteln konnte.“ Der FC, das stellte Keller aber klar, spiele nun in einer Liga, „in der wir nicht spielen wollen.“ Das Ziel sei daher der schnellstmögliche Wiederaufstieg, das gehe der Klub aber „mit einem hohen Maß an Bodenständigkeit und Demut“ an. „Wir sind nicht umsonst abgestiegen, wir sind zurecht abgestiegen“, befand Keller, der erneut mit der Transfersperre umgehen muss.
Als es dann rund drei Stunden später auf den Rasen ging, waren beim Auftakt neben den Nationalspielern noch ein paar weitere Akteure nicht dabei: Luca Kilian oder Marvin Obuz nach ihren Verletzungen, Leart Pacarada kam mit einem Infekt aus dem Urlaub zurück.Und dann gibt es noch den Sonderfall Mark Uth, den man nach zwei Spielzeiten mit großen Verletzungssorgen behutsam an die neue Saison heranführen will: „Mark soll nach seiner langen Phase mit Verletzungen die Vorbereitungen zu großen Teilen individuell absolvieren“, erklärte Keller.