Köln – Die neueste Pleite war keine zwei Stunden alt, da verdichteten sich die Anzeichen zu Gewissheit, dass das 2:3 (1:1) des 1. FC Köln gegen Mainz 05 Folgen haben würde, die über das Drama der Tabelle hinausgingen. Markus Gisdol wird seine Arbeit als Trainer der Kölner nicht fortsetzen dürfen, die 25. Niederlage im 51. Bundesligaspiel mit den Kölnern war die entscheidende zu viel für den Schwaben, selbst wenn der erklärte, sich nicht am Ende seiner Hoffnungen zu fühlen. „Würde man nur die Leistung betrachten ohne Tabelle und Ergebnis, kommt man dann dazu, dass es keine Hoffnung mehr gibt?“, fragte er: „Die Leistung war in Ordnung, daran ändert das Ergebnis nichts.“ Doch war seine Bilanz zu schlecht, um ihn über diesen 28. Spieltag hinaus im Amt zu lassen.
Verlierer des Spieltags
Die Partie war nach den Ergebnissen des Wochenendes mehr und mehr zum Endspiel um den Klassenerhalt geworden. Am Ende hatte Köln wieder alles gegeben und nichts gewonnen; hatte gewaltigen Aufwand betrieben, einen 0:1-Rückstand durch Duda und Skhiri in eine 2:1-Führung gedreht und doch noch den Ausgleich hinnehmen müssen. Schon ein Unentschieden wäre nicht genug gewesen. Doch dann kam das finale Unheil über die Kölner, als Barreiro in der Nachspielzeit zum 3:2 traf.
FC fällt zurück
Damit war der Moment erreicht, an dem niemand mehr die Wahrheit der Tabelle ignorieren konnte: Mit nun drei Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz stehen die Kölner auf Rang 17, Mainz ist fünf Punkte enteilt. Friedhelm Funkel soll sich nun mit dem FC auf eine Rettungsmission begeben. Immerhin wird Gisdols Nachfolger eine intakte Mannschaft vorfinden. Zuletzt war der 67-Jährige bei Fortuna Düsseldorf angestellt, musste dort aber im Januar 2020 gehen – und hatte danach eigentlich erklärt, seine Karriere beenden zu wollen. Nun folgt die Rückkehr zum FC, den er schon von Februar 2002 bis Oktober 2003 trainiert hatte. Am Montagvormittag werden sich Funkel und FC-Sportchef Horst Heldt zum finalen Gespräch treffen.
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Gisdol war zum Abschluss noch einmal ein Wagnis eingegangen und hatte seine Rückkehrer Florian Kainz und Sebastian Andersson in die Startelf berufen, für Kainz war es der erste Einsatz von Beginn an in dieser Saison, Andersson war zuletzt am 16. Dezember gestartet. Köln hatte also endlich die Formation auf dem Platz, der man deutlich mehr zutrauen würde als einen direkten Abstiegsplatz. Früh verzeichnete Ondrej Duda einen ersten Anschluss, Köln kam gut aus der Kabine. Doch mit der ersten Chance ging Mainz in Führung. In der elften Minute verlor Noah Katterbach auf der linken Abwehrseite den Ball. Mainz erwischte die Kölner in der Vorwärtsbewegung, Ellyes Skhiri konnte nicht klären, Boetius traf per Schlenzer unter die Latte.
Der FC zeigte Wirkung, die Struktur ging zeitweise verloren, es wurde hektisch. Hoffnung erwachte, als Andersson innerhalb von zwei Minuten gleich zwei Abschlüsse hatte: Erst schob er den Ball nach langem Zuspiel Merés knapp am langen Pfosten vorbei, dann fand ihn eine Flanke seines Mit-Rückkehrers Florian Kainz, Andersson verpasste aus kurzer Distanz. Die Kölner schufteten, rangen um ihre Chance und hätten nach einer halben Stunde einen Elfmeter bekommen können, als Bell Mittelfeldspieler Duda im Strafraum umstieß. Doch Schiedsrichter Felix Brych ließ die Szene laufen.
Duda gleicht per Strafstoß aus
Vieles am Spielverlauf passte zu gut in diese Saison, es verbreitete sich eine gewisse Tragik über Müngersdorf. Dann jedoch kämpften sich die Kölner erneut bis an den Mainzer Strafraum. Zunächst versuchte Wolf einen Schuss, dann Kainz und schließlich noch Ehizibue, dessen Versuch Mwene an der Hand traf. Diesmal sah sich Brych die Szene noch einmal an – und gab den fälligen Strafstoß. Duda verwandelte, ein über alle Maßen verdienter Ausgleich.
Zwei Minuten später drohte der Stein, den die Kölner nun 45 Minuten lang den Berg hinaufgerollt hatten, sie einmal mehr zu überrollen: Mwene setzte sich auf der linken Seite durch, seine abgefälschte Flanke erreichte Barreiro im Fünfmeterraum, doch Horn hielt wieder stark.
Skhiri trifft zur Führung
Draußen vor der Südtribüne feuerten rund 100 Kölner Fans ihre Mannschaft an, drinnen stemmte sich der FC gegen sein Schicksal. In der 58. Minute zauberte Zentner Wolfs Kopfball noch aus dem Winkel, drei Minuten später schlug Jonas Hector einen Freistoß mit viel Schnitt vor den Mainzer Kasten. Diesmal köpfte Skhiri aus nächster Nähe, wieder war Zentner dran, doch der Ball im Tor. Köln hatte die Partie gedreht, einen gewaltigen Aufwand betrieben – und kassierte mit dem nächsten Mainzer Angriff den Ausgleich. Wolf und Skhiri konnten die rechte Seite nicht schließen, Boetius flankte, Onisiwo traf zum 2:2 (65.). Köln zerbrach – und in der Nachspielzeit fiel noch das Mainzer 3:2.
Statt mit drei Punkten ging der FC am Ende mit keinem aus dem Spieltag. Und in weitere schwierige Wochen.