Köln – Am Ende dieses stillen Sonntagnachmittags in Müngersdorf dachte Mark Uth dann doch noch laut darüber nach, was hätte sein können, wäre diese Partie unter konventionellen Bedingungen durchgeführt worden. 2:0 hatte der 1. FC Köln gegen Mainz 05 im eigenen Stadion nach einer Stunde in Führung gelegen, und „in Köln sitzt keiner mehr, wenn du 2:0 führst“, beschrieb der Stürmer.
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Doch die Woge der Emotionen, auf der die Kölner dem Heimsieg entgegengetrieben wäre, sie konnte am Sonntag in Müngersdorf keine Kraft entfalten. Im Gegenteil. Statt unterzugehen, suchten die Gäste ihre Chance und glichen bis zur 72. Minute noch aus, weil Köln die Kräfte schwanden und das vor der zweimonatigen Zwangspause eingeübte taktische Konzept nicht mehr so präsent war wie zuvor. Es war ein ärgerlicher, wenn auch kein unverdienter Punkteverlust der Kölner, die für ihre zarten Träume von der Qualifikation für das internationale Geschäft einen Sieg gut hätten brauchen können. So brachte sich Köln immerhin dem Verbleib in der Liga einen Punkt näher und lief nicht Gefahr, das Selbstvertrauen zu verlieren. „Es war ganz in Ordnung“, sagte Uth, der das 1:0 per Elfmeter in der sechsten Minute erzielt und Kainz’ 2:0 nach 52 Minuten eingeleitet hatte.
Horst Heldt betonte den Wert des gewonnenen Punktes, statt sich über die verlorenen zu ärgern. „Wenn man 2:0 führt, möchte man natürlich gewinnen“, räumte er ein, „aber der Punkt ist wichtig für uns, denn wir haben einen direkten Konkurrenten auf Distanz gehalten.“ Dann mahnte der Sportdirektor: „Wir haben in manchen Phasen auch Glück gehabt.“
Die frühe Führung durch Uths Elfmeter hatte tatsächlich ein wenig darüber hinweggetäuscht, dass Gisdols Mannschaft gegen die von seinem Vorgänger Achim Beierlorzer trainierten Gäste einen schwierigen Nachmittag erlebte. Mainz stellte eine außerordentlich körperliche Mannschaft, die früh attackierte und den FC mit schnellen Vorstößen aus der Komfortzone riss. Jonas Hector und Florian Kainz waren schon in der 20. Minute mit Gelb verwarnt, auch Benno Schmitz auf der rechten Abwehrseite wusste sich mehrfach nur mit Fouls zu helfen. Es war ein enges Duell mit leichten Vorteilen für Mainz.
FC spielt Konter schlecht aus
In der 21. Minute musste Timo Horn gegen Onisiwo eine Glanzparade zeigen, es war eine erste ernsthafte Warnung der Mainzer. „Das Tor hat uns nicht so gut getan, wir waren anschließend etwas passiv“, sagte FC-Trainer Markus Gisdol. Seine Mannschaft spielte ihre Konterchancen schlecht aus, darin hatte zuletzt ihre größte Waffe gelegen. Doch wenig im Kölner Spiel erinnerte an die Abläufe, die in der Phase vor der Corona-Pause so gut funktioniert hatten. „Wir leben natürlich sehr von unseren taktischen Dingen. Die Kraft fehlte dann schnell, das war zusätzlich negativ, weil die Konzentration nachließ. Wir haben längst nicht den Anspruch, dass wir gegen Mainz unbedingt gewinnen müssen. Wir haben einen Punkt gemacht, da sollte man ehrfürchtig genug sein, zu sagen, dass wir gut damit leben können“, sagte Gisdol.
Das Solo von Malong Kunde
Das Kölner 2:0 (53.) war überraschend gekommen. Uth passte den Ball auf die rechte Seite, wo Dominick Drexler wartete und präzise auf Florian Kainz passte, der zum 2:0 traf. Mainz gab nicht auf, es blieb ein interessantes Duell. Fünf Minuten nach seiner Einwechslung traf Taiwo Awoniyi zum Anschluss; zu früh aus Sicht der Kölner, um dieses Spiel über die Zeit zu bringen. Die Kräfte schwanden und damit die Fähigkeit, sich auf die noch immer neuen Strukturen zu besinnen, die Gisdol ihnen vermittelt hat und die offensichtlich noch nicht tief genug sitzen, um in einem Spiel wie dem am Sonntag einfach zu funktionieren. In der 72. Minute nahm Malong Kunde seinen Mut zusammen, zog einen Sprint aus dem Mittelfeld an und marschierte unbehelligt bis in den Kölner Strafraum, wo er den Ball an Timo Horn vorbei ins Tor schob, die Kölner Defensive war in diesem Moment nicht präsent. Beide Teams wollten nun den Sieg, doch es blieb beim Remis, das die Trainer zufriedenstellte. „Wir haben das insgesamt ganz toll hingekriegt, und zwar der 1. FC Köln genauso wie Mainz“, lobte Beierlorzer, und Gisdol befand: „Unterm Strich war es ein wirklich interessantes Spiel. Wir leben mit dem Punkt ganz gut.“